Trump spricht über Ukraine-Krieg, Putin und Zölle
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Vor Abflug nach Rom:Trump spricht über Ukraine-Krieg, Putin und Zölle

Bundesräte in Washington und die Folgen des Zollstreits – eine Analyse
Wie Trump die Schweiz verändert – auch zum Guten!

Die USA drohen mit Strafzöllen. Die Schweiz hofft auf einen Deal. Plötzlich wanken innenpolitische Tabus – allen voran der Schutz der Bauern. Trumps Druck zwingt zum Umdenken. Und stellt alte Reflexe infrage – bei Rechten wie Linken.
Publiziert: 25.04.2025 um 23:53 Uhr
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Aktualisiert: 06:59 Uhr
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Donald Trump treibt die Welt vor sich her – und dann ab zum Golfspielen.
Foto: Getty Images
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Rolf CavalliChefredaktor Blick

Donald Trump (78) weiss womöglich nicht, ob die Schweiz zur EU gehört. Und erst recht nicht, wie viele Kühe hier leben. Doch seine Drohung mit 31 Prozent Strafzöllen – zurzeit ausgesetzt, aber nicht vom Tisch – könnte in der Schweiz mehr bewirken als mancher Bundesrat. Denn sie setzt innenpolitisch Hebel in Gang, die sich sonst nie bewegen würden.

Der Reihe nach: Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) und Wirtschaftsminister Guy Parmelin (65) durften diese Woche in Washington vorsprechen – Resultat: Die Schweiz gehört neu zu den 15 Ländern, mit denen die USA vorrangig einen Deal aushandeln wollen. Noch ist nichts unterschrieben, aber immerhin: Die Verhandlungsmaschine läuft.

Die entscheidende Frage: Wie weit geht die Schweiz, um Trump zufriedenzustellen? Und was bedeutet das für einen der am stärksten geschützten Sektoren unseres Landes – die Landwirtschaft?

Schon einmal fiel ein Tabu unter amerikanischem Druck: das Bankgeheimnis. Auch damals galt es als unantastbar – bis Washington Fakten schuf. Die Schweiz überlebte, reformierte sich, wurde stärker.

Jetzt droht eine ähnliche Dynamik – diesmal auf dem Acker. Die Bauernlobby verhinderte jahrzehntelang jede Öffnung. SVP-Bundesrat Parmelin sprach in Washington von «Landwirtschaft als nationale Sicherheit». Zugleich bot er Erleichterungen bei Importen an – solange sie Schweizer Bauern nicht konkurrenzieren. Doch ob Trump sich mit ein paar zollfreien Avocados und Orangen abspeisen lässt?

Anti-EU-Reflex der SVP und Antiamerikanismus der Linken

Erste bürgerliche Stimmen signalisieren, dass der Schutz der Bauern kein Dogma mehr ist – wenn damit die Schweizer Wirtschaft gesichert werden kann. Die Jungfreisinnigen fordern offen die Abschaffung der Agrarzölle. Ein Tabubruch.

Damit steckt die SVP in einem Dilemma. Sie feiert Trumps Anti-Woke-Kulturkampf, seine harte Migrationspolitik und seine EU-Skepsis. Doch wirtschaftlich ist Trump für sie und ihre Wähler ein Albtraum. Höchste Zeit, aufzuwachen.

Warum geisselt die SVP jede Kohäsionsmilliarde an Brüssel, verharmlost aber Trumps Zollhammer als Missverständnis? Seit dem 5. April gelten 10 Prozent Strafzoll auf Schweizer Produkte – das kostet Milliarden.

Auch die Linke muss sich Fragen stellen. Ihr Anti-Amerikanismus wirkt mit Trump nur noch rechthaberisch. «Fuck you Trump»-Parolen mögen die Fundis an der Basis erfreuen – sie bringen der Schweiz keinen Zentimeter diplomatischen Spielraum.

Gerade jetzt hat die Schweiz die Chance, selbständig mit den USA zu verhandeln – ein Vorteil, den kein EU-Staat hat. Doch dafür müssten links wie rechts ihre ideologischen Reflexe ablegen.

Trump zwingt uns zum Umdenken

So willkürlich und erpresserisch Trump handelt, er zwingt uns zum Realitätscheck. Sein Vorgehen deckt Widersprüche auf, hinter denen sich die Parteien lange versteckt haben. Und er zwingt uns, Reformen zu denken, die wir ohne ihn aussitzen würden – bei der Landwirtschaft, im Verhältnis zur EU, im Verhältnis zur Welt.

Trumps Zollhammer ist ein Weckruf. Die Linke muss ihre USA-Allergie hinterfragen, die Rechte ihren Anti-EU-Reflex. Und die Landwirtschaft könnte zum Reformprojekt werden – unfreiwillig, aber notwendig.

Nach der US-Wahl fragte der Blick: Kann die Schweiz Trump? Die Antwort ist offen. Aber klar ist: Trump wird die Schweiz verändern.

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