Am 1. Februar jährt sich der Todestag von Stiller-Has-Frontmann Endo Anaconda (†66) zum ersten Mal. Vor zwölf Monaten war es ein trockener, für den Monat zu milder Dienstag, der seine Liebsten und die Musikwelt wie ein kalter Sturm erwischte. Nur eine Woche vorher hatte der Berner den Lungenkrebs diagnostiziert erhalten, an dem er dann im Spital starb.
Seine Lebenspartnerin Sonja Schnider (52), mit der Anaconda bis zum Schluss zehn Jahre lang zusammen war, sagte kurz nach der überraschenden Todesnachricht zu Blick: «Ich stehe total neben mir, kann es noch nicht fassen, dass Endo nicht mehr unter uns ist.»
Nach seinem Tod krempelte Sonja Schnider ihr Leben um
Im vergangenen Jahr hat die Werbefachfrau ihr Leben total umgekrempelt: neuer Job, neue Wohnung in Aarau. Die ersten drei Monate habe sie vorwiegend damit verbracht zu realisieren, dass er nicht jeden Moment zur Tür hereinkommt. «Dass Endo gar nie mehr kommt, konnte und wollte ich nicht wahrhaben.» Dann habe sie sich zu Herzen genommen, was er ihr immer wieder nahelegte: «Du musst herunterfahren, mehr Zeit für dich haben.»
Der grosse Berner Mundartmusiker hatte noch viel vor. «Endo wollte dieses Jahr auf grosse Tour gehen. Und er hat sich auf Spaziergänge mit meiner Französischen Bulldogge Gollum gefreut», erzählt Schnider.
Was sie am meisten vermisst, «sind die stundenlangen Gespräche, die wir oft bis in den frühen Morgen führten, und all die lustigen, leichten Momente. Wenn wir Grimassen schnitten, uns dabei fotografierten und lachten wie kleine Kinder.»
Zum Grab wird sie nicht gehen
Dieses wärmende Gefühl, das er ihr stets gab, erfüllt sie heute mit Dankbarkeit. «Ich spüre Endo jeden Moment bei mir. Was wir zusammen hatten, diese einmalige Liebe, wird mich für immer begleiten.» Lange habe sie die Orte nicht aufsuchen können, die sie an ihn erinnern. Mittlerweile geht sie auch wieder in die Mühle Hunziken, wo Andreas Flückiger, wie Anaconda bürgerlich hiess, gerne auftrat. «Endo hätte das gewollt. Ihm war wichtig, dass Musiker und Kulturschuppen unterstützt werden, damit sie am Leben bleiben.»
Am Grab ihrer grossen Liebe war Sonja Schnider noch nie, da werde sie auch künftig nicht hingehen. «Alle gehen anders mit Trauer und Begegnung um, das ist auch gut so. Für mich ist dies kein Platz, wo ich meinem ‹Herzbueb› begegnen kann. Dieser ist in meinem Herzen», sagt sie. Den ersten Todestag wird Anacondas grosse Liebe allein zu Hause verbringen. «Ich höre mir meine Lieblingslieder von ihm an, ‹Fäderliecht› und ‹Witwe›, und werde seine einmalige Stimme geniessen. Und anhand seiner Liebe mein Leben gestalten.»