Das ist «Late Night Switzerland» in 60 Sekunden
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Marathon-Büssi und Stripper:Das ist «Late Night Switzerland» in 60 Sekunden

Stefan Büsser nach der Blick-Kritik an «Late Night Switzerland»
«Wir sind sicher noch nicht dort, wo wir hinwollen»

Blick bemängelte die erste Staffel von «Late Night Switzerland». Im grossen Interview übt Stefan Büsser Selbstkritik – hält aber auch bissig dagegen.
Publiziert: 27.04.2024 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2024 um 08:58 Uhr
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Stefan Büsser, Gastgeber von «Late Night Switzerland», zieht nach der ersten Staffel Bilanz, aufgenommen in den Büros seiner Firma Iltis Media Group in Adliswil ZH.
Foto: Philippe Rossier

Freitagmorgen in Adliswil ZH in den Räumen der Iltis Media Group: Es ist der letzte Termin, den «Late Night Switzerland»-Moderator Stefan Büsser (39) noch wahrnimmt, bevor er in die Ferien geht. Unbedingt will er auf die Blick-Staffelbilanz vom Montag reagieren, in der auf die abnehmenden Zahlen hingewiesen wurde.

Blick: Was haben Sie sich ursprünglich für das Format vorgenommen?
Stefan Büsser:
Wir wollten eine Sendung machen, bei der wir Spass haben und möglichst viele Leute unterhalten. Wir haben ziemlich genau abgeliefert, was in unserem Konzept stand.

Es gibt nichts, das Sie inhaltlich ändern wollen?
Doch, natürlich. Man kann sich immer verbessern. Ich persönlich finde, meine Talks könnten stärker sein. Dann kann man sich auch bei der Gästeauswahl etwas überlegen. Und ich sehe noch Verbesserungspotential bei den Sketches. Aber so eine Sendung ist ein laufender Prozess. Ich empfehle allen, sich mal die allererste Folge von «Giacobbo/Müller» anzuschauen.

Was hat SRF bei der Quote für eine Vorstellung?
Das müssen Sie SRF fragen. Aber es ist klar: Quoten sind einer der Messfaktoren. Deshalb würde es mich wundernehmen, woher Sie Ihre Zahlen in Ihrem Artikel als internes Wunschziel hatten.

«Die Zahlen sind nicht unter den Vorgängersendungen»
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Stefan Büsser wehrt sich:«Die Zahlen sind nicht unter den Vorgängersendungen»

Aus mehreren fundierten Quellen.
Ihre Zahl kam nie zu mir. Es ist nicht üblich, dass man solche Zahlen kommuniziert. Marktanteile sind noch das eine, weil sie ein fairerer Vergleichswert sind als die realen Zahlen, wie ich finde.

Blick war am Anfang noch wohlwollend, andere Medien nicht. Nehmen Sie Kritik persönlich?
Ich kann mit Kritik gut leben. Ich nehme sie dann persönlich, wenn meiner Meinung nach die Fakten nicht stimmen. 

Fakt ist, dass sich die Quote halbiert hat.
In nummerischer Zahl stimmt das, wobei der Vergleich stark hinkt. Bei unserer Premiere profitierten wir von einem medialen Dauerfeuer im Vorfeld und wir hatten einen Bundesrat zu Gast. Bei unserer letzten Sendung liefen wir 30 Minuten früher als normalerweise und mussten mit einer viel tieferen Quote starten, als wir das sonst nach dem Tatort können. Diese beiden Ausreisser ohne Einordnung einander gegenüberzustellen, ist nicht ganz fair. Über die ganze Staffel gesehen, haben wir im Schnitt besser abgeschnitten als unsere Vorgänger-Sendung «Deville Late Night». Das haben Sie ignoriert.

Haben wir nicht. Wir haben gezeigt, dass Sie ungefähr in die Nähe der letzten Deville-Staffel kamen, die letzten Sendungen aber zahlenmässig darunterlagen. Es gab im Ganzen nur eine Tendenz: jene nach unten.
Ja, am Schluss mögen wir einen Taucher gehabt haben. Der war aber erklärbar. Ihre Aussage mag in absoluten Zahlen stimmen, aber es entspricht nicht dem Bild, das realistisch ist. 

Das müssen Sie nun aber erklären!
Es kommt drauf an, wie viele Leute gesamthaft den Fernseher eingeschaltet hatten an diesem Abend. Bei schönem Wetter schauen weniger Leute Fernsehen als bei schlechtem und dann sind für alle Sender die Zahlen tiefer. Darum ist der Marktanteil eine fairere Methode zur Analyse als mit realen Zahlen zu argumentieren.

