Bund präsentiert polizeiliche Kriminalstatistik 2023
Mehr schwere Gewaltstraftaten in der Schweiz

Die neuste Kriminalstatistik zeigt eine Zunahme der Straftaten in der Schweiz. Insbesondere auch die Zahl der Gewalttaten ist weiter gestiegen.
Publiziert: 25.03.2024 um 08:38 Uhr
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Aktualisiert: 26.03.2024 um 10:22 Uhr
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Der Bund und mehrere Kantone präsentieren am Montag ihre Kriminalstatistik 2023. Dabei geht es etwa um Gewaltdelikte.
Foto: Keystone
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Mit einem Total von 522'558 Straftaten gemäss Strafgesetzbuch wurden 2023 im Vergleich zum Vorjahr 14,0 Prozent mehr Straftaten polizeilich registriert. Die Zunahme ist insbesondere auf die Vermögensstraftaten (+17,6 Prozent) zurückzuführen, welche bereits das zweite Jahr in Folge zugenommen haben.

Ein Anstieg wurde auch bei der digitalen Kriminalität verzeichnet (+31,5 Prozent). Wie bereits im vergangenen Jahr wurden 2023 erneut mehr schwere Gewaltstraftaten (+5,9 Prozent) registriert. Bei den beschuldigten Personen gab es einen Anstieg um 4,3 Prozent. Dies geht aus der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.

Während die Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch im Jahr 2023 gestiegen sind, sank dagegen die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz leicht um 1,5 Prozent auf 54'458 Straftaten. Beim Ausländer- und Integrationsgesetz hingegen wurde mit 43'180 Straftaten ein Anstieg von 21,5 Prozent verzeichnet.

Rekord an schweren Gewaltdelikten

47'381 Gewaltstraftaten verzeichnet die Kriminalstatistik für letztes Jahr – ein leichter Anstieg um 1,5 Prozent. Die Zahl der Gewaltstraftaten bleibt mit 5,4 Fällen pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner aber auf ähnlichem Niveau wie in den vergangenen fünf Jahren.

Im Vorjahr stieg die Zahl der schweren Gewaltdelikte auf einen Rekordwert! Dieser wurde mit nun 2057 registrierten schweren Gewaltstraftaten (+5,9 Prozent) nochmals getoppt! Es handelt es sich um den höchsten Wert seit der Einführung der Statistik im Jahr 2009.

Die Zahl vollendeter Tötungsdelikte hat um über ein Viertel zugenommen: Es wurden 53 Tötungsdelikte registriert – elf mehr als im Jahr zuvor. Dieser Wert liegt über dem Mittelwert von 48 Tötungsdelikten seit 2009. Ebenfalls zugenommen hat die Anzahl versuchter Tötungsdelikte mit total 229 Straftaten (+17,4 Prozent) sowie schwere Körperverletzung mit 880 Straftaten (+15,5 Prozent). Hingegen haben im Vergleich zum Vorjahr Vergewaltigung (Total: 839 Straftaten, -3,2 Prozent) und schwerer Raub (Total: 51 Straftaten, -25,0 Prozent) abgenommen.

Häusliche Gewalt bleibt hoch

Die Straftaten im häuslichen Bereich sind mit einem Total von 19'918 Straftaten auf einem ähnlichen Niveau wie bereits in den vergangenen vier Jahren. Von allen vollendeten Tötungsdelikten wurde etwas weniger als die Hälfte im häuslichen Bereich verübt.

Dieser Anteil ist niedriger als in den vergangenen fünf Jahren. Bei den getöteten Personen in der (ehemaligen) Partnerschaft handelt es sich um 14 Frauen und zwei Männer. Innerhalb einer Familien- oder anderen Verwandtschaftsbeziehung wurden vier Mädchen sowie fünf erwachsene Personen (zwei Frauen, drei Männer) getötet.

114 Einbrüche pro Tag

Bei fast 70 Prozent der Straftaten gegen das Strafgesetzbuch handelt es sich um Vermögensdelikte. 354'967 Fälle wurden hier verzeichnet., wobei mehr als die Hälfte auf Diebstahl entfällt. Dazu zählen auch 54'517 Straftaten beim Fahrzeugdiebstahl (+17,5 Prozent) sowie eine Zunahme von 71,4 Prozent auf 18'192 Straftaten beim Diebstahl ab oder aus einem Fahrzeug. Dies entspricht den höchsten Werten seit Einführung der Statistik im Jahr 2009. 

Wie bereits 2022 sind auch im Jahr 2023 die Einbruch- und Einschleichdiebstähle mit 41'429 Fällen gestiegen (+15,9 Prozent). Registrierte die Polizei im Jahr 2022 durchschnittlich noch 98 Einbruch- und Einschleichdiebstähle pro Tag, so waren es letztes Jahr deren 114. 

Weiter wurde mit 29'314 Straftaten beim Betrug der höchste Wert seit 15 Jahren polizeilich registriert (+21,2 Prozent). Bei fast 80 Prozent der Betrugsstraftaten wurde ein digitales Tatvorgehen verzeichnet.

Weniger Cyber-Sexualdelikte

Seit 2020 wird in der Kriminalstatistik auch die digitale Kriminalität ausgewiesen. Diese stieg seither stetig an – auf 43'839 Fälle im vergangenen Jahr (+31,5 Prozent). Dabei handelt es sich zu vier Fünfteln um Vermögensstraftaten. 

Den grössten Anteil stellt mit 40'496 Straftaten die Cyber-Wirtschaftskriminalität dar (+36,5 Prozent). Dabei handelt es sich beispielsweise um Phishing oder den Missbrauch von Online-Zahlungssystemen. Die Cyber-Sexualdelikte hingegen sind nach einem Anstieg im Jahr 2022 wieder um 7,4 Prozent gesunken.

Über 90'000 Beschuldigte

Mit der Zahl der Fälle ist auch die Zahl der beschuldigten Personen – also der mutmasslichen Täterinnen und Täter – gestiegen: 90'403 Personen wurden polizeilich als beschuldigte Personen einer Straftat gegen das Strafgesetzbuch registriert. Die Zahl der Minderjährigen stieg um 4,2 Prozent auf 11'032 Personen, die der jungen Erwachsenen um 3,7 Prozent auf 13'792 und die Zahl der Erwachsenen um 4,5 Prozent auf 65'549. Bei den Erwachsenen, die älter sind als 24 Jahre, entspricht dies dem höchsten Wert seit 2009. 

44,3 Prozent aller beschuldigten Personen sind Schweizer Staatsangehörige (2022: 47,0 Prozent), 31,2 Prozent gehören zur ständigen ausländischen Wohnbevölkerung (2022: 32,1 Prozent), 6,6 Prozent zur Asylbevölkerung (2022: 4,2 Prozent) und 17,9 Prozent zählen zur Gruppe der übrigen Ausländerinnen und Ausländer (2022: 16,8 Prozent). 

Verschiedene Kantone informieren über ihre kantonalen Kriminalstatistiken. Alles dazu findest du hier.

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