10 Millionen Franken zu viel
Fussball-Proficlubs kassierten doppelt Corona-Hilfe

Fussball-Profiklubs haben für coronabedingte Einbussen rund zehn Millionen Franken zu viel erhalten. Sie wurden offenbar doppelt entschädigt. Dennoch können sie das Geld vermutlich behalten.
Publiziert: 07.07.2022 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2022 um 15:02 Uhr
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Gelbe Karte für mehrere Fussball-Profiklubs: Sie haben für coronabedingte Einbussen rund 10 Millionen Franken zu viel kassiert.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
Daniel Ballmer

Im Fokus stehen insgesamt neun Clubs aus der Super League und der Challenge League – den beiden höchsten Schweizer Fussball-Ligen. Das berichtete Radio SRF am Donnerstag. Sie sollen total rund zehn Millionen Franken Corona-Hilfsgelder zu viel kassiert haben. Demnach bezogen die Clubs aus zwei staatlichen Hilfsprogrammen Geld für dieselben Einbussen bei ihren Amateur-, Nachwuchs- und Frauenteams.

«Zur Diskussion stehen schätzungsweise sechs Millionen Franken für das Jahr 2020 und rund vier Millionen für das Jahr 2021», wird ein Sprecher des Bundesamts für Sport zitiert. An welche neun Clubs die Doppel-Subventionen gingen, gibt das Bundesamt nicht bekannt. Es habe allerdings keine Hinweise darauf, dass die Clubs in den Gesuchen unkorrekte Angaben gemacht hätten.

«Dieser hohe Betrag überrascht mich»

Die genannten zehn Millionen Franken sollen ein Viertel aller staatlicher Hilfsgelder für Fussball-Proficlubs ausmachen. Mitte-Ständerat Benedikt Würth (54) reagiert gegenüber SRF denn auch erstaunt: «Dieser hohe Betrag überrascht mich», so der Präsident der für den Sport zuständigen Ständeratskommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK).

Komplett überrascht scheinen die Sportpolitiker jedoch nicht zu sein. Die Kommission habe Abgrenzungs-Probleme zwischen den verschiedenen Hilfsprogrammen kommen sehen: «Wir haben aber gedacht, dass diese besser zu lösen sind.»

Das Bundesamt für Sport erklärt die Doppel-Subventionen mit dem hohen Zeitdruck in der Pandemie und komplizierten Abgrenzungsfragen. Zudem habe das Parlament die gesetzlichen Grundlagen mehrfach geändert. Hinweise auf Betrugsabsichten gebe es nicht.

Unklar, wie viel die Clubs zurückzahlen müssen

Allenfalls dürfen die Clubs das Geld sogar behalten. Noch stehe jedenfalls nicht fest, wie viel sie zurückzahlen müssen. Fürs erste Corona-Jahr 2020 habe das Bundesamt für Sport bereits entschieden: Die Vereine können ihre Corona-Einbussen neu berechnen. Wenn sich dabei bislang ungedeckte Schäden ergeben, so können sie diese mit dem zu viel erhaltenen Geld decken.

Auch Sportministerin Viola Amherd (60) hat sich gemäss Radio SRF mittlerweile in die Gespräche über allfällige Rückzahlungen eingeschaltet. Ende August will sie mit Vertretern des Schweizerischen Fussballverbands und des Sport-Dachverbands Swiss Olympic über Lösungen fürs zweite Corona-Jahr 2021 diskutieren.

«Den Vereinen kann man keinen Vorwurf machen»

Für die Sportpolitiker im Parlament ist dieses Vorgehen nachvollziehbar. Zwar sei die Situation unschön, findet FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (41): «Den Vereinen aber kann man keinen Vorwurf machen.» Aufgrund der schnellen Gesetzesänderungen sei hier situationsbedingt in der Corona-Krise offensichtlich der Überblick verloren gegangen.

Das sieht SP-Nationalratskollege Matthias Aebischer (54) genauso: «Bundesrat und Parlament mussten die Gesetzgebung damals derart aus dem Boden stampfen, dass mich solche Fehler nicht erstaunen.» Nun seien die getätigten Zahlungen in allen Bereichen im Einzelfall zu überprüfen. «Dabei gilt für mich der Grundsatz: Corona-bedingte Ausfälle sollen vom Bund übernommen werden.»

Es könnte noch viel mehr kommen

Solche Nachkontrollen im Sport, der Kultur und der Wirtschaft sind derzeit im Gang. WBK-Präsident Würth schliesst gegenüber SRF denn auch nicht aus, dass in weiteren Bereichen Doppel-Subventionen ans Licht kommen: «Das Tempo der Gesetzgebung während Corona war eigentlich nicht seriös», so der Mitte-Ständerat. Es sei daher gut möglich, dass es bei der Kultur zu ähnlichen Diskussionen kommen werde.

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