Verzollen bald ab 150 Franken
Bundesrat will Einkaufstouristen ans Portemonnaie

Der Bund will Einkäufe in Deutschland in Zukunft stärker besteuern. Die sogenannte Wertfreigrenze soll von 300 auf 150 Franken halbiert werden. Demnächst soll der Bundesrat eine entsprechende Vernehmlassung starten.
Publiziert: 13.11.2023 um 09:22 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2023 um 10:10 Uhr
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Der Bund will Einkäufe an der Grenze bei der Einfuhr in Zukunft stärker besteuern.
Foto: Keystone

Die Schweizer Detailhändler können aufatmen: Der Bund plant, die Einfuhrbesteuerung für Einkäufe im Ausland zu verschärfen. Die Wertfreigrenze soll von bisher 300 auf 150 Franken halbiert werden, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Die Zeitung stützt sich dabei auf mehrere Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut sind.

Demnach will Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59), schon ab 150 Franken die Schweizer Mehrwertsteuer erheben. Dieser Schritt wird als Reaktion auf mehrere Vorstösse des Parlaments gesehen. Diese fordern eine Beendigung der «Subventionierung des Einkaufstourismus».

Aktuelle Situation begünstigt Einkaufstouristen

Ursprünglich sah die Regierung keinen Handlungsbedarf. Nur: Die steigenden Probleme im Detailhandel und die Forderungen des Parlaments hätten zu einem Umdenken geführt, heisst es weiter. Die Schweizer Detailhändler beklagten einen unfairen Wettbewerb aufgrund der unterschiedlichen Steuersysteme zwischen der Schweiz und den Nachbarländern, insbesondere in Grenzregionen wie den Kantonen St. Gallen und Thurgau.

Klar ist: Die aktuelle Situation begünstigt den Einkaufstourismus erheblich. Derzeit müssen Einkäufe im Ausland erst ab einem Gesamtwert von 300 Franken versteuert werden. Dies gibt Einkaufstouristen einen klaren Wettbewerbsvorteil, da sie die dortige Mehrwertsteuer zurückfordern können. Diese Rückforderung ist bereits ab einer Bagatellgrenze von 50 Euro möglich. In Österreich liegt diese Grenze bei 75 Euro, in Frankreich bei 175 Euro und in Italien bei 155 Euro.

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Schweizer Detailhändler klagen

Die Schweizer Detailhändler sehen sich also nicht nur mit einem Wettbewerbsnachteil konfrontiert, sondern auch mit Kunden, die im Ausland steuerfrei einkaufen können. Dies hat dazu geführt, dass Schweizer Bürger jährlich über acht Milliarden Franken im Ausland ausgeben.

Die geplante Halbierung der Wertfreigrenze auf 150 Franken dürfte jedoch einige Herausforderungen für den Zoll mit sich bringen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. So wird befürchtet, dass die neue Regelung zu Staus an den Grenzen führen könnte.

Um dies abzufedern, will die Regierung mit der App Quickzoll arbeiten, mit der Mehrwertsteuer und Zölle abgerechnet werden können, ohne Beamte involvieren zu müssen. Die App ermöglicht es, Einkäufe bereits vor dem Grenzübertritt zu erfassen und den Betrag über die Kreditkarte zu begleichen.

Zustimmung und Kritik

Trotz dieser Massnahmen gibt es jedoch Tricks, um weiterhin steuerfrei einkaufen zu können. Eine Möglichkeit besteht darin, öfter, aber mit geringeren Beträgen, ins Ausland zu fahren. Pro Tag und Person kann die Wertfreigrenze nur einmal geltend gemacht werden. Eine andere Strategie: Als Familie oder Gruppe einkaufen, da die Wertfreigrenze pro Person gilt.

Die geplante Änderung ruft sowohl Zustimmung als auch Kritik hervor. Schweizer Detailhändler begrüssen die Verschärfung, Verbraucherschutzorganisationen sprechen von «Symptombekämpfung». Sie befürchten, dass die Reduktion der Wertfreigrenze zu mehr Fahrten ins Ausland führen könnte.

Die endgültige Entscheidung steht noch aus, es bleibt abzuwarten, wie sich die Verhandlungen entwickeln werden. (oco)

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