SRF-Kultserie feiert Comeback
«Fascht e Familie», fast unsterblich

Im Zuge des Retro-Booms erlebt auch die fast 30 Jahre alte SRF-Kultserie «Fascht e Familie» ein Revival. Auch in der dritten Wiederholung beschert sie dem Sender gute Quoten.
Publiziert: 21.11.2021 um 09:41 Uhr
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Hatten auch beim Drehen viel zu lachen (v. l.): Andreas Matti als Rolf Aebersold, Martin Schenkel als Flip, Trudi Roth als Tante Martha, Hanna Scheuring als Vreni und Walter Andreas Müller als Hans.
Foto: SRF
Peter Padrutt und Jean-Claude Galli

Die vertrudelte Tante Martha (Trudi Roth) kann die Farbe der Aura ihres WG-Kollegen Hans (Walter Andreas Müller) lesen. «Grün mit gelben Tüpfchen», sagt sie. Flips (Martin Schenkel) Aura ortet sie dunkler. Er hat gerade eine Hundekot-Entfernungs-Maschine erfunden. «Ich mache jetzt einen Lottotyp», meint er. «Prototyp», korrigiert ihn Hans.

Willkommen bei «Fascht e Familie», der erfolgreichsten SRF-Serie aller Zeiten. Immer wieder sonntags (auch heute um 18.15 Uhr auf SRF 1) wiederholt der Sender die Kultserie von Charles Lewinsky (75), von der zwischen 1994 bis 1999 insgesamt 99 Folgen gedreht wurden. Sie holte regelmässig eine Million Zuschauer und 65 Prozent Marktanteil. Noch heute bringt die Kultserie Quoten wie aktuelle Eigenproduktionen auf diesem Sendeplatz.

Die Comedy-Serie profitiert dabei vom Comeback vieler Sitcoms, die uns in den 1990er-Jahren verzauberten: «Seinfeld» (1989 bis 1998), «Der Prinz von Bel-Air» (1990 bis 1996) oder «Friends» (1994 bis 2004). Die Streamingdienste rangeln sich gerade darum. Schon 2019 soll Warner Media für die US-Auswertung von «Friends» 425 Millionen Dollar für fünf Jahre bezahlt haben.

Wiedersehen mit lieb gewonnenen Figuren

Wesentlich für den Erfolg von Sitcoms war das Auftreten gleich bleibender Charaktere an einem Ort, der uns so vertraut wurde wie unsere eigene Stube. «Für viele Zuschauerinnen und Zuschauer – die damaligen Kinder sind heute erwachsen, die einstigen Eltern heute Grosseltern – bedeutet ‹Fascht e Familie› eine Erinnerung an diese Zeiten», erklärt SRF-Fiktionschef Urs Fitze (64). «Sie freuen sich auch auf ein Wiedersehen mit lieb gewonnenen Figuren, die einen zuverlässig zum Lachen brachten.»

Hanna Scheuring (56), die das naive Vreni spielte, sagt: «‹Fascht e Familie› rührt an eine heile Welt, in der wir mit den kleinen Problemen eines einfachen Alltags kämpfen.» Alles komme immer gut, und die Akteure könnten mein Bruder, meine Freundin, meine Oma oder mein Vater sein. «Das sind keine Stars, das sind Menschen wie du und ich.»

Wenn die Serie wie jetzt wieder mal laufe, werde Scheuring viel darauf angesprochen. «Es gab eine Zeit, da hat mich Vreni auch behindert im Berufsleben. Die ersten Jahre hörte ich überall, man möchte keine Vreni sehen auf der Bühne, in diesem oder jenem Film», so Scheuring. Seit 2014 führt sie erfolgreich das Zürcher Bernhard Theater.

Versöhnung mit dem Vreni

Urs Fitze gibt zu bedenken: «Natürlich hat sich einiges verändert im letzten Vierteljahrhundert. Etwa was die Geschlechterrollen angeht. So würde man eine Dating-Geschichte mit Vreni wahrscheinlich heute anders erzählen.» Doch ihre Ängste und Unsicherheiten sind zeitlos.

Unvergesslich bleibt «Fascht e Familie» auch, weil zwei prägende Figuren der Serie nicht mehr leben. Martin Schenkel starb 2003 mit erst 34 an einem Hirntumor. Trudi Roth verschied 2016.

Hanna Scheuring hat sich längst mit ihrer Zeit als Vreni versöhnt: «Ich staune immer wieder, wie viele Menschen sich immer noch über die Episoden freuen.»


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