Bundesrat Jans hat selbst schon Erfahrungen mit kriminellen Migranten gemacht
«Wir haben heikle Situationen erlebt»

SP-Bundesrat Beat Jans kennt die Schattenseiten der Migration aus eigener Erfahrung. Seine Familie habe selbst schon heikle Situationen in ihrem Quartier erlebt, erzählt er. Der Justizminister erkennt im Asylwesen aber auch grosse Chancen für die Schweiz.
Publiziert: 27.07.2024 um 13:17 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2024 um 16:04 Uhr
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Aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen stösst das Schweizer Asylsystem an allen Ecken und Enden an seine Grenzen.
Foto: Keystone
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Justizminister Beat Jans (60) hats nicht leicht. Als fürs Asylwesen zuständiger Bundesrat steht er unter Dauerbeschuss der SVP: «Die Bilanz von 200 Tagen Bundesrat Jans ist eine Chronologie des Versagens», schreibt die Partei. Und tatsächlich stösst das Schweizer Asylsystem aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen derzeit an allen Ecken und Enden an seine Grenzen. Nur: Will Jans die Asyl-Schraube anziehen, stösst er sogleich bei seiner eigenen SP auf Widerstand.

Er könne mit der Kritik leben, versichert Jans im Interview mit der «Schweizer Familie». Als Bundesrat müsse er sich auch mal gegen die eigene Partei stellen. «Denn ich bin für alle da.» Er besuche die Gemeinden, rede mit den Leuten und schaue sich die Probleme vor Ort an.

«Meiner Frau wurde mehrmals die Handtasche gestohlen»

Migrationsprobleme kennt Jans aus eigener Erfahrung. Das Basler Matthäusquartier, wo Jans lebt, kämpft mit einigen Begleiterscheinungen – etwa mit Drogen und Kriminalität. «Wir haben heikle Situationen erlebt. Meiner Frau wurde mehrmals die Handtasche gestohlen», erzählt Jans. «Und unsere Kinder waren beim Schulhaus mit Kriminalität und Gewalt konfrontiert. Wir mussten auch schon die Polizei rufen.»

Das Kleinbasel sei aber auch ein freundlicher, lebendiger Ort. Dort würden Menschen aus verschiedenen Nationen friedlich zusammenleben. «Unsere Töchter lernen andere Kulturen und Sprachen kennen», führt Jans aus. «Dabei erfahren sie, dass die Zuwanderung auch ein Gewinn ist und dass wir die Herausforderungen meistern können.»

Den Problemen, die das Asylwesen aber ebenfalls mit sich bringt, will Jans dennoch nicht tatenlos zusehen: «Viele Menschen kommen in die Schweiz, obwohl sie wissen, dass sie kein Asyl bekommen. Sie suchen Unterschlupf.» Für diese seien beschleunigte Verfahren geschaffen worden. «So bekommen diese Leute rasch Klarheit und müssen nach einem negativen Entscheid unser Land verlassen.»

«Wir werden in Zukunft auf Migranten angewiesen sein»

Seine SP aber ist damit nicht einverstanden, sieht den Asylstatus untergraben. Jans aber sieht das anders: «Unser Asylsystem ist nicht für jene da, die nur vorübergehend eine Unterkunft wollen.» Zudem zeige die Massnahme bereits Wirkung. Mittlerweile kämen gut 40 Prozent weniger Menschen aus den betroffenen Ländern in die Bundesasylzentren. Das schaffe den dringend benötigten Platz. Und die Mitarbeitenden könnten jene besser betreuen, die wirklich Schutz brauchen.

Am besten seien Flüchtlinge zu integrieren, wenn sie arbeiten dürfen – und man könnte so den Arbeitskräftemangel entschärfen. «Wir werden in Zukunft auf die Migrantinnen und Migranten angewiesen sein, um die Dienstleistungen aufrechterhalten zu können», ist Jans überzeugt. «Da denke ich etwa an die Post, ans Gesundheitswesen oder an den Bau. Dort fehlen bald Tausende Arbeitskräfte.»

Das Beispiel der Ukraine aber zeigt, wie schwer die Integration in den Arbeitsmarkt ist. Obwohl diese Flüchtlinge arbeiten dürfen, hat bisher nur jeder und jede Vierte einen Job gefunden. Daher würden die Geflüchteten in die Pflicht genommen, Firmen angesprochen und die regionalen Arbeitsvermittlungsstellen eingespannt. «So werden wir den Anteil nach und nach steigern können. Aber es braucht alle, damit das gelingt», sagt Jans.

Und er wolle sich weiter dafür einsetzen, «dass wir Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen langfristig in den Arbeitsmarkt integrieren, statt neue Leute ins Land zu holen». Davon würden am Ende alle profitieren.

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