VBS-Chefin weg, Luftwaffenchef weg, Geheimdienstchef weg, Armeechef weg. Ausgerechnet jetzt, da die Sicherheitslage in Europa so fragil ist wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr, zerfällt unsere militärische Führung wie ein Würfelzucker.
Optimistisch betrachtet: Die Lage im VBS ist so desolat, die Herausforderungen sind so gross, dass ein radikaler personeller Neustart gerade recht kommt.
Armeechef Thomas Süssli warnte stets vor dem schlechten Zustand der Truppe und forderte 50 Milliarden Franken für die Nachrüstung. Wenn es so schlimm steht, ist sein Rücktritt konsequent. Eine Armee weiterzuführen, deren Rahmenbedingungen er für unverantwortlich hält, wäre unglaubwürdig. Selbst wenn der politische Wille zur Stärkung der Armee vorhanden ist: So schnell und in diesem Umfang, wie Süssli es sich wünschte, werden Bundesrat und Parlament die Milliarden kaum bewilligen.
Man kann es als Schwäche von Viola Amherd auslegen, dass sie sich als Verteidigungsministerin politisch zu wenig für eine starke Armee einsetzte – oder als Anmassung von Süssli, der als oberster Militärbeamte diese Lücke besetzte. So oder so haben die beiden im Zusammenspiel keine gute Figur gemacht.
Boris Pistorius ist ein Vorbild
Wer auch immer neuer Verteidigungsminister wird, muss eine glaubwürdige Führungspersönlichkeit sein, die Reformen vorantreibt. Es geht nicht darum, mit Lobbying im Parlament ein paar Millionen mehr herauszuholen. Es braucht auch keine hohle Ankündigungen wie die von Ueli Maurer, die Schweiz soll die beste Armee der Welt werden. Zielführender wäre ein Bundesrat nach dem Vorbild von Boris Pistorius. Der populärste Politiker Deutschlands ist weder Polterer noch Showman, sondern ein Minister, der mit Bodenständigkeit und Überzeugungskraft vermittelt, dass es für ein verteidigungsfähiges, sicheres Land mehr braucht als neue Flieger und Panzer.
Können Markus Ritter oder Martin Pfister das? Bisher glänzten beide in geschliffenen Sonntagsreden. Doch nun beginnt die Bewährungsprobe: In den kommenden zwei Wochen grillieren die Bundeshausfraktionen die Kandidaten hinter verschlossenen Türen. Der Härtetest folgt im Amt. Erste Aufgabe: einen neuen Armeechef finden – und dann die wirklich schweren Probleme angehen.