Der US-Schauspieler Kevin Spacey (64) ist an seinem Geburtstag im Londoner Strafprozess vom Vorwurf sexueller Übergriffe auf mehrere Männer in allen Anklagepunkten freigesprochen worden. Das teilte die Jury am Mittwoch mit. Spacey zeigte sich nach der Urteilsverkündung sichtlich gerührt. Mit einem Taschentuch wischte er sich übers Gesicht.
In dem etwa vierwöchigen Prozess am Southwark Crown Court hatten vier Männer dem Hollywoodstar vorgeworfen, dass er ihnen in mehreren Fällen in den Schritt gegriffen haben soll. In einem Fall ging es um oralen Geschlechtsverkehr. Die Vorfälle sollen sich zwischen 2001 und 2013 in London sowie in der Grafschaft Gloucestershire ereignet haben. Der 63-Jährige stritt die schwerwiegenden Vorwürfe ab, sagte, dass es jeweils einvernehmliche sexuelle Handlungen gewesen seien. Im Prozess wurden auch Stars wie Elton John (76) und dessen Ehemann David Furnish (60) als Zeugen vorgeladen.
«Es war so hart, dass ich fast von der Strasse abgekommen wäre»
Im Prozess wurde Spacey unter anderem vorgeworfen, dass er seine Macht und seinen Einfluss nutzte, um jüngere Männer ins Visier zu nehmen. Einer der vier Männer, die nun vor Gericht aussagten, behauptete, dass der Schauspieler ihm «schmerzhaft» zwischen die Beine griff. Der gleiche Mann warf Spacey auch vor, dass dieser ihn gefragt habe, ob er einen «grossen Schwanz» habe, nur weil er dunkelhäutig war, berichtet die britische Zeitung «The Sun».
Ein anderer Mann warf Spacey vor, dass dieser ihm während einer Autofahrt zwischen die Beine gefasst habe: «Es war so hart, dass ich fast von der Strasse abgekommen wäre.» Ein zusätzliches mutmassliches Opfer sagte vor Gericht aus, dass Spacey während des Schlafes sexuelle Handlungen an ihm vollzog. Der Schauspieler selbst wies die Vorwürfe immer wieder zurück. Vor Gericht brach Spacey offenbar zusammen. «Es wurde überstürzt geurteilt und bevor die erste Frage gestellt oder beantwortet wurde, habe ich meinen Job verloren, ich habe meinen Ruf verloren, ich habe alles innerhalb weniger Tage verloren», sagte er während des Gerichtsprozesses in London.
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Spacey hofft auf Neuanfang
Die Karriere des bis dahin erfolgreichen Schauspielers wurde durch die im Zuge der #MeToo-Debatte aufgebrachten Vorwürfe abrupt unterbrochen. Netflix beendete die Zusammenarbeit im Rahmen der Serie «House of Cards» und verklagte Spacey auf Schadenersatz, nachdem Beschwerden von Mitarbeitern am Set über ihn aufgekommen waren. Das Theater Old Vic, wo der Schauspieler zwischen 2004 und 2015 als künstlerischer Leiter fungierte, distanzierte sich ebenfalls. Szenen mit Spacey in dem Thriller «All The Money in the World» wurden nachträglich entfernt.
Noch vor Prozessbeginn in London hatte Spacey die Hoffnung geäussert, im Falle eines Freispruchs wieder an seine Erfolge anknüpfen zu können. (hon/SDA)