Hanna Scheuring (57) ist in erster Linie Schauspielerin, zugleich Direktorin des Zürcher Bernhard Theaters und sie führt Regie. Wo fühlt sie sich im wohlsten? Im Rampenlicht oder hinter den Kulissen? «Im Herzen bin ich Schauspielerin.» Die Komödie «2 Engel für Harry», in dem sie mit Wanda Wylowa (50) auf der Bühne steht, sei sehr anspruchsvoll. «Zwei Stunden nur wir zwei Frauen, die lustig sind, erfordert viel Energie», sagt sie. Und ergänzt: «Eigentlich mache ich immer genau das am liebsten, woran ich gerade bin. Klar, die Doppelbelastung Bühne-Büro könnte ich mir nicht immer leisten. Aber immer mal wieder zwei, drei intensive Monate zusätzlich zu spielen, das geniesse ich sehr.»
Am aktuellen Theaterstück gefällt ihr besonders, dass zwei Frauen die Hauptrollen spielen. «In der Regel ist es so, dass Männer die lustigen Rollen spielen, wir eher als überforderte Mütter, das Publikum zum Lachen bringen oder in verzwickte Liebschaften verwickelt sind. Zwei arbeitstätige Frauen als komödiantische Figuren, das ist schon sehr speziell.»
Man muss Frauen die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln
Zum Thema Comedy und Frauen – im Zusammenhang mit der Nachfolgeregelung von «Deville» meint Scheuring: «Man muss Stellung beziehen, nicht einfach sagen, es gibt keine lustigen Frauen, das stimmt mit Sicherheit nicht.» Vor allem das Schweizer Fernsehen müsse die Frauen fördern. Es gebe genug wunderbare, die infrage kämen, man muss ihnen nur die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. So wie man einst auch Deville diese Chance gegeben hat.
Hanna Scheuring ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern, die beruflich ganz andere Pläne haben: «Meine Tochter studiert Wirtschaftsrecht, mein Sohn Philosophie und Politik. Natürlich geniessen auch sie es, wenn sie mich mal nicht im Büro sehen, sondern auf der Bühne.»
Schönheitsoperationen findet Hanna Scheuring eine Katastrophe
Um ihre intensiven Tage gut zu meistern, muss sie fit sein, was ihrem Naturell entgegenkomme. «Ich bin ein absoluter Bewegungsmensch, ich jogge regelmässig, mache Yoga, und wir haben einen grossen Garten – ich brauche das.» Was sie überhaupt nicht braucht, sind Beauty-OPs: «Ich finde das eine Katastrophe. Ich habe mir jede Falte erlächelt. Ich empfinde es als Vorbildfunktion, zum Alter zu stehen. Es gibt viel zu wenig Frauen, die sagen: ‹Das mache ich nicht mit.› Es ist doch wunderschön, nicht verschnetzelt zu strahlen. Ich prophezeie jetzt einfach mal, dass viele in 15 Jahren sagen: ‹Wie konnte ich das nur machen.› Es braucht Frauen, die zum Alter stehen – gerade in unserem Beruf.»
«2 Engel für Harry» ist bis am 16. April im Bernhard Theater Zürich zu sehen.