Schätzungsweise 150 Millionen Menschen weltweit sind obdachlos. Für die Schweiz gibt es keine genauen Zahlen. Doch: Armut und Obdachlosigkeit gibt es auch hierzulande – auch wenn sie oft im Verborgenen bleiben.
Die Luzerner SP will der Obdachlosigkeit nun mit dem «Housing First»-Ansatz den Kampf ansagen, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet. Übersetzt bedeutet das in etwa «zuerst ein Zuhause». Im Gegensatz zu den heute üblichen Betreuungskonzepten mit Pflege-, Therapie- oder Tagesstrukturangeboten, fordern drei Stadtluzerner SPler, dass die Gewährung von Wohnraum nicht mehr an Bedingungen wie Drogenabstinenz geknüpft werden soll.
Bei «Housing First» geht man davon aus, dass ein sicheres Zuhause die Grundlage für Menschen ist, andere Probleme zu bewältigen und ihre Lebenssituation langfristig zu stabilisieren, heisst es im Vorstoss.
In Finnland und anderen Schweizer Städten bewährt
Der Idee haben sich die Luzerner aus dem Norden abgeschaut. 2008 wurde «Housing First» in Finnland breitflächig eingeführt. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern sei es den Finnen so gelungen, die Zahl der obdachlosen Menschen kontinuierlich zu reduzieren. Vier von fünf Obdachlosen hätten es geschafft, ihre Wohnung über einen längeren Zeitraum zu behalten und in ein stabiles Leben zurückzufinden.
Auch für den Steuerzahler habe sich «Housing First» gerechnet, rechnen die SP-Politiker aus. Denn die Kosten, die im Zusammenhang mit Obdachlosigkeit anfallen, etwa für Polizei-, Gesundheit und Justiz, seien gesunken.
Ähnliche Projekte in anderen Kantonen
Auch in anderen Schweizer Städten wird «Housing First» bereits umgesetzt, so etwa seit zwei Jahren in Basel-Stadt und seit letztem Jahr in Solothurn. In Zürich und Bern sind zumindest politische Vorstösse zu dem Thema hängig.
Nun muss der Stadtrat entscheiden, ob man einen solchen Ansatz auch in der Stadt Luzern verfolgen will. (lm)