Blick nimmt Wischiwaschi-Stellungnahme von SRF unter die Lupe
Realsatire am Leutschenbach

Es gebe zu wenige weibliche Comedians, sagt das Schweizer Fernsehen. Stimmt nicht, antworten Komikerinnen in einem offenen Brief. Nach dem lauten Gebrüll folgt nun eine Wischiwaschi-Stellungnahme von SRF. Blick setzt den Rotstift an.
Publiziert: 02.03.2023 um 20:51 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2023 um 15:22 Uhr
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Vor einer Woche gab Blick exklusiv die drei Favoriten für die «Deville»-Nachfolge bekannt: Stefan Büsser (37), Patrick «Karpi» Karpiczenko (37) und Gabriel Vetter (40). Darauf stiegen die Komikerinnen Patti Basler (46) und Lara Stoll (35) auf die Barrikaden. In einem offenen Brief wandten sie sich am Wochenende ans SRF, prangerten fehlende Diversität, mangelnde Transparenz und strukturellen Sexismus an.

Aufgewühlt meldeten sich in der Folge sechs weitere Frauen aus der Branche zu Wort. Keine von ihnen wusste von einem Casting für die «Deville»-Nachfolge. Keine kannte eine Berufskollegin, die dazu eingeladen war. Ihre Vorwürfe waren laut. So laut, dass SRF auf den Comedy-Eklat reagieren musste und am Mittwoch zum Krisengipfel lud. Wie Blick weiss, waren folgende Personen anwesend: die Initiantinnen Patti Basler und Lara Stoll, die Komikerinnen Bettina Dieterle (57), Anikó Donáth (51) und Martina Hügi (37), Schauspielerin Barbara Terpoorten (47), Drehbuchautorin Natasha Beller (41) und die beiden Männer Karpi und Gabriel Vetter, die mit Stefan Büsser im Rennen für die nächtliche Comedy-Show stehen.

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Komikerin Patti Basler und...
Foto: Keystone

Nach lautem Gebrüll folgt das grosse Schweigen

Am Mittwochabend reagierte endlich auch SRF – mit einer ausführlichen Medienmitteilung, die alle Seiten beruhigen sollte. Sie ist aber so kryptisch und unfreiwillig komisch, dass sie eigentlich mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Deshalb ergänzt Blick das Dokument mit einigen Anmerkungen.

Zusammengefasst heisst es in dem Schreiben: Man gebe den Zuschauenden, was sie wollen, nämlich die bekannten männlichen Gesichter. SRF-Unterhaltungschef Reto Peritz (48) schiebt den Ball wieder den Komikerinnen zu, lässt sich im Schreiben zitieren mit: «Es gibt hier ein strukturelles Ungleichgewicht, da die Szene seit Jahrzehnten stark von Männern geprägt ist.» Fazit: Das Résumé ist ein erneuter Versuch, die Männerdominanz zu rechtfertigen und die Schuld abzuschieben. Das Schweizer Fernsehen wollte die Diskussion um die Nachfolge auf dem wichtigsten Sendeplatz für Schweizer Comedy wie einen Sturm im Wasserglas aussehen lassen – doch die Affäre entwickelt sich nun endgültig zum Taifun in der Humorszene.

Gestern bat Blick SRF-Direktorin Nathalie Wappler (55) um ein Interview, wie auch Reto Peritz und Tom Schmidlin, Bereichsleiter Entwicklung & Comedy bei SRF. Sie alle liessen durch ihre Medienabteilung ausrichten, dass sie zurzeit nicht für Interviews zur Verfügung stehen.

Nach dem Gebrüll schweigen nun auch die betroffenen Frauen. Was genau wurde am Krisengipfel besprochen, was vereinbart, wo harzt es nach wie vor und wie geht es wann konkret weiter? «Wir haben im Gremium abgemacht, die Presse ans SRF zu verweisen», lautet die Antwort einer anwesenden Person. Ob dies ein Maulkorb seitens des SRF oder ein selbst auferlegter ist, bleibt offen – wie viele Fragen zur kryptisch formulierten Medienmitteilung.

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