Nach Morddrohung untergetaucht
So litt der Hotelmitarbeiter unter Gil Ofarims Lüge

Nachdem Gil Ofarim dem Hotelmitarbeiter Markus W. fälschlicherweise Antisemitismus vorwarf, erhielt dieser Drohanrufe und musste sogar vorübergehend untertauchen. Er litt unter Schlafstörungen und ist bis heute in psychologischer Behandlung.
Publiziert: 29.11.2023 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2023 um 08:05 Uhr
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Gil Ofarim beschuldigte einen Hotelmitarbeiter, ihn antisemitisch behandelt zu haben.
Foto: imago/STAR-MEDIA

Während zwei Jahren musste der Hotelmitarbeiter, dem Sänger Gil Ofarim (41) im Oktober 2021 Antisemitismus vorwarf, mit den Folgen der falschen Anschuldigungen leben, die Ofarim unter Tränen in einem Video publik machte, welches darauf viral ging.

Am sechsten Prozesstag gegen den Sänger gestand dieser gestern (28. November) plötzlich, dass alles eine Lüge war. Hotelmanager Markus W. erinnert sich vor Gericht an dem Tag, als er am 5. Oktober 2021 gegen 7 Uhr morgens im Hotel «Westin» in Leipzig zur Arbeit erschien und eine Kollegin ihm das Video von Ofarim zeigte. Das habe sich angefühlt, wie «wenn jemand den Teppich unter den Füssen wegzieht». Im Video behauptete Gil Ofarim, dass der Hotelmanager beim Check-in von ihm forderte, seine Halskette mit dem Davidstern abzulegen.

Mitarbeiter musste untertauchen

Der Hotelmitarbeiter schildert im Prozess, wie die falschen Anschuldigungen für ihn zum Alptraum wurden. Mitarbeitende hätten als Reaktion auf die Ereignisse geweint, über das Postfach des Hotels sei eine Morddrohung eingegangen, das Hotel erhielt Drohanrufe und musste deswegen die Sicherheitsmassnahmen verschärfen.

Noch am selben Abend habe Markus W. sein Namensschild von der Klingel seiner Haustür entfernt. Er erhielt die Anweisung, sich in Sicherheit zu bringen. Zehn Tage musste er untertauchen, verliess Leipzig und sagte nicht einmal Freunden und Familie, wo er sich aufhielt, erzählt er im Prozess. 

In der Folge hatte Markus W. mit Schlaflosigkeit und Nervosität zu kämpfen. Er musste sich in psychologische Behandlung begeben – die er bis heute in Anspruch nimmt.

Mitarbeiter nimmt Entschuldigung an

«Die Vorwürfe treffen zu. Herr W., ich möchte mich entschuldigen: Es tut mir leid. Ich habe das Video gelöscht», macht Gil Ofarim im Prozess plötzlich eine Kehrtwende und gesteht seine Lüge. Damit ist der Hotelmanager nach zwei Jahren rehabilitiert. Markus W. nimmt die Entschuldigung an. Das Landsgericht Leipzig stellt das Verfahren gegen Gil Ofarim ein, er muss eine Busse von 10'000 Euro zahlen. Ofarim stimmte zu, je 5000 Euro an die Jüdische Gemeinde Leipzig und einen weiteren Verein zu zahlen. (emu)

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