Haben Sie das Gefühl, wir würden eine geheime Absicht verfolgen und hätten etwas gegen Sie persönlich?
Nein, aber es generiert Klicks. Wenn Sie schreiben, «Late Night Switzerland» ist ein Flop, wird es gelesen. Ich finde, Sie haben den Pfad der Zahlen verlassen.

Haben wir natürlich nicht. Wenn man Ihnen zuhört, sind immer alle anderen schuld. Selbstkritik gibt es wenig.
Ich telefoniere nach jeder Folge mit mindestens drei Personen mit TV-Macher-Erfahrung. Was war gut, was nicht? Dazu kommt das Feedback von SRF und den Zuschauenden. Mir ist es mega wichtig, mich zu verbessern. Ich bin sehr selbstkritisch. Man sagt mir, eher sogar zu sehr. Ihre inhaltliche Kritik war legitim. Mir geht es darum, uns fair daran zu messen, was wir in diesem halben Jahr geleistet haben. Und das ist nicht passiert. Das ist alles.

Wird Michael Schweizer in der nächsten Staffel noch Ihr Sidekick sein, ein Freund von Ihnen, mit dem es null Reibung gibt?
In unserem Konzept ist keine Person vorgesehen, an der ich mich reiben muss. Harald Schmidt oder «Giacobbo/Müller» hatten auch keine Kontrahenten zur Reibung. Mit Reibung entsteht Wärme. Die haben Michael und ich, ohne dass wir uns reiben.

Zum Gästekonzept: Was soll geändert werden?
Wir wollten von Beginn weg eine Gäste-Plattform für alle Genres sein. «Giacobbo/Müller» war klar politisch fokussiert, Deville hörte irgendwann mit Gästen auf und Gabriel Vetter hat bei «Die Sendung des Monats» auch keine. Ich glaube, es ist der richtige Weg, nicht nur auf Politik zu setzen. Ich möchte aber gerne das eine oder andere Schwergewicht einladen.

Wieso? SRF hat Sie doch gerade ausgewählt, weil Sie keine politische Satire machen, sondern eine Art von Humor pflegen, der die politischen Gegner der SRG nicht weiter ärgert.
Das finde ich wirklich die beste Pointe in eurer Kritik. Zu glauben, dass ein Befürworter der Halbierungsinitiative unsere Show guckt, und dann sagt: ‹Ah, wegen dieses Gags gegen die Grünen stimme ich nun Nein›. Das ist wirklich absurd. 

Ernsthaft: Wie viel von der Nervosität bei SRF kriegen Sie zu spüren?
Wir spüren vom ganzen Haus einen grossen Support. Es gibt keinen Grund, nervös zu werden. Aber wer weiss: Vielleicht sitzen wir in zwei Jahren wieder zusammen und ich muss euch recht geben, weil es nur noch runterging. Aber eventuell müsst dann auch ihr uns gratulieren. 

Darauf können wir uns einigen!  

Hansdampf in vielen Gassen

Der 1985 in Zürich geborene Stefan Büsser (39) stieg nach einer KV-Lehre bei Ringier als SI- und Blick-Praktikant ins Medienbusiness ein. 2005 startete er seine Radio-Karriere bei Radio Top, 2008 wechselte er zu Energy, 2016 zu SRF 3. 2011 folgte sein erstes Comedy-Programm. Ab 2015 war er auch online durch seine «Bachelor»-Sendungen erfolgreich. Mit Aron Herz (43) und Michael Schweizer (44), die auch bei «Late Night Switzerland» dabei sind, verantwortet er den Podcast «Comedymänner». Bei SRF ist er zudem im «Donnschtig-Jass» und in der Samstagshow «Gipfelstürmer» zu sehen. 

Der 1985 in Zürich geborene Stefan Büsser (39) stieg nach einer KV-Lehre bei Ringier als SI- und Blick-Praktikant ins Medienbusiness ein. 2005 startete er seine Radio-Karriere bei Radio Top, 2008 wechselte er zu Energy, 2016 zu SRF 3. 2011 folgte sein erstes Comedy-Programm. Ab 2015 war er auch online durch seine «Bachelor»-Sendungen erfolgreich. Mit Aron Herz (43) und Michael Schweizer (44), die auch bei «Late Night Switzerland» dabei sind, verantwortet er den Podcast «Comedymänner». Bei SRF ist er zudem im «Donnschtig-Jass» und in der Samstagshow «Gipfelstürmer» zu sehen. 

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