Die Pandemie dauert an, das ist auch eine Belastungsprobe für die Liebe. Viele gehen jedoch gestärkt aus der schwierigen Zeit hervor, das besagen gleich mehrere Studien. Drei von vier Paaren können in der Krise ihre Liebe festigen, dies zeigt eine repräsentative Befragung der Online-Partneragentur Parship.ch mit 1017 Frauen und Männern in der Schweiz.
Fast alle geben an, dass in unsicheren Zeiten Stabilität in der Partnerschaft besonders wichtig ist. So sind sich 77 Prozent der Befragten sicher, dass ihr Partner oder ihre Partnerin ihnen dabei geholfen hat, die letzten Monate besser zu überstehen. Viele haben sich bewusst auf das Gute in ihrer Beziehung konzentriert und dabei positive und neue Eigenschaften beim Partner entdeckt.
Paare, die bereits vor der Pandemie mit ihrer Beziehung zufrieden waren, fällt es in der Regel leichter, die Liebe zu stärken und zu vertiefen. Aber auch Streithähne haben in der Pandemie ihre Chance packen können, denn «Krisen erhöhen in der Regel zumindest kurzfristig die Verbundenheit», weiss der Paarforscher Guy Bodenmann. «Dadurch wird man toleranter und beginnt das Positive wieder zu schätzen und das Negative zu relativieren. Solche Krisen führen entweder zu einem Näherrücken oder aber zum Zusammenbruch der Beziehung.»
Aber was machen Paare richtig, die sich jetzt wiederfinden? «Sie gewichten den Wert der Beziehung höher als ihre störenden Aspekte», so Bodenmann. Rund die Hälfte der Befragten gab an, dass Marotten des Partners während der Pandemie in den Hintergrund rückten. «Stattdessen nutzen die Zeit, welche vorher häufig fehlte, um Gemeinsames zu erleben, sich auszutauschen, einander wiederzuentdecken. Sie finden einen toleranteren Umgang miteinander und lassen den Fünfer gerade sein. Und viele bemühen sich nun aktiver um ihre Partnerschaft, da sie dermassen im Zentrum steht.»
Schauspieler Daniel Bill und Marlène: Gemeinsam im Sattel
Sie sind seit elf Jahren verheiratet und haben vier Kinder: Der Schauspieler Daniel Bill (55) und seine Frau Marlène (36) sind sich in der Pandemie noch näher gekommen. «Wenn mehr Liebe überhaupt noch geht – ja, dann ist sie gewachsen», so Bill, der sonst für Karl's kühne Gassenschau und Theater auf der Bühne steht. «Es ist das erste Mal in unserer Beziehung, dass wir so viele gemeinsame Abende hatten, weil Daniel sonst immer unterwegs ist. Das schätzen wir sehr, und ich werde Daniel vermissen, wenn es für ihn wieder losgeht», so Marlène. «Nicht nur, weil ich ihn gernhabe, sondern auch weil es bei uns daheim viel zu tun gibt. Wir wohnen auf einem Reiterhof mit viel Umschwung, Pferden und einem halben Zoo.» Sie ist Sportreiterin, dank ihr sitzt Daniel Bill jetzt auch im Sattel. «Das verbindet uns. Es ist schön, dass wir da eine gemeinsame Leidenschaft haben, die wir teilen können. Auch wenn wir unterschiedliche Reiter sind, gibt das viel her, worüber wir uns austauschen können.» Ihr Rezept für die Liebe: «Miteinander reden, wenn uns was auf dem Herzen liegt, dann kommt das gleich auf den Tisch.»
Autorin Corinne Hofmann und Grenadier Dario Furrer: Süchtig nach Bergluft
Ihre Liebe ist noch jung: «Die weisse Massai»-Autorin Corinne Hofmann (60) hat in Dario Furrer (57) vor vier Jahren den Mann gefunden, mit dem sie den Rest des Lebens verbringen will: «Für einige Paare, die seit Jahrzehnten zusammen sind, ist das vielleicht anders, aber wir haben noch lange nicht genug voneinander. Wir sind ein sehr harmonisches Team, jeden Abend stehen wir zusammen in der Küche, komme was wolle. Das ist unser Ritual.» Seit der Pandemie verbringen sie quasi jedes Wochenende in den Bergen. «Wir sind beide süchtig nach frischer Bergluft. Draussen in der Natur muss man sich auch keine Sorgen um Abstandsregeln machen.» Die Abendessen mit Freunden vermissen sie manchmal, aber: «Wir merken, dass wir ganz gut ohne das soziale Aussen auskommen.» Es heisse oft, dass eine gute Beziehung viel Arbeit ist. «Bei uns braucht es aber keine grossen Diskussionen, wir sind uns ohne viele Worte einig – was nicht heisst, dass wir nicht viel miteinander reden.» Für beide ist diese Liebe ein grosses Geschenk: «Wir sind wie füreinander gemacht. Am meisten freuen wir uns, wenn die Lokale öffnen – wir flirten gerne auf der Tanzfläche zu den Hits aus unseren jüngeren Jahren.»
Gastrounternehmer Cédric und Jennifer Schweri: Ein Jahr im Honeymoon
Schon die Hochzeit wurde im Pandemiejahr gefeiert: Denner-Erbe Cédric (43) und Jennifer Schweri haben sich im letzten Frühling das Jawort gegeben, im Sommer wurde in der Toskana gefeiert – mit Einschränkungen. Dennoch: «Aus privater Sicht ist die ganze Corona-Geschichte nur positiv. Wir sind noch immer im Honeymoon. Es gibt weniger Ablenkung und man hat Zeit, sich ganz aufeinander einzulassen.» Die letzten Wochen hat das Paar auf Schweris Polo-Ranch Tinto in Argentinien verbracht. Allerdings sind sie die einzigen Gäste, weil keine Visen ausgestellt werden. Gesellschaft leisten ihnen nur der Hausmeister und die Pferde: «Die Tiere haben eine ganz besondere Energie, ihre Nähe hat etwas Therapeutisches.» Beide sitzen jeden Tag auf dem Rücken der Pferde und haben ein neues Hobby entdeckt: «Wir spielen am späten Nachmittag Canasta, das Kartenspiel kennt Jennifer noch von ihrer Grossmutter.» Streit in der Isolation? Cédric Schweri winkt ab: «Das gibts bei uns nicht. Wir reden miteinander, wenn was ist – sei es noch so banal. Jennifer schüttelt manchmal den Kopf, wenn ich bis um vier Uhr morgens vor dem Fernseher hocke. Aber da hat sie ja recht.» Wäre jetzt nicht auch die ideale Zeit für Nachwuchs? Schweri grinst: «Ja, wir wollen Kinder, ganz so weit ist es aber noch nicht.»
Die Theaterleiter Hanna Scheuring und Daniel Rohr: Neue Blüten
Das ganze Jahr keine Ferien und viel Ungewissheit. Dennoch haben Hanna Scheuring (55) und Daniel Rohr (60) die Pandemie positiv erlebt. «Wir haben uns in dieser Krise als Theaterleiter gegenseitig wärmen können», so Daniel Rohr, Chef des Theaters Rigiblick. «Die Pandemie hat Blüten wachsen lassen, die ohne Corona nicht entstanden wären. Wir haben noch mehr zusammengearbeitet als sonst, im Herbst haben wir im Bernhard-Theater ein Stück aus dem Boden gestampft, im Sommer ein Open-Air-Festival im Rigiblick», so Scheuring. Seit neun Jahren spannen die beiden beruflich und privat zusammen: «Natürlich ist das auch ein Prüfstand für die Liebe. Wie viel Zusammensein verträgt die Liebe?» Beim Theaterpaar viel: «Ich bekomme nie genug von Hanna, uns ist wird es nie langweilig.» Ruhepol im hektischen Jahr ist der riesige Garten daheim. «Wir haben ein grosses Hochbeet gebaut und die 200-Meter-Hecke am Rand des Grundstücks weiter bepflanzt, ein Paradies für Vögel – und für uns.» Müde? Ein Wort, das die beiden Macher kennen. Dennoch, wenigstens kurze Ferien soll es diesen Sommer geben und womöglich nochmals ein Theaterfestival.