Einkäufe im Ausland ab 50 statt 300 Franken verzollen – so lautet der neuste Vorschlag von Migros und Coop in der «Aargauer Zeitung». Der Einkaufstourismus verursache «Umsatzausfälle in Milliardenhöhe». Die Detailhändler bearbeiten schon seit Jahren Politikerinnen, damit diese etwas gegen die Einkäufe im Ausland unternehmen.
Verbraucherschützer halten wenig von dem Vorhaben. Sie sagen: Die Detailhändler sollten ihre Kunden lieber mit fairen Preisen locken. Zum Teil seien die Margen «künstlich aufgebläht», heisst es etwa bei der französischen Konsumentenschutzorganisation FRC.
Verlierer sind Kunden und Landwirte
Letztes Jahr legten Gemüsebäuerinnen, die Coop und Migros beliefern, der Organisation ihre Produktionskosten und Verkaufspreise offen. Die FRC verglich diese mit den Ladenpreisen. Und kam zum Schluss: Die Detailhändler schlagen eine zu hohe Marge auf. Verlierer dieser Preispolitik seien nicht nur die Kunden, sondern auch die Landwirte. Die FRC will sich künftig noch intensiver für faire Margen bei Lebensmitteln einsetzen.
Detailhandel und Einkaufstourismus
Auch der Preisüberwacher Stefan Meierhans (55) sieht die Margen der Detailhändler kritisch. Bereits im Januar gab er bekannt, dass er Meldungen zu «vermuteten missbräuchlichen Preisen» bei Biolebensmitteln nachgehe. Die Margen der Schweizer Detailhändler seien generell hoch.
Höhere Margen auf Bio-Produkten
Eine Voruntersuchung habe gezeigt, dass es gerade im Biobereich Potenzial für Preissenkungen gebe. Mit vier von fünf Bioprodukten würden Migros und Coop eine höhere Marge erzielen als mit vergleichbaren konventionellen Produkten. Ob die Detailhändler mit Absicht eine besonders hohe Marge abschöpfen, ist aber noch nicht geklärt. Der Preisüberwacher hat seine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen.
Die Migros sagt zur Kritik: «Der Preisüberwacher konnte bis heute keine Fakten präsentieren, wonach die Migros überhöhte Margen erziele.» Coop sagt, man setze sich für faire Preise ein und biete unter anderem 1500 preislich günstige Prix-Garantie-Produkte. «Der hart umkämpfte Detailhandelsmarkt in der Schweiz sowie der Einkaufstourismus lassen überhöhte Preise gar nicht zu.»