Bahnhöfe werden vermehrt zum Schauplatz von Kriminalität
Tatort Bahnhof

Bahnhöfe werden vermehrt zum Schauplatz von Gewalttaten. Nach einer weiteren brutalen Bluttat an einem deutschen Bahnhof diskutiert das Land jetzt, ob Bahnhöfe besser gesichert gehören. Auch in der Schweiz häufen sich Zwischenfälle.
Publiziert: 30.07.2019 um 05:03 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2020 um 20:52 Uhr
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Menschen sind nach der brutalen Bluttat am Frankfurter Hauptbahnhof erschüttert und legen nahe der Stelle, wo am Montag ein Bub (†8) brutal starb, Tatort Blumen, Kerzen und Karten nieder.
Foto: Keystone

Vermehrt wurden in letzter Zeit Gewalttaten an Bahnhöfen verübt. In Deutschland ist nach der Bluttat in Frankfurt eine Diskussion darüber entbrannt, ob Bahnhöfe besser gesichert gehören.

Es war die zweite vorsätzliche Bluttat in einem Bahnhof in Deutschland innert Tagen. Am 22. Juli schubste ein Serbe im niederrheinischen Voerde eine 34-Jährige «aus Mordlust» auf die Gleise. Sie verstarb auf der Stelle. Am Montag stiess ein in der Schweiz wohnhafter Eritreer am Frankfurter HB einen achtjährigen Bub und dessen Mutter aufs Gleis. Die Mutter konnte sich retten. Ihr Sohn wurde überrollt und starb sofort.

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In der Schweiz kam es im März 2016 zu einer ähnlichen Wahnsinnstat. Ein junger Mann schubste einen 85-jährigen Rentner am Bahnhof Affoltern am Albis ZH aufs Gleis. Der Mann überlebte schwer verletzt.

Mehr Kriminalität an Bahnhöfen

Unlängst forderte ein St. Galler SVP-Kantonsrat ein Alkoholverbot beim Bahnhof Wil, um einer herumlungernden Problemszene ein Ende zu setzen, die für Lärm, Belästigungen und Schlägereien sorge. Im Juni wurde dort ein 50-Jähriger spitalreif geprügelt.

Eine tödliche Bluttat wie jetzt in Frankfurt blieb der Schweiz noch erspart. In Deutschland nimmt die Anzahl der Zwischenfälle in Bahnhöfen jedoch zu. In der Silvesternacht 2015/16 sorgten sexuelle Übergriffe auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof für Schlagzeilen. Gruppen junger Männer aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum tanzten Frauen im Suff an und belästigten sie.

Mitte 2017 berichtete der «Spiegel», dass Kriminalität an deutschen Bahnhöfen deutlich angestiegen sei. Auch in der Schweiz kommt es vermehrt zu nächtlichen Übergriffen mit sexuellen Belästigungen an Bahnhöfen: «Vieles passiert am frühen Abend am Bahnhof, dann in der Ausgehmeile und vor der Heimfahrt wieder am Bahnhof», berichtete der «Tages-Anzeiger» im Mai 2018.

Absolute Sicherheit nicht möglich

Deutsche Sicherheitsbehörden erwägen jetzt laut «FAZ» den Einbau technischer Sperren, die den Zugang zu Gleisen erst ermöglichen, wenn der Zug bereits steht, so wie dies bereits an gewissen Londoner Bahnhöfen der Fall sei. Die Deutsche Bahn erklärte gegenüber «Bild», Bahnsteige nur noch für Ticketinhaber betretbar zu machen sei zwar nachvollziehbar, würde aber Hunderte Millionen Euro kosten und zu Schlangen an Bahnsteigen führen.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst fordert eine «noch gezieltere Videoüberwachung und mehr Sicherheitspersonal auf den Bahnhöfen». Doch absolute Sicherheit werde es nie geben. Solch «grauenhafte Verbrechen», so Jörg Radek, stellvertretender Vorsitzender der deutschen Gewerkschaft der Polizei (GdP), würden sich nicht durch mehr Polizisten verhindern lassen.

Fachleute raten, am Bahnhof beim Warten nicht nur aufs Handy zu starren, sondern andere Pendler auch zu beobachten. (kes)

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