Nach Krisengipfel mit Komikerinnen
SRF sieht das Problem in der Comedy-Szene

Die Kritik von Comediennes wie Lara Stoll und Patti Basler am SRF blieb nicht ohne Folgen. Es berief einen Krisengipfel ein und rechtfertigt erneut den Entscheid, einen Mann als Nachfolge für «Deville» zu benennen.
Publiziert: 01.03.2023 um 19:40 Uhr
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Comedienne Pattie Basler und …

Die Vorwürfe gegen das SRF wiegen schwer: fehlende Diversität, mangelnde Transparenz. Eine Gruppe Komikerinnen um Patti Basler (46) hat am vergangenen Wochenende in einem offenen Brief strukturellen Sexismus am Leutschenbach angeprangert – unter anderem, weil aktuell nur Männer zur Auswahl stehen, um den Sendeplatz der Late-Night-Show nach «Deville» zu übernehmen.

Das Schweizer Radio und Fernsehen setzte danach einen Krisengipfel mit Komikerinnen und Komikern an. Dieser habe am 1. März stattgefunden. In einer Medienmitteilung gibt das SRF nun die Ergebnisse des Treffens bekannt. Es ist ein neuerlicher Versuch, den Entscheid zu rechtfertigen.

Bekanntheit ist relevantes Auswahlkriterium

Eine wichtige Rolle im mehrstufigen Entwicklungsprozess für das Comedy-Angebot sollen neben der fachlichen Einschätzung von Redaktions-, Distributions- und Produktionsseite auch zwei von SRF in Auftrag gegebene, repräsentative Studien bei an Comedy und Satire interessierten Personen in der Deutschschweiz gespielt haben. Zu Wort kommt Laura Köppen, Abteilungsleiterin Audience von SRF: «Es ist unser Ziel, auf diesem Sendeplatz möglichst viele Menschen anzusprechen. Dementsprechend ist die Bekanntheit der Persönlichkeiten ein relevantes Auswahlkriterium.»

Dass es dennoch nur männliche Künstler in die engere Auswahl für den begehrten Comedy-Slot geschafft haben, habe nichts mit «der hohen Qualität und Anzahl an Comedy-Frauen in der Schweiz zu tun», so Köppen weiter. Ähnlich äussert sich auch Reto Peritz, Leiter der Abteilung Unterhaltung. Es sei auf einem Sendeplatz schlicht nicht möglich, «die Comedy-Szene in ihrer ganzen Vielfalt sichtbar zu machen».

«Strukturelles Ungleichgewicht in der Szene»

Keine dieser Aussagen ändert allerdings etwas daran, dass am Sonntagabend auch in Zukunft ein Komiker das Publikum unterhalten soll. Man wolle aber «einen regelmässigen Austausch mit der Comedy-Szene» und aktiv über offene Stellen informieren. Reto Peritz sieht das Problem denn auch nicht im Auswahlverfahren des SRF, sondern in der Szene selber: «Es gibt hier ein strukturelles Ungleichgewicht, da die Szene seit Jahrzehnten stark von Männern geprägt ist. Aktuell ist das Geschlechterverhältnis in dieser Redaktion nicht ausgewogen und dieses Ungleichgewicht müssen wir korrigieren.»

Laura Köppen gibt ebenfalls zu: «Nicht überall sind wir schon an unserem Ziel angekommen. Das Projekt setzt einen Kulturwandel in Gang, der Zeit braucht. Fakt ist, dass unsere Sendungen auch gesellschaftliche Strukturen abbilden. In der Comedy-Szene sind Frauen heute noch weniger bekannt als ihre männlichen Pendants. Dass in der Endauswahl für ein so wichtiges Format ausschliesslich Männer stehen, ist sicher auch nicht unsere Wunschvorstellung.» (grb)

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