Auf einen Blick
- Olli Pocher und Stefan Büsser stehen zum ersten Mal seit 12 Jahren gemeinsam auf der Bühne
- Pocher spricht im Blick-Interview darüber, warum er seine Trennung öffentlich ausschlachtete
- Büsser kritisiert «hypersensible Dauer-Erregung» in Sachen Comedy
2012 spielte ein noch wenig bekannter Stefan Büsser (39) im Vorprogramm von Oliver Pocher (46) in Zürich. 12 Jahre später treten die beiden Komiker erneut gemeinsam auf – und das gleich zweimal. Pocher war am Sonntag in Stefan Büssers Show «Late Night Switzerland» zu Gast sein, heute Montag gesellt sich der SRF-Mann zu Olli Pocher und Serdar Somuncu (56) auf die Bühne im Zürcher Volkshaus.
Im Interview mit Blick wird klar, dass die Comedians das Heu aber oft auf ganz anderen Bühnen haben – sich dennoch einig sind, dass Humor wieder freier stattfinden sollte.
Herr Büsser, Sie haben im Blick-Interview gesagt, dass sie in Ihrer Show am Sonntag auch Olli Pochers Scheidung von Amira Aly ansprechen wollen?
Stefan Büsser: Das Thema war in den Medien sehr präsent, und Olli geht, wie mit allen Themen aus seinem Leben, sehr offen damit um, was ich auf eine gewisse Art sehr faszinierend finde. Persönlich würde ich so eine Trennung und den Umgang miteinander, danach aber ganz anders handhaben wollen.
Oliver Pocher: Ja, ich wollte es eigentlich auch nicht so haben, aber so ist es manchmal.
Stefan Büsser: Immerhin – bei gelungenen Ehen haben wir wieder Gleichstand.
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Herr Pocher, warum haben Sie dann Ihre Trennung so öffentlich ausgeschlachtet?
Pocher: Wenn man bekannt ist, dann gehören auch solche Geschichten dazu. Es ist halt auch so, dass wir einen Beziehungspodcast hatten, der einer der erfolgreichsten Podcasts im deutschsprachigen Raum war. Ich habe versucht, ihn trotz Trennung aufrechtzuerhalten und dachte, das ist ein spannender Prozess für die Leute. Ich bin da ja sehr transparent. Aber dann hat sich die Situation anders entwickelt, und Sandy kam anstelle von Amira, was dazu geführt hat, dass der Podcast sogar noch erfolgreicher wurde.
Sie treten am Montag mit Serdar Somuncu im Zürcher Volkshaus mit Ihrer Show «Die Abrechnung des Jahres» auf. Was erwartet das Publikum?
Pocher: Es ist mehr ein Gespräch. Serdar Somuncu ist jemand, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Wir wollen das Jahr besprechen, kommen aber wahrscheinlich nicht über die letzten Wochen hinaus. Was allein da schon wieder los war: Udo Lindenbergs «Sonderzug nach Pankow» ist nicht okay, weil man nicht mehr Indianer sagen darf. Luke Mockridge wurde schon vor längerer Zeit abgecancelt. Bei Pietro Lombardi gabs einen Polizeieinsatz. Das Publikum wird interaktiv miteinbezogen, am Ende singen wir noch ein Weihnachtslied, und nach zwei Stunden gehen die Leute nach Hause und sagen, dass das ein lustiger Abend war.
Herr Büsser, Sie werden auch auf der Bühne zu sehen sein?
Büsser: Ich komme als Gast dazu, sehe die Cancel-Sache allerdings etwas differenzierter als Olli. Man darf sehr wohl noch alles sagen, man muss heute einfach mit mehr Konsequenzen rechnen. Ich muss mir besser überlegen, wie man die eine oder andere Pointe formuliert, und nehme das als Ansporn. Ich sehe diese hypersensible Dauer-Erregung aber auch nicht als Gewinn für unser gesellschaftliches Zusammenleben.
Was als KV-Lehrling bei Ringier begann, über Stationen als Print- und Radio-Journalist führte, gipfelte für den 1985 in Zürich geborenen Stefan Büsser 2023 in seiner eigenen Show TV«Late Night Switzerland». Büsser hat eine Zwergspitzhündin, die mit ihrem Herrchen auch schon TV-Luft schnuppern durfte.
Was als KV-Lehrling bei Ringier begann, über Stationen als Print- und Radio-Journalist führte, gipfelte für den 1985 in Zürich geborenen Stefan Büsser 2023 in seiner eigenen Show TV«Late Night Switzerland». Büsser hat eine Zwergspitzhündin, die mit ihrem Herrchen auch schon TV-Luft schnuppern durfte.
Wie meinen Sie das?
Büsser: Diese ständigen verkürzten Zuspitzungen und dass wir verlernt haben, zu verzeihen: Das hilft uns als Gesellschaft nicht weiter. Wir sollten uns alle wieder ein bisschen entspannen. Und auch gut zu wissen ist, man muss Humor nicht konsumieren – man kann.
Pocher: Dasselbe trifft auch auf Kokain zu. (lacht)
Luke Mockridges Spruch über Para-Athleten hat ihn seine Show und Sponsoren gekostet. Wann geht für Sie beide ein Witz zu weit?
Pocher: Da fragen Sie den Falschen. Für mich gibt es in der Hinsicht keine Grenzen. Es geht aber immer ums Timing. Viele Witze können wahnsinnig lustig sein, wirken aber an einer Beerdigung befremdlich. Einen solchen Spruch zwei Wochen vor den Paralympics zu machen, war halt der falsche Zeitpunkt. Inhaltlich kann man das auch geschmacklos finden. Aber am Ende sind es Worte und Gags.
Büsser: Ich fand die Aussagen im Podcast auch nicht gut. Was mich aber nachhaltig beschäftigt, ist, dass Luke reflektiert hat, ehrlich um Verzeihung bat – und trotzdem ist es nie genug. Man muss doch auch Fehler machen dürfen, wenn man sie einsieht. Das Gleiche gilt für Sanija Ameti: Sie hat ihren Fehler eingesehen, hat sich dafür entschuldigt, dass sie auf ein Jesusbild geschossen hat, und trotzdem werden ihr gewisse Leute nie verzeihen.
Pocher: Darf man in der Schweiz nicht mal mehr auf ein Jesusbild schiessen?
Sie sind beide kontroverse Comedians …
Pocher: Sind wir das? Ihr habt Stefan kritisiert?
Büsser: Ja, ich verstehe das auch nicht. (lacht)
Der 1978 in Hannover geborene Oliver Pocher steht seit 1985 als Comedian und Moderator auf der Bühne. Am 4. November feiert Pochers Programm «Die Abrechnung des Jahres», das er gemeinsam mit Serdar Somuncu aufführt, im Zürcher Volkshaus Premiere. Pocher ist Vater von fünf Kindern und war zweimal verheiratet.
Der 1978 in Hannover geborene Oliver Pocher steht seit 1985 als Comedian und Moderator auf der Bühne. Am 4. November feiert Pochers Programm «Die Abrechnung des Jahres», das er gemeinsam mit Serdar Somuncu aufführt, im Zürcher Volkshaus Premiere. Pocher ist Vater von fünf Kindern und war zweimal verheiratet.
Die Diskussion war, dass es keine Comediennes in die zu vergebenen Sendeplätze des SRF geschafft haben.
Pocher: Das ist auch schon wieder so eine schwachsinnige Diskussion. Am Ende macht es der, der am lustigsten ist. Jede Frau, die witzig ist, kann in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz auftreten. Keine Frau wird schlechter oder anders behandelt, so ist das nun mal. Vielleicht waren die möglichen Kandidatinnen weniger lustig als Stefan.
Büsser: Das denke ich nicht, und die Diskussion hat bewirkt, dass bei SRF mehr und diversere Comedy ins Angebot kommt. Für Kunstschaffende ist es dank Social Media und anderer Plattformen so einfach wie noch nie, an ihr Publikum zu kommen. Wer gute Inhalte zu bieten hat, wird ein Publikum finden. Aber was mir auffällt: Bei den Zuschauerinnen und Zuschauern ist das überhaupt kein Thema – die konsumieren Künstlerinnen und Künstler, die sie lustig finden, unabhängig vom Geschlecht.
Pocher: Das ist das Schöne an der Schweiz, die ist non-binär und hat jetzt eine geschlechtslose Person, die den ESC gewonnen hat. Ist das nicht toll?
Naja, auch hier gab es die Kontroverse, dass sich Nemo für den Eintrag eines dritten Geschlechts einsetzt.
Pocher: Mittlerweile kann jeder einmal im Jahr sein Geschlecht wechseln. Ich sehe das eher kritisch. Aber auch darüber, das ist das Schöne, darf man sich lustig machen und muss sich auch Gags gefallen lassen. Am Ende ist es doch einfach toll, dass es den ESC in der Schweiz gibt, mit welchem Geschlecht, ist völlig egal.
Büsser: Das lässt sich aus unserer privilegierten Sicht einfach sagen. Für Personen wie Nemo geht es darum, ob sie in unserer Gesellschaft eine Existenzberechtigung haben, wahrgenommen und repräsentiert werden. Wo ich dir zustimme: Mit dem Privileg, ein Superstar zu sein, kommt jetzt halt auch die Pflicht, den einen oder anderen Gag auszuhalten.