Diesen Donnerstag läuft der Film «Albert Anker. Malstunden bei Raffael» in den Kinos an. Der Titel erklärt sich aus Albert Ankers (1831–1910) Wunsch, beim Eintritt ins Paradies Malstunden beim italienischen Meister Raffael (1483–1520) nehmen zu dürfen. Das Werk von Heinz Bütler (80) über den grossen Schweizer Maler ermöglicht ein letztes, posthumes Wiedersehen mit dem Anfang Februar verstorbenen Singer-Songwriter Endo Anaconda (†66). In seiner humorvollen Art nähert sich Anaconda dem Schaffen von Anker in dessen Atelier im Seeländer Dorf Ins BE. Es ist eines der wenigen Künstlerateliers aus dem 19. Jahrhundert, die im Originalzustand erhalten geblieben sind.
«Endo Anaconda ist in diesem Film nicht Albert Anker. Doch seine Persönlichkeit und seine Leidenschaft, diesen Maler zu entdecken, gab mir in jedem Augenblick das Gefühl, einen Protagonisten gefunden zu haben, der durch Wissen, Herkunft, Sprache, Präsenz und Mut zum offenen Wort ein Anker-Bild entwerfen würde, mit dem auch der Künstler wohl einverstanden gewesen wäre», so Regisseur Bütler. «Schliesslich wurde Endo so etwas wie der Gastgeber im Anker-Haus.»
«Endo freute sich auf die Premiere»
Zu Besuch kommen die Kunsthistorikerin Nina Zimmer (49), Ankers Ururenkel und Nachlassverwalter Matthias Brefin (79), Kunstsammler Eberhard W. Kornfeld (99) oder der Schriftsteller Alain Claude Sulzer (69).
Die Dreharbeiten in Ins wurden für Anaconda vor dem Hintergrund seines nahenden Abschieds auch zur Suche nach der eigenen Hinterlassenschaft. In einer besonders eindringlichen Szene am Ende des Films betrachtet er ein spätes Foto von Anker vor dessen letztem, unvollendet gebliebenen Ölbild «Die Konfirmandinnen von Müntschemier». «Die Gesichter der Konfirmandinnen spiegeln von Freude bis Angst alles. Und den gleichen Zweifel sieht man in Ankers Gesicht», beschreibt Anaconda die Aufnahme. «Das war es, was ihn das ganze Leben lang beschäftigt hat: Genügt das, was ich erreicht habe, für den Vater? Für den Vater im Himmel und für den leiblichen? War ich ein guter Sohn? Und war ich selber ein guter Vater? Habe ich es gut gemacht?», fragt er anstelle von Anker. Und antwortet: «Ja, du hast es gut gemacht.» Nach einer Gedankenpause fügt der Stiller-Has-Sänger an: «Da kommt er mir nahe.»
Heinz Bütler erinnert sich noch gut an den letzten Kontakt mit Anaconda: «Endo und ich hatten noch zwei Tage vor seinem plötzlichen Tod miteinander telefoniert. Er wusste um die Schwere seiner Krankheit, war aber nicht ohne Hoffnung. Und er wollte nicht, dass der Produzent Laurin Merz und ich mit dem Laptop ins Spital kommen, um ihm den Rohschnitt des Films zu zeigen. Endo sagte, er freue sich lieber auf die Premiere.»