Carsten Buchert (