«Man muss schon überlegen, ob das nicht zu übertrieben ist»
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Heli-Einsatz in Gstaad BE:«Man muss schon überlegen, ob das nicht zu übertrieben ist»

Ausgerechnet in seinem Heimatort
Gstaader Klima-Forscher Knutti wundert sich über Heli-Schnee

In Gstaad BE kämpft man mit extremen Mitteln gegen den Schneemangel: Pisten werden per Helikopter beschneit. Die Massnahme kommt im Netz nicht gut an. Die Empörung ist gross. Der Klima-Forscher Reto Knutti findet gegenüber Blick deutliche Worte.
Publiziert: 06.01.2023 um 13:38 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2023 um 14:31 Uhr
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Die Heli-Hilfe sorgte für viel Kritik. Auch bekannte Namen aus Wissenschaft und Politik meldeten sich zu Wort.
Foto: Reto Knutti
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Marian NadlerRedaktor News

Mit allen Mitteln wollen die Skigebiets-Chefs von Gstaad im Berner Oberland ihre Skipisten offen halten. Als die Schneekanonen nicht mehr weiterhalfen, entschied man sich, den Schnee per Helikopter einzufliegen und die Pisten aus der Luft zu beschneien. Nun wird Kritik an dem Heli-Einsatz laut.

ETH-Forscher Reto Knutti, der in Gstaad aufwuchs, ist von der Aktion nicht begeistert. «Es macht ökologisch keinen Sinn und bringt auch nicht viel», erklärte der Wissenschaftler gegenüber Blick.

Dass der Heli-Einsatz ein Misserfolg war, hatte Bergbahn-CEO Matthias In-Albon am Donnerstag gegenüber dem Berner Online-Medium «Hauptstadt» bereits eingeräumt. Kein Wunder für den ETH-Forscher Knutti. Überhaupt müssten sich die Betreiber Gedanken machen, wie es in der Zukunft weitergeht.

«Skitourismus muss sich endlich überlegen, wie er nachhaltiger wird»

Die Schneesicherheit sei nur noch in höheren Lagen gegeben. Darunter dürfe man die Augen nicht vor der Realität verschliessen. Es brauche in Gstaad und anderen tiefer gelegenen Skigebieten keine neuen Skilifte mehr, sondern ein vielfältiges, an die Gegebenheiten angepasstes Angebot für Touristen.

«Der Skitourismus muss sich endlich überlegen, wie er nachhaltiger wird und die realen Herausforderungen angeht, die durch den Klimawandel entstehen», forderte Knutti.

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«Der Klimawandel ist kein Hirngespinst, das sich in ferner Zukunft irgendwo auf der Welt ereignet. Er passiert hier und jetzt.»
Reto Knutti, ETH-Klimaforscher
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Im Gespräch mit Blick hatte Knutti bereits am Dienstag eindringlich vor den Folgen des Klimawandels gewarnt.

Kritik aus der Wissenschaft an Schnee-Heli-Einsatz in Gstaad

«Wenn man denkt, es geht nicht schlimmer und absurder, kommt Gstaad», twittert die GLP-Politikerin und Zürcher Gemeinderätin Serap Kahriman (32). Ihr Tipp: «Keine Symptombekämpfung, sondern Ursachenbekämpfung.»

Das sagt Gstaad-Bergbahnen-CEO zur Heli-Kritik
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Der Wissenschaftler Patrik Winiger vom Paul-Scherrer-Institut reagierte sarkastisch auf die Nachricht aus dem Berner Nobelkurort. «Wie gross ist der CO₂-Fussabdruck von Schnee, der mit einem Helikopter transportiert wird? Frage für eine Schweizer Gemeinde, ‹die den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen respektiert›», kommentiert er die Schnee-Heli-Nachricht.

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Blick-Leser will auf Wintersport verzichten

Die Blick-Leser reagierten auf die Nachricht aus Gstaad ebenfalls mit Empörung. «Da müsste man eingreifen und Bussen verteilen, dass die Wände wackeln», fordert etwa Sepp Toni. «Absoluter Wahnsinn und Schwachsinn! Überall wird man aufgefordert, sich für das Klima einzusetzen und dann sowas?», fragt er sich.

«Ab einem gewissen Einkommen spielt die Umwelt anscheinend keine Rolle mehr», stellt Köbi Schnyder fest. Für Heidi Zbinden ist das Fass voll: «Schnee mit Heli im Dauereinsatz, damit ein paar abgehobene Influencer vom ‹traumhaften Gstaad› faseln können». Sie wundert sich, dass die Gemeinde den Schnee-Heli nicht aufhält.

Michael Lang will das Skifahren sogar ganz aufgeben. «Lieber verzichte ich auf Wintersport, als dass ich unter solchen Verhältnissen aktiv werde.» (nad)

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