Auf einen Blick
- Gerhard Pfister gilt als Favorit für Amherd-Nachfolge im Bundesrat
- Pfisters Durchsetzungsfähigkeit könnte ihm zum Verhängnis werden
- Pfister sanierte in neun Jahren als Präsident die angestaubte CVP
Innerlich habe er sich bereits zu 95 Prozent entschieden, sagte Gerhard Pfister (62) am Donnerstag im Radio SRF. Nur wofür, das liess der noch amtierende Mitte-Präsident offen. Klar ist: Pfister gilt weiterhin als Kronfavorit für die Nachfolge der abtretenden Verteidigungsministerin Viola Amherd (62).
Dass der Zuger Nationalrat ambitioniert ist, Bundesrat zu werden, ist längst ein offenes Geheimnis. Er gilt als mächtig und wirkungsvoll, kommt als Innerschweizer aus einer in der Regierung aktuell untervertretenen Region. Und er fand auch gleich den richtigen Zeitpunkt, um seinen Abgang als Parteioberhaupt anzukündigen – nämlich just eine Woche vor Amherd. Reicht das für den Posten?
Durchsetzungsfähiger, aber schwieriger Charakter
Zwar kündigte Pfister an, sein Amt erst auf Juni abzugeben. Nun kommt ihm «seine» Bundesrätin mit ihrem Rücktritt zwei Monate zuvor. Will er also dennoch die Gunst der Stunde nützen, müsste jemand ad interim den Chefsessel übernehmen. Undenkbar ist das nicht.
In seinen neun Jahren als Präsident sanierte Pfister die angestaubte CVP – wurde zum Architekten der Mitte – und positionierte sie neu als bürgerliche, aber soziale Kraft. In seinen 20 Jahren im Bundeshaus eckte er aber auch immer wieder an – als durchsetzungsfähiger, aber auch schwieriger Charakter.
Will die SVP lieber einen «einfachen» Bundesrat?
Das könnte ihm zum Verhängnis werden: Hievt ihn seine Partei aufs Ticket, bleibt fraglich, ob sich die SVP sich hinter einen «starken» Mitte-Bundesrat wie Pfister stellt. Insbesondere, da er sich als Parteichef bei vielen sozialen Themen oft lieber auf linker Seite umschaute. Stattdessen könnte der bürgerliche Block auf einen «umgänglicheren» Kandidaten – beispielsweise den allseits beliebten Bündner Nationalrat Martin Candinas (44) – setzen.
Aber selbst wenn Pfister immer wieder mit der SP oder den Gewerkschaften zusammenspannte: Die Linken werden sich genauso davor hüten, den Wolf im Schafspelz zu wählen. Der Mitte-Magistrat begann seine Laufbahn in Bundesbern noch am rechten Rand der CVP. Seine Wandlungsfähigkeit – manche sagen Unberechenbarkeit – bewies er seither mehrfach.
Auch Linke zögern noch, sich einen Bundesrat Pfister vorzustellen
Die Frage stellt sich: Wird der Bundesrat Pfister derselbe Mensch sein, wie es der Parteipräsident Pfister ist? Manche Parlamentarierinnen und Parlamentarier schrecken darum davor zurück, ihn genauso als «Kronfavoriten» zu bezeichnen, wie er in der Öffentlichkeit gilt. Als wählbar gilt er nichtsdestotrotz.
So oder so wäre es wohl Pfisters letzte Chance: Als möglicher Aspirant ist er gleich alt wie die abtretende Amherd – kaum ein Pluspunkt. Am Montag soll zumindest klar werden, in welche Richtung sich der Mitte-Mann festgelegt hat. Zusammen mit Fraktionspräsident Philipp Matthias Bregy (46) – ebenfalls möglicher Kandidat – wird Pfister die Findungskommission für die Amherd-Nachfolge präsentieren. Nimmt er selbst nicht Einsitz, ist sicher: Er will.