Die ganze Schweiz hat die 50-Prozent-Hürde bei den Corona-Erstimpfungen geschafft! Die ganze Schweiz? Nein, ein einziger von 26 Kantonen steht noch aus: Appenzell Innerrhoden! Hier liegt der Erstimpfungs-Anteil mit 48,8 Prozent noch knapp unter der magischen Grenze.
Dies, nachdem zuletzt auch Obwalden die Hälfte der Bevölkerung mindestens einmal gepikst hat, wie der Bund am Montag in seiner neusten Impfstatistik vermeldet. Die Obwaldner haben aktuell 50,2 Prozent geschafft.
An der Spitze liegt Basel-Stadt mit 65,1 Prozent, während schweizweit 61,8 Prozent mindestens einmal gepikst sind.
«Traditionell eher impfskeptisch»
Doch woran liegt es, dass die «Appenzell Innertrödler» den anderen Kantonen hinterherhinken?
«Der Kanton Appenzell Innerrhoden ist traditionell ein eher impfskeptischer Kanton – wir sehen das auch bei allen anderen Impfungen», sagt der stellvertretende Kantonsarzt Markus Schmidli zu Blick. «Der Glaube an die Kraft der Natur und an Naturheilmethoden ist weit verbreitet.»
Trotzdem geben sich die Behörden alle Mühe, die Bevölkerung von einer Covid-Impfung zu überzeugen und die Zugangshürden möglichst tief zu halten. So bietet der Kanton seit Ende Juli neben dem regulären Programm auch Walk-in-Impfungen an, bei denen man sich ohne Voranmeldung piksen lassen kann. «Wir bauen das Angebot dauernd aus», so Schmidli.
Zudem impfen seit letzter Woche auch die Hausärzte im gesamten Kanton wieder, nachdem die Hausarztimpfungen Ende Juni wegen fehlender Nachfrage vorübergehend eingestellt wurden. Und schliesslich setzt der Kanton auf Werbekampagnen in den Printmedien und in den sozialen Medien.
Zertifikatspflicht wirkt
Nicht nur diese Anstrengungen, sondern auch die Ausweitung der Covid-Zertifikatspflicht wirkt sich positiv aus. «Die Impfbereitschaft hat seit der 3G-Regelung auch bei uns deutlich angezogen», sagt Schmidli. Bei den Erstimpfungen hätten sich die Zahlen damit verdreifacht. «Wir erwarten in den nächsten zwei bis drei Wochen einen Impfschub.» Anschliessend sollte dann die 50-Prozent-Hürde überwunden sein.»
Nicht auf sich sitzen lassen will er den Vorwurf des «Trödelkantons»: «Appenzell Innerrhoden war einer der ersten Kantone, der schon im Dezember 2020 das Impfprogramm gestartet hat», wehrt sich Schmidli. Und er habe auch zu den ersten Kantonen mit einer geimpften Bevölkerung in den Alters- und Pflegeheimen gehört.
«Anschliessend haben wir auf Impfstoff gewartet, und jetzt warten wir auf Impflinge», so der Arzt. «Von Trödeln keine Spur!»
Das hoffen wir doch. Sodass auch der letzte Kanton die magische 50-Prozent-Hürde bald nimmt. In diesem Sinne: Liebe Innerrhoderinnen und Innerrhoder, ihr schafft das!