Sie wird heute um sieben Uhr aufstehen und den Frühstückstisch schön decken. «Für Walter gibts sein Lieblingsjoghurt, Probiotic nature und Nespresso, das hat er geliebt. Mehr wollte er morgens nicht», sagt Irina Beller, die heute 48 Jahre alt wird. Es wäre auch der 20. Hochzeitstag von ihr und dem Zürcher Baulöwen Walter Beller (†71) gewesen, der am 19. Mai alleine in seinem Bett verstarb, wie BLICK berichtete. Den heutigen Tag wird sie als Witwe erleben müssen.
Seit letztem Dienstag, deckt sie in ihrer Zweitwohnung im Tessin bei jedem Essen auch für ihn mit. «Walter sass draussen immer direkt neben dem Grill, drinnen am oberen Tischende, wie das für ein Familienoberhaupt angemessen sei, so die Buchautorin. «Heute Abend hätte er Fleisch gegrillt, denn das liebte er. Doch weder ich, noch meine Eltern können das so gut wie er, daher lassen wir's.» Sie hätte nie gerne gekocht, er umso lieber.
Zum Hochzeitstag wollte sie ihm einen romantischen Abend vorbereiten
Nachdem sie das Frühstück parat gemacht hat, wird sie mit ihrer Hündin Cara spazieren gehen. «Walter liebte unseren Hund. Auch wenn sie schon Schäden von mehr als 100'000 Franken verursacht hat, weil sie alles kaputt gemacht hat, ihm war dies egal.»
Zu ihrem Hochzeitstag hätte sie Walter einen romantischen Abend vorbereitet. «Bei unserer nächsten Reise wollte ich ihn mit etwas überraschen, was ihm gefällt.» Doch so weit sollte es nie mehr kommen. Die geplanten vier Wochen in Südafrika und im Oman vom April, wurden wegen der Corona-Krise gestrichen. «Darauf hat er sich so gefreut. Er sagte in letzter Zeit immer wieder, lass es uns jetzt geniessen, man weiss nie, wann es zu spät ist.»
Immer mehr Details seiner letzten Worte, würden ihr in den Sinn kommen, wie sie dem SonntagsBlick mitteilt. «Walter spürte, dass seine Zeit gekommen ist», sagt sie im Interview. «Das letzte Mal haben wir uns drei Wochen vor seinem Tod gesehen. Er machte einen sehr feinen, teuren Wein auf und meinte, wir müssten es jetzt geniessen, wer wisse, wann alles vorüber sei.»
Er verfasste sein Testament am 12. März, Irina Beller wusste nichts davon
Zudem sei am Donnerstag sein Testament aufgetaucht. Verfasst am 12. März 2020. Zwei Tage davor hätten sie entschieden, dass er durch seine Bauprojekte in Pfäffikon SZ bleiben, sie sich im Tessin um ihre Eltern kümmern würde. Letzten Dienstag um 14.00 Uhr, hätte er bei ihr sein sollen. Eine Stunde davor, erhielt sie die Nachricht vom Tod ihres Gatten.
Die nächsten Tage wird sie im Tessin bleiben, zur Urnenbestattung in den nächsten zehn Tagen nach Hause kommen. Für den heutigen Hochzeits- und ihren Geburtstag will sie nur eins. «Ganz viel Ruhe. Und ich werde eine schöne Kerze für Walter anzünden. Er soll wissen, dass für ihn immer ein Licht brennt.»