Hier erklärt Viola Amherd ihren Rücktritt
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Hier erklärt Amherd Rücktritt:«Jede Person ist ersetzbar»

Ihre engste Mitarbeiterin ging vor zwei Wochen
Wollte Amherd ohne ihre Super-Beraterin Hauser-Süess nicht weitermachen?

Kurz nach dem Abgang ihrer engsten Mitarbeiterin Brigitte Hauser-Süess verkündet Verteidigungsministerin Viola Amherd ihren Rücktritt. Beraterin Hauser-Süess ging Ende Jahr unter Misstönen endgültig in Pension – und schien für die Bundesrätin unverzichtbar.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Verteidigungsministerin Viola Amherd muss seit diesem Jahr ohne ihren «Schatten» auskommen. War der Abgang von Brigitte Hauser-Süess ein Grund für den Rücktritt?
Foto: JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Auf einen Blick

  • Bundesrätin Viola Amherd tritt Ende März zurück nach Abgang ihrer Beraterin
  • Brigitte Hauser-Süess war langjährige Beraterin für mehrere Bundesräte
  • Hauser-Süess erhielt 1140 Franken pro Tag für drei Monate nach Pensionierung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Kaum zwei Wochen ist Brigitte Hauser-Süess (70) weg – und schon vermeldet ihre ehemalige Chefin, Bundesrätin Viola Amherd (62), ihren Rücktritt. Ohne ihre engste Mitarbeiterin scheint es für die letztjährige Bundespräsidentin nicht mehr weiterzugehen. Sie legt stattdessen ihr Amt auf Ende März nieder.

Als Amherd 2018 zur Nachfolgerin von Mitte-Bundesrätin Doris Leuthard (61) gewählt wurde, wollte Hauser-Süess – damals Leuthards Beraterin – bereits ein erstes Mal in Pension. Doch sie liess sich vom frisch ernannten Regierungsmitglied aus demselben Kanton und derselben Partei überzeugen, doch weiterhin in Bundesbern zu bleiben. Hauser-Süess tat dies weitere sechs Jahre – und trat schliesslich Ende letzten Jahres unter Misstönen endgültig ab.

Von der Innerschweiz in die Berge, als Ausgestossene in die Hauptstadt

Ins Wallis zog es die Luzernerin Hauser-Süess vor einem halben Jahrhundert – wegen der Liebe. Wieder weg zog es sie kurz vor der Jahrtausendwende, als die CVP Oberwallis sie – aufgrund ihrer langjährigen Unterstützung der Fristenlösung bei der Abtreibung – endgültig fallenliess. «Als mich die CVP Oberwallis nicht für die Ständeratswahlen nominierte, wurde ein Wechsel fällig», sagte sie später dem «Walliser Boten».

So zog die Ausgestossene nach Bern: Unter der Ägide der damaligen CVP-Bundesrätin Ruth Metzler (60) wurde sie zur Kommunikationschefin des Bundesamts für Migration und blieb auch, als SVP-Magistrat Christoph Blocher (84) übernahm. Nach seiner Abwahl 2008 stieg sie unter Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (68) zur Informationschefin des Justiz- und Polizeidepartements auf und folgte der BDP-Vorreiterin anschliessend auch ins Finanzdepartement.

Abgang unter lauten Misstönen

Mit Widmer-Schlumpfs Rücktritt wurde sie zur Chefberaterin der Mitte-Bundesrätinnen. Insbesondere Amherd wich sie dabei kaum von der Seite, schien sie auf Schritt und Tritt zu begleiten. Und wurde offenbar so unverzichtbar, dass selbst die Zwangspensionierung nicht infrage kam. Denn diese gilt bei Bundesangestellten ab dem 70. Altersjahr. Als Hauser-Süess diese Grenze letzten September erreichte, liess Amherd sie für weitere drei Monate im Mandatsverhältnis weiterbeschäftigen und löste ungewollt einen Skandal aus. Satte 1140 Franken pro Tag liess sich die Verteidigungsministerin die Dienste ihrer langjährigen Mitarbeiterin kosten – insgesamt bis zu 97'000 Steuerfranken.

«Frau Amherd kann offenbar nicht sein ohne ihre Beraterin Hauser-Süess», kommentierte Blocher in der Sendung «Teleblocher». Und die Schweizer Medienlandschaft stürzte sich auf die «üppigen» Vergütungen der Bundesbeamten. «Es hat mich verletzt. Die Aussagen waren falsch und undifferenziert», sagte Hauser-Süess gegenüber dem «Walliser Boten» kurz vor ihrem endgültigen Abtritt im Dezember. Alle persönlichen Mitarbeitenden seien in der gleichen Lohnklasse eingeteilt. Und bei einem Mann hätte die Diskussion garantiert ganz anders ausgesehen, sagte sie. «Sollen wir Frauen gratis arbeiten?»

Der Knatsch um den Lohn ihrer Beraterin war dem Durchhaltewille Amherds sicherlich nicht zuträglich – Hauser-Süess' Abgang wohl aber genauso wenig. Ohne ihre engste Vertraute – ihren «Schatten» – will die ausdrückliche Frauenfussball-Anhängerin nicht einmal mehr bis zur EM 2025 im eigenen Land durchhalten.

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