Seine raue Bluesstimme ist verstummt. In der Nacht auf Mittwoch ist der grosse Mundart-Sänger Endo Anaconda (†66) verstorben, wie die Tamedia-Zeitungen unter Berufung auf verschiedene Quellen aus seinem Umfeld berichtet. Die Todesursache ist nicht bekannt. Andreas Flückiger, wie der Musiker gebürtig heisst, hinterlässt drei Kinder.
Die Bestürzung um den Tod des charismatischen Frontmanns der Mundartband Stiller Has, ist auch bei Schweizer Persönlichkeiten gross.
Bundesrat Alain Berset (49) bedauert auf Facebook, dass die Schweiz mit Endo Anaconda «einen Musiker und Poeten der besonderen Art» verliere. «Seine gewaltige Bluesstimme hat uns oft ‹der Aare naa, dere schöne, schöne, schöne grüene Aare naa› begleitet», so Berset.
«R.I.P. Endo! Deine Wucht hat immer alle umgehauen, auf der Bühne, im Studio, im TV – und letztlich traurigerweise auch dich selbst», twittert Satiriker Viktor Giacobbo (69).
Musiker Pippo Pollina (58) sang mit Anaconda 2018 im Zürcher Volkshaus im Duett. Er schreibt: «Lieber Endo. Du alter Kommunist. Wie viel mussten wir lachen, als du das Lied ‹Bandiera Rossa› mit deinem, sagen wir, speziellen Italienisch, bei mir zu Hause so laut gesungen hast, dass die Nachbarn fast erschienen sind, um zu fragen, was da bloss passiert ist. Und jetzt? Die Schweizer Kulturszene wird dich vermissen, da bin ich mir ganz sicher. Deine scharfen Beobachtungen, deine manchmal bösen oder zynischen Texte. Dein verzweifelter und durstiger Blick auf das Leben. Dieses Leben, wo du schon wusstest, dass es vielleicht noch kurz für dich da sein würde. Noch ein Lieder-Weggefährte, der mich verlässt.»
Schauspieler Mike Müller (58): «Es ist nur traurig. Er war für mich eine Naturgewalt auf der Bühne, ein Zauberer, und vor seiner mitreissenden Energie hatte ich immer grössten Respekt. Ein toller Autor war er auch, er hatte einen unglaublichen Sinn für die Zeit. Ich hätte ihm mehr Zeit gegönnt.»
Auch Satirikerin Patti Basler (45) zeigt sich von Anacondas Tod betroffen: «Was soll ich sagen zu einem, der so viel verspielter, so viel wuchtiger, so viel musikalischer mit Worten umgehen konnte, der mich nach Wallisellen entführte mit dem Moudi oder ins All mit dem Has, verloren wie ein Gaggl, azelle, Bölle schelle, Piff, Paff, Puff. Ich sage es mit Max Frisch: Du warst nicht Stiller. Ein Stiller Has bist du erst jetzt. Und wir hätten alle noch so viel zu sagen über dich, aber sind sprachlos über dein Weggehen, viel zu früh, mit 66, am 2.2.22, eine verdammte Schnapszahl, Galgenhumor bis zum Schluss. Du fehlst schon jetzt. Merci Endo, Vier Roti Rose uf De!»
Komiker Beat Schlatter (60): «Ich hatte sehr interessante und lustige Begegnungen mit Endo. Eine, die ich nie vergessen werde, war, als wir Gegner bei einer SRF-Quizsendung waren. Du hast gewonnen und als Preis durftest du eine «Art on Ice»-Show anschauen. Ach Endo, du fehlst mir, du fehlst der Schweiz. Machs gut, da, wo du jetzt bist, wir werden dich nicht vergessen.»
«Ich bin sehr traurig, dass Endo gestorben ist», sagt Chansonnier Michael von der Heide (50). «Wir sind uns viel begegnet an verschiedenen Konzerten, Festivals. Wir mochten uns sehr. Es ist sehr traurig, dass die Schweiz einen so eigenständigen, grossen Künstler verliert. Er war ein Original, ein Unikum und er wird fehlen.»
Auch Christian Jott Jenny (44), Gemeindepräsident von St. Moritz, geht die Todesnachricht nahe: «Sie ertappen mich gerade dabei, eine Aufnahme von ihm zu hören. Und wies das Schicksal will: Gestern haben wir ihn noch zum Festival da Jazz 2022 eingeladen. Per Mail. Bin gerade geschockt und traurig», so der «Festival da Jazz»-Leiter.
Der Berner Rapper Baze (41) hat mehrere Songs mit Endo aufgenommen. Er sagt:In meinen Augen hat Endo von Bern aus Weltliteratur zustande gebracht. Soviel Poesie, Treffsicherheit und Wortgewandheit in einer Person und mit dieser Intensität und Emotionalität waren einmalig. Er stand quer in der Landschaft, im allerbesten Sinn des Wortes. Er hat sein Ding durchgezogen und sich nie verbiegen lassen, eigenständig und wild, ein charismatischer Tornado. Er war, wie die Kunst und insbesondere die Musik sein sollten, jedoch in dieser Art und Ausgestaltung leider immer mehr aussterben. Endo war lyrisch gesehen etwas vom Grössten, was es in der Schweiz je gegeben hat. Und er hat mit seiner ganz eigenen Handschrift vierzig Jahre lang konstant durchgehalten. Sein unglaublicher Sinn für treffende Bilder war deshalb so ausgeprägt, weil er auch die Abgründe mit allen dortigen Perspektiven kannte. Dadurch erst entsteht grosses Schaffen.
Bandleader Pepe Lienhard (75): «Endo war ein Wahnsinnskerl. Vor rund zehn Jahren gaben wir ein einmaliges, gemeinsames Konzert in St. Gallen mit der Swiss Army Big Band. Endo war fadegrad, sehr emotional und auf seine Art ein grossartiges Original.»
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