Walliser sind im Fussball überdurchschnittlich präsent – zumindest abseits des Rasens. Die Liste der einflussreichen Köpfe geht vom ehemaligen Fifa-Chef, Sepp Blatter (84), über seinen Nachfolger, Gianni Infantino (50), bis hin zum Medienchef des Schweizerischen Fussballverbands, Adrian Arnold (47).
Nun scheint die Walliser Connection auch in der Politik zu spielen. Am Mittwoch hat die Sportministerin und frühere Stadtpräsidentin von Brig, Viola Amherd (58, CVP), den Fussball- und Hockeyklubs ein Geschenk gemacht: 115 Millionen Franken erhalten sie vom Bund à fonds perdu, das heisst ohne Verpflichtung auf Rückzahlung.
Der Bundesrat will die Klubs damit für zwei Drittel der Ticketeinnahmen entschädigen, die ihnen wegen der Corona-Massnahmen entgangen sind. Im Gegenzug müssen sie Spielerlöhne über 148'200 Franken um 20 Prozent senken und dürfen keine Dividenden mehr ausbezahlen. Zudem verpflichten sie sich, beim Nachwuchs und den Frauen keine Abstriche zu machen.
Walliser lädt Constantin ein
Damit das Geld fliesst, muss das Parlament das Hilfspaket in der Wintersession allerdings erst noch absegnen. Die vorberatende Sportkommission hat sich deshalb bereits am Donnerstag unter dem Vorsitz des Walliser SP-Nationalrats Mathias Reynard (33) über das Dossier gebeugt – auch hier mit kräftigem Walliser Beigeschmack. Denn der Unterwalliser lud ausgerechnet den Präsidenten des FC Sion, Christian Constantin (63), zur Anhörung ein.
Geisterspiele: So viel Geld verlieren die Super-League-Klubs
Der schwerreiche Sion-Boss gehört zu den umstrittensten Figuren im Schweizer Fussball. Über 50 Trainer hat CC bereits entlassen. Im März stellte er mitten in der Corona-Krise neun Spieler auf die Strasse, weil sie nicht bereit waren, in Kurzarbeit zu gehen. Darunter Stars wie Johan Djourou (33), Pajtim Kasami (28) oder Seydou Doumbia (32).
Ambri-Fan Reynard
Kommissionspräsident Reynard macht denn auch keinen Hehl daraus, dass er Constantin aus dem Wallis kennt. Beim letzten Sporthilfspaket habe die Kommission die Spitzen der Fussball- und Eishockeyliga angehört. Deshalb habe er dieses Mal zwei Klubvertreter, Sion-Boss Christian Constantin und SCB-Chef Marc Lüthi, eingeladen. «Hätte ich meinen Lieblingsverein zu Gast haben wollen, hätte ich den Präsidenten des HC Ambrì-Piotta eingeladen», verteidigt sich Reynard augenzwinkernd. Zudem könne man von Constantin halten, was man wolle, aber er sei stets «klar in seinen Aussagen».
Der Auftritt von CC sei in der Kommission zwar mit Spannung erwartet worden, sagen Parlamentarier. Allerdings sei sein Auftritt so unspektakulär gewesen «wie ein Fussballmatch zwischen den Färöer-Inseln und Liechtenstein». Der Sion-Boss habe lediglich ein Statement abgelesen.
«Gelddruckmaschine gefunden»
Amherds Sportpaket hingegen scheint im Parlament auf viel Goodwill zu stossen. Harsche Kritik kommt einzig aus der SVP. «Die Freigiebigkeit von Viola Amherd erstaunt mich sehr», sagt der St. Galler SVP-Nationalrat und Sportmanager Roland Rino Büchel (55). Im Sommer habe man noch von Krediten gesprochen. «Und jetzt plötzlich scheint es, als hätte der Bundesrat eine Gelddruckmaschine gefunden und könne den Klubs das Geld einfach so nachwerfen.»
Sein Parteikollege Peter Keller (49, NW) sieht im Entscheid einen Tabubruch: «Wenn wir das Geld im Sport einfach so verteilen, werden andere Branchen unweigerlich auch A-fonds-perdu-Beiträge verlangen.» Und in der Tat protestierte bereits am Nachmittag der Verband der Schweizer Schausteller. Während das Geld im Sport unbürokratisch fliesse, seien die rund 350 Schausteller-Familien in den Kantonen mit ganz unterschiedlichen Situationen konfrontiert, monierten die Schausteller.
Neues Militär-Trikot
Beim FC Sion freut sich derweil nicht nur der Präsident auf den Geldsegen von Amherds Sport- und Militärdepartement. Der Fussballklub hat am Donnerstag auch sein neues Auswärtstrikot präsentiert, das – Zufall oder nicht – im braun-grünen Militärmuster daherkommt.