Amherds Beraterin Brigitte Hauser-Süess verteidigt üppiges Beratermandat
«Sollen wir Frauen gratis arbeiten?»

Fast 100'000 Franken in drei Monaten: Brigitte Hauser-Süess, Beraterin von Bundesrätin Viola Amherd, konnte ihre Rente aufbessern. Nun hört die «einflussreichste Einflüsterin von Bundesbern» auf. Und verteidigt ihr Honorar.
Publiziert: 26.12.2024 um 10:40 Uhr
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Aktualisiert: 26.12.2024 um 10:59 Uhr
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Brigitte Hauser-Süess, die persönliche Mitarbeiterin von Bundesrätin Viola Amherd, wäre eigentlich schon pensioniert.
Foto: Pascal Mora

Auf einen Blick

  • Brigitte Hauser-Süess arbeitete nach der Pensionierung für Viola Amherd weiter
  • Ihr Beratermandat kostet den Steuerzahler 1140 Franken pro Tag
  • Hauser-Süess verteidigt das hohe Honorar
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Brigitte Hauser-Süess (70) gilt als die wichtigste Bezugsperson von Verteidigungsministern Viola Amherd (62). Man nennt die Walliserin auch «die einflussreichste Einflüsterin in Bundesbern». Die persönliche Mitarbeiterin der Mitte-Bundesrätin hat eigentlich längst das offizielle Pensionsalter erreicht. Im September feierte sie ihren 70. Geburtstag – und überschritt damit auch die allerletzte Altersgrenze für Bundesangestellte.

Amherd wollte Hauser-Süess aber mitten in ihrem Jahr als Bundespräsidentin nicht gehen lassen. Also einigte sie sich mit der langjährigen Beraterin auf ein Beratermandat bis Ende Jahr. Der Auftrag kostet den Steuerzahler 1140 Franken pro Tag, wie die «NZZ» publik machte. Der Fall sorgte für Aufsehen. Die Zeitung bilanzierte: «Damit ist Hauser-Süess die wohl am besten verdienende Bundesratsberaterin der Geschichte.»

Neid, Häme und Unverständnis

Kurz bevor Hauser-Süess den Bundesbetrieb nun endgültig verlässt, äusserte sie sich gegenüber dem «Walliser Boten» erstmals zur Berichterstattung. «Es hat mich verletzt. Die Aussagen waren falsch und undifferenziert», sagte sie. Alle persönlichen Mitarbeitenden seien in der gleichen Lohnklasse eingeteilt. Sie verdiene nicht mehr, aber auch nicht weniger als ihre Kollegen.

Neid, Häme und Unverständnis seien ihr entgegengeschlagen. Die Schweiz sei noch immer nicht bereit für gut verdienende Frauen. Bei einem Mann hätte die Diskussion ganz anders ausgesehen, ist sie überzeugt. «Sollen wir Frauen gratis arbeiten?», legte Hauser-Süess gegenüber der Zeitung nach.

Tatsächlich löste die Berichterstattung bei Amherds Departement Entrüstung aus. Die «NZZ» habe falsche Berechnungen aufgestellt und tatsachenwidrige Rückschlüsse gezogen, hiess es. Die persönliche Beraterin erhalte den gleichen Lohn wie bisher.

Auf 97’000 Franken für drei Monate belief sich der Auftrag für Hauser-Süess. Bei diesem Dienstleistungsvertrag handle es sich jedoch um ein Kostendach. Und man müsse beachten, dass in den Honoraren üblicherweise sämtliche Aufwendungen enthalten seien – bis hin zu Sozialleistungen, Spesen und Ferientagen.

Hauser-Süess ist kein Einzelfall

Hauser-Süess' Vertrag ist kein Einzelfall: Wie Blick publik machte, versüsst Amherds Verteidigungsdepartement auch weiteren Ex-Top-Kadern mit lukrativen Beratermandaten die Pension.

Der ehemalige Chef der Luftwaffe, Aldo C. Schellenberg (66), erhielt zuletzt üppige Berater-Honorare von seinem vormaligen Arbeitgeber. Auch Jörg Annaheim (71), früherer Vize-Direktor des Bundesamts für Sport, wurde als Berater engagiert.

Jedes Jahr gibt der Bund mehr Geld für externe Beratungen aus. Satte 184 Millionen Franken waren es allein 2023, wie die «NZZ am Sonntag» berichtete. Demnach liegt das Verteidigungsdepartement mit 54 Millionen an der Spitze. Es folgt das Verkehrsdepartement von SVP-Bundesrat Albert Rösti (57) mit 52 Millionen sowie das Innendepartement von SP-Magistratin Elisabeth Baume-Schneider (60) mit 28 Millionen.

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