Im Studio beim trockenen Hasen
Endo Anaconda so nüchtern wie noch nie

Am 6. März erscheint das neue Stiller-Has-Album «Pfadfinder». Für Frontmann und Sänger Endo Anaconda ist es der Schlusspunkt unter ein höchst erfolgreiches Bandprojekt, welches ihn die letzten 30 Jahre auf Trab hielt. Und auch müde machte. «Rock'n'Roll ist anstrengend.»
Publiziert: 11.02.2020 um 13:25 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2020 um 18:29 Uhr
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Endo Anaconda letzte Woche bei den Proben zur kommenden Tour im Studio in Olten: «Ohne Nervosität fehlt die Spannung.»
Foto: Thomas Meier
Jean-Claude Galli aus Olten SO

Wollte man mit Stiller-Has-Frontmann Endo Anaconda (64) früher über seine Musik sprechen, traf man ihn am besten zu Cordon bleu und schwerem Rotwein im Löwen oder Rössli. Nun steht der Chefhase schlank und rank vor dem Studioeingang in Olten und blinzelt in die Morgensonne. «Seit November sind wir alle trocken», sagt er, «eigentlich ist das hier ein Reha-Projekt, und wir könnten uns ‹Endo and the Rehabs› nennen.» Mit «wir» meint er sich und seine Band, die er fürs Album «Pfadfinder» (Release und Tourstart 6. März) frisch formiert hat. Neu dazugestossen ist neben Boris Klecic (44) und Roman Wyss (47) das Berner Multitalent Bruno Dietrich (49). «Auf Bruno kommt man sowieso», rühmt er dessen Vielseitigkeit.

«Nervosität ist der Treiber»

Zum Alkoholverzicht gebracht haben ihn nicht nur gesundheitliche Probleme («die cheibe Läbere»), sondern finale Entschlossenheit. «Das Bandprojekt Stiller Has kommt hiermit zu einem Ende», sagt Anaconda. «Rock 'n' Roll ist anstrengend und macht müde. Und irgendwann möchte ich auch noch ein wenig leben und auf Reisen gehen. Wenn ich es mir denn leisten kann ...» Rückblickend auf über 30 Jahre Bandgeschichte sagt der charismatische Entertainer: «Mundart ist eine kleine Welt. Wir hatten sehr viel Glück und haben das Maximum herausgeholt. Und wir ernteten Erfolg, weil wir 365 Tage im Jahr verfügbar waren. Manche schauen es als Kunstform an, stets gleich zu tönen. Doch ich möchte mich wieder und wieder neu erfinden.» Von Resignation aber keine Spur. «Ich bin wie früher noch vor jedem Konzert aufgeregt und bei jeder Studiostunde konzentriert. Ohne Nervosität fehlt die Spannung, Nervosität ist der Treiber», resümiert er.

«Lieber auf der Bühne sterben»

Das zeigt sich beim BLICK-Besuch in Olten bestens, geprobt wird mit «Summer» gerade ein Klassiker von 1995. Anaconda unterbricht mehrfach. «Ich spüre zu wenig Dynamik und Intensität», kritisiert er, «bitte nochmals von Anfang an.» Das Handwerkliche ist ihm wichtig, der ganze Prozess. Doch ebenso entscheidend wie die künstlerische Weiterentwicklung war immer auch die Stimmigkeit des Augenblicks. «Wir haben gerne auf eine übertriebene Bühnenshow verzichtet, weil wir die Mutprobe suchten und auf der Bühne sterben wollten. Das findet unser Publikum spannender als all den Firlefanz und Ablenkungsmanöver wie eine tolle Lichtshow.»

Loslassen werden ihn Kunst und Bühne nie. «Ich werde sicher auf eine andere Art weitermachen.» Nur die genaue Form ist offen. «Ich sitze auch schon länger über einem Gedichtband, der bald reif wäre.» Und sollten alle Stricke reissen, «wäre ich sogar als Ochse auf einem Bio-Bauernhof geeignet».

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