So finden wir unsere Kraft wieder
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Schweizer Prominente in Trauer:So finden wir unsere Kraft wieder

Witwen Irina Beller, Ursula Gnädinger und Monika Kaelin erzählen
So finden wir unsere Kraft wieder

Sie weinen, hoffen, weinen wieder und wissen: Ein Leben ohne ihren geliebten Mann muss möglich sein. Drei prominente Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, berichten im BLICK, wie sie mit dem Verlust ihrer grossen Liebe umgehen.
Publiziert: 26.06.2020 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2020 um 15:46 Uhr
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Sechs Tage vor dem 20. Hochzeitstag starb der Zürcher Baulöwe Walter Beller. Seine Gattin Irina erlebt in ihrer Trauer viele verschiedene Gemütszustände.
Foto: Gerry Ebner
Flavia Schlittler

«Trauer ist wie ein schwarzer Mantel, den man über die Liebe und das Leben zieht.» So beschreibt Society-Lady Irina Beller (48), was sie empfand, als am 19. Mai dieses Jahres ihr Ehemann, der Zürcher Baulöwe Walter Beller (†71), an einem Herzinfarkt starb. Ob seit dem Tod der grossen Liebe ein Monat in Trauer, ein halbes oder fünf Jahre vergangen sind – die Empfindungen sind so individuell wie die Liebe selbst oder die Angst darum. Drei prominente Schweizerinnen erzählen exklusiv, wie sie mit ihrer Trauer umgehen.

Irina Beller verlor ihren Ehemann Walter am 19. Mai 2020 – sechs Tage vor dem 20. Hochzeitstag – an einem Herzinfarkt

«Die ersten drei Tage war ich nur unter Schock. Ich konnte mir ein Leben ohne Walter nicht vorstellen, wusste nicht, was aus mir werden soll. Wir hatten so viele gemeinsame Pläne. Ich habe sehr viel geweint. Und das grosse Bedürfnis verspürt, mit meinen Eltern und meiner Schwester Alona darüber zu sprechen, täglich stundenlang. Seit ich ein Kind bin, gibts bei uns jeden Abend einen Familientisch. Da sprechen wir über alles, was uns bewegt. Meine Eltern sagten immer: ‹Wenn du ein Problem hast, komm zu uns, geh nicht zu anderen.› Das ist auch heute noch so. Ich bin bei ihnen im Tessin, jeden Abend hören sie mir zu, bauen mich auf. Sie sind meine grosse Stütze. Mich nervt, wenn mir fremde Leute auf der Strasse kondolieren. Ich weiss, dass sie es gut meinen, doch sie kannten ihn ja nicht. Hinzu kommt ihre Neugier – vielleicht erfahren sie ja nebenbei noch etwas, das niemand wusste. Ich sage immer kurz Danke und gehe weiter. Essen konnte ich die ersten Tage überhaupt nichts, trank nur Wasser, mein Magen war wie zugeschnürt. Nun kommt der Appetit langsam zurück. Aber mehr aus einem Überlebenstrieb, nicht aus Lust, denn Lust und Freude habe ich überhaupt noch keine. Und doch gibt es Momente, in denen ich lachen kann, das Gefühl von Glück verspüre. Sei dies mit meinen Eltern, Alona oder meiner Hündin Cara. Dann weine ich wieder, bis ich wieder neue Kraft schöpfe, und weiss: Ich werde es zwar mit Walter in meinem Herzen, aber doch alleine schaffen. Trauer ist wie ein schwarzer Mantel, den man über das Leben und die Liebe zieht. Doch es muss und es geht auch alleine weiter. Das wäre auch im Sinne meines geliebten Walters.»

Lebenskünstlerin Ursula Gnädinger (77) verlor am 3. April 2015 ihren Mann, Volksschauspieler Mathias Gnädinger (†74), durch eine Infektion

«Mathis, wie ich ihn nannte, war schon meine Jugendliebe. 2001 kamen wir wieder zusammen und blieben bis zu seinem Tod in inniger Gemeinschaft. Als er starb, konnte ich unser Haus nicht mehr verlassen. Ich stand komplett neben mir, wollte weder Gespräche noch mich unter Leute mischen und schon gar nicht gepäppelt werden. Ich weinte sehr viel, sprach immer wieder mit ihm, fragte ihn, warum er einfach gegangen sei. Ich konnte nicht glauben, dass mein geliebter Mann so plötzlich und einfach nicht mehr bei mir ist. Mittlerweile habe ich dies akzeptiert. Bis vor drei viertel Jahren hing seine Anzugsjacke am Eingang über dem Stuhl. Diese habe ich mittlerweile weggelegt, denn es ist auch einmal gut. Auch seine weiteren Kleidungsstücke habe ich an Männer weitergegeben, die sie brauchen können. Mathis bleibt immer in meinem Herzen, ich in unserem Haus mit den schönen Erinnerungen und vielen Bildern von ihm. Gutgetan haben mir in der ganzen Trauerphase die Gespräche mit seinen Kindern und meiner besten Freundin Bea Petri. Psychologische Hilfe habe ich nicht in Anspruch genommen, das ist nicht meins. Seit knapp einem Jahr kann ich auch die Filme mit ihm wieder anschauen. Seine Stimme zu hören, war mir vorher nicht möglich, das hat mich fertiggemacht. Doch ich bin eine Frau, die aufsteht, das hat mein Mann an mir auch immer geschätzt und geliebt. Ich schliesse heute nicht einmal mehr aus, mich noch einmal neu zu verlieben.»

Monika Kaelin (65), Präsidentin Show Szene Schweiz/Prix Walo, verlor ihren Mann, Fussball-Legende Fritz Künzli (+73), nach langer Krankheit am 22. Dezember 2019

«Die Trauer kommt immer wieder hoch. Doch ich sage mir auch: Jetzt ist dann mal genug getrauert. Denn Fritz ist immer als mein Schutzengel bei mir. Ich bin sehr eng mit meiner Familie und Freunden, die mir in Gesprächen immer sehr geholfen haben, auch jetzt. Wohin ich auch reise, ein Hut von Fritz ist immer dabei. Ich spreche sehr viel mit ihm und zünde für Fritz – egal, wo ich bin – eine Kerze in einer Kirche an. Wichtig ist für mich, an die Plätze zu gehen, an die wir schöne Erinnerungen hatten. Diese zu bewahren, stärken mich, um positiv weiterzugehen. Zudem hilft mir der Glaube an den Herrgott. So weiss ich, dass wir alles, was wir erleben und erleiden, bewältigen können. Fritz hätte es nicht anders gewollt. Man darf nicht vergessen: Die Seelen, die von uns gegangen sind, müssen auch mal zur Ruhe kommen. Wenn wir auf der Erde nur heulen und verzweifeln, wäre dies sicher nicht im Sinne des Verstorbenen – im Sinne von Fritz garantiert nicht. So mache ich mit ihm als mein Engel weiter.»

Wie man am besten mit der Trauer umgeht, erklärt ihnen Theologin Anja Niederhauser hier.

Ein Interview mit Niederhauser über den schwierigen Prozess finden sie hier.

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