Die erste Woche mit ausgeweiteter Covid-Zertifikatspflicht läuft – und die Emotionen gehen hoch. Dafür sorgt auch Bundesrat Ueli Maurer (70) mit seiner umstrittenen Trychlerhemd-Aktion.
Und während die Corona-Fallzahlen tendenziell leicht sinken, nimmt das Impftempo wieder zu. Pro Tag würden etwa 27'000 Impfungen verabreicht, so Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag an einer Medienkonferenz.
Mittlerweile haben 60 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten, knapp 53 Prozent sind doppelt geimpft. Nachholbedarf besteht insbesondere bei den Jungen, weshalb das BAG mit einer neuen Kampagne die jüngere Bevölkerung ins Visier nimmt.
Schwangere ab 12. Woche impfen
Zudem wird die Impfempfehlung für Schwangere angepasst. «Wir empfehlen die Impfung allen schwangeren Frauen ab der 12. Schwangerschaftswoche – also ab dem zweiten Drittel», sagte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif).
Eine steigende Anzahl von Daten zeige, dass die Vorteile der Impfung für Schwangere die Risiken einer Erkrankung überwiegen würden, begründete Berger den Entscheid. Schwere Folgen seien bei 150'000 in den USA geimpften Schwangeren nie beobachtet worden.
Schwangere haben seinen Angaben zufolge hingegen ein erhöhtes Risiko, mit einer Covid-19-Erkrankung im Spital und sogar auf der Intensivstation zu landen. Auch bestehe die Gefahr einer Fehlgeburt.
Impfung schützt auch ungeborenes Kind
Bisher galt die Impfempfehlung für Schwangere mit Vorerkrankungen oder mit einem Job im Gesundheitsbereich. Nun wird die Empfehlung für alle Schwangeren ausgesprochen. Es gebe keinerlei Evidenz, dass die Covid-Impfstoffe Fruchtbarkeitsprobleme verursachen würden – weder bei Frauen noch bei Männern, so Berger. «Die Impfung schützt die Frau und das ungeborene Kind!» Empfohlen wird die Impfung auch Stillenden sowie Frauen, die eine Schwangerschaft planen.
Berger hat auch keine Bedenken, wenn sich eine Schwangere bereits ab der ersten Woche impfen lassen will. Die Empfehlung ab der 12. Woche erfolgt quasi aus politischen Überlegungen: In den ersten Wochen könne es allerlei Komplikationen geben bis hin zu Aborten, so Berger. Man wolle nicht, dass die Impfung dafür verantwortlich gemacht werde, räumt er offen ein. «Wer will, kann sich aber ab der ersten Woche impfen lassen.»
Keine Auffrischungsimpfungen auf breiter Front
Berger informierte weiter über mögliche Auffrischungsimpfungen. Derzeit erhalten nur stark immunsupprimierte Personen eine dritte Covid-Impfung. Es handelt sich dabei um jene Patientinnen und Patienten, deren Immunsystem zum Schutz unterdrückt wird.
Ansonsten gibt es bislang weder betreffend Alter noch Vorerkrankungen eine Empfehlung der Impfkommission für eine dritte Impfung. Auffrischungsimpfungen auf breiter Front sind derzeit also nicht vorgesehen.
Man beobachte aber die nationale und internationale Entwicklung, betonte Berger. «Solange der Schutz vorhanden ist, brauchen wir diese Auffrischungsimpfung nicht.» Sollte sich die Datenlage ändern, werde man schauen, wer eine dritte Impfung nötig habe und wann. «Ich gehe nicht davon aus, dass dies in den nächsten ein, zwei Monaten kommt», so Berger. Man sei aber auf alle Fälle vorbereitet. «Wir sind schnell, wenn es dies braucht.»