Melanie Winiger (41) ist nicht dafür bekannt, um den heissen Brei herumzureden. So findet sie klare Worte als sie bei «Gredig direkt» über sexuelle Belästigung in der Model- und Schauspielbranche spricht. So sagt sie: «Harvey Weinstein ist eine Sau!» Er soll Macht nicht als Verantwortung sondern nur Macht sehen. Doch kritisiert sie nicht nur den verurteilten Filmmogul, sondern auch alle Leute, die jahrelang über seine Machenschaften Bescheid wussten. «Ganz viele Leute haben nichts dagegen unternommen, und das finde ich noch fast schlimmer», kritisiert sie.
Auch Winiger musste negative Erfahrungen machen. «Ich habe ein paar Einladungen zu Treffen in Hotelzimmer um 22 Uhr bekommen», erzählt sie von ihrer Zeit in Los Angeles. Sie wusste, dass die Uhrzeit grundsätzlich nichts Aussergewöhnliches ist. Nichtsdestotrotz sei sie nicht aufs Zimmer mitgegangen. «Ich sagte: ‹Wir können uns gerne um 22 Uhr treffen, aber dann in der Lobby!›»
Rückblickend dankt sie ihren Eltern dafür, ihr beigebracht zu haben, das zu tun, was sie für richtig hält. «Mir war es immer wichtiger, sich zu schützen, weil ich sehr früh gemerkt habe, dass es sehr schnell einen sehr komischen Weg nehmen kann.»
«Sie haben mich angebunden und sind auf mich los»
Doch Melanie Winiger konnte sich nicht vor allem schützen. In ihrer Schulzeit war die Schauspielerin heftigem Rassismus ausgeliefert. Denn Winiger hat durch ihr Mami indische Wurzeln. «Als ich in die Schule kam, habe ich sehr schnell gemerkt, dass ich für etwas ausgeschlossen werde, wofür ich nichts kann», erzählt sie. Angefangen habe es noch in Zürich mit dem Spiel «Indianer und Cowboys». Da sei sie automatisch die Indianerin gewesen: «Man hat mich nie gefragt, was ich sein möchte, auch die Lehrerin nicht.» Ihre Mutter sei deshalb in die Schule gekommen und habe reklamiert.
Als sie ins Tessin gezogen sei, wurden die Anfeindungen noch schlimmer. «Dort hiess es schnell: ‹Scheiss Marokkanerin!›» Das obwohl Melanie Winiger aus Indien stammt. Beim Spielen mit fünf Jahren artete das Verhalten der Kinder völlig aus: «Die Mädchen und Jungs haben mich damals, beim Gummitwist spielen angebunden und sind auf mich los.» Doch nicht nur die eigene Schule attackierte Winiger. Beim Schlittschuhlaufen schrie ihr eine Klasse aus einer anderen Gemeinde nach: «Scheiss Marokkanerin geh wieder nach Hause.» Mittlerweile ist sie stolz auf ihre Wurzeln.
Ihre Begegnung mit Donald Trump
Talkmaster Urs Gredig (50) nutzt aber auch die Gelegenheit, die Ex-Miss-Schweiz auf ihre Begegnung mit dem heutigen US-Präsidenten Donald Trump (73) an der Miss-Universe-Wahl von 1997 anzusprechen. «Es gibt Geschichten, dass er hinter die Bühne in die Garderobe gekommen ist und kein Problem damit hatte, wenn die Kandidatinnen sich dort zum Teil umgezogen haben», berichtet Gredig.
Auf die Frage, wie sie denn Trump erlebt habe, macht Winiger klar, was sie vom Milliardär hält: «Ich ging extra weg, als er Händeschütteln ging.»
Nicht Trumps Beuteschema
Winigers Reaktion kommt nicht von ungefähr, wie sie weiter erklärt: «Ich fand ihn wirklich einen Grüsel. Ich weiss nur noch, dass ich nicht in sein Schema passte, weil er … Es war klar, dass er auf zwei der Kandidatinnen ein Auge geworfen hat.» Diese seien dann auch eine Nacht lang verschwunden. Sie präzisiert: «Ich weiss nicht, wo die waren.» Sie sei jedenfalls nicht Trumps Beuteschema gewesen.
An der Miss-Universe-Wahl ist sie schliesslich nicht auf den vorderen Rängen gelandet, damit aber hat sie kein Problem. Winiger wollte mehr sein als nur eine Nummer, die ein Land vertritt. Sie wollte das sein, was sie heute auszeichnet: eine Frau mit Ecken und Kanten, die zu ihrer Meinung steht.