Darum gehts
- Martin Pfister feiert Triumph als Zentralschweizer Bundesrat nach 22 Jahren Wartezeit
- Festakt mit Pauken, Trompeten und humorvollen Reden in Baar
- Erste Zuger Bundesrat seit 1982, Empfang mit historischer Kutsche
22 Jahre musste die Zentralschweiz warten. Jetzt hat sie endlich wieder einen Bundesrat. Am Donnerstag feierte der Kanton Zug den Triumph seines Mitte-Regierungsrates Martin Pfister (61) gebührend – wortwörtlich mit Pauken und Trompeten der einheimischen Feldmusik.
In seiner Wohngemeinde Baar liess sich der designierte Verteidigungsminister zusammen mit einer Berner Delegation von Gemeindepräsident und Parteikollege Walter Lipp (61) empfangen. «Wer hätte gedacht, dass wir einen Baarer Bundesrat empfangen dürfen?», fragte er in die johlende Menge.
Die Gastgeber zeigten sich überwältigt
Lipp und der Zuger Landammann Andreas Hostettler (57, FDP) überboten sich in ihren Reden mit Superlativen. Für Hostettler ist es gar «endlich das Happy End», wie er in seiner Rede kundgab. Vor zehn Jahren klappte es noch knapp nicht mit dem «eigenen» Bundesrat. SVP-Nationalrat Thomas Aeschi (46) unterlag damals bei der Ersatzwahl für die abtretende BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (69) dem heutigen Wirtschaftsminister Guy Parmelin (65).
Wie gross die Freude über den ersten Zuger Bundesrat seit 1982 ist, schien wohl selbst der Kanton zu unterschätzen. Das zeigte sich bereits bei der Ankunft des Extrazuges von Bern: Zahlreiche der mitgereisten Gäste – darunter Ständerätinnen und Nationalräte – irrten erst einmal orientierungslos durch die riesige Menschentraube, bis sie ihren zugewiesenen Platz fanden.
Auch Amherd genoss das Bad in der Menge
Auch der frisch gebackene Bundesrat, Ehefrau Cacilda Giacometti Pfister (59) sowie Noch-Bundesrätin Viola Amherd (62) waren sich nicht ganz sicher, in welche Kutsche sie nun einsteigen sollen. Der anschliessende Umzug durch die Baarer Innenstadt brach gar das Protokoll: Die Bundesweibel mussten zu Fuss neben dem historischen Gefährt mitlaufen, statt wie vorgesehen neben dem Kutscher Platz zu nehmen.
«Wir haben keine Queen und keine Popstars – dann müssen halt die Bundesräte hinhalten», sagte Amherd später zu Blick. Der Zuger Festakt bleibt wohl ihr letztes Bad in der Menge als Mitglied der Landesregierung. Sie und der ebenfalls anwesende Armeechef Thomas Süssli (58) mussten von Gemeindepräsident Lipp gar noch einen Seitenhieb verkraften: Er schenkte Pfister vor versammelter Festschar ein Paar Socken – «weil die Armee ja bei den Kleidern spart».
In der ersten Klasse musste Pfister in die Sprachtherapie
Pfister stimmte in seiner Rede dagegen ernstere Töne an – und zeigte, weshalb ihn die Bundesversammlung letztlich dem Bauernpräsidenten Markus Ritter (57) vorzog: Die Schweiz müsse besonders in der aktuellen weltpolitischen Lage näher an Europa rücken, sagte er. Der bedachte Schaffer plädierte zudem dafür, «über die Parteigrenzen hinweg» für das Land zusammenzustehen. «Der grösste Feind der Demokratie ist die Gleichgültigkeit.»
Dennoch sorgte auch «Unser Martin» beim sichtlich gut gelaunten Publikum für Gelächter: Er erzählte, wie er als Erstklässler zur Sprachtherapeutin musste. «Sonst wirst du nie Bundesrat, sagte sie zu mir.» Offensichtlich lag sie damit richtig, witzelte Pfister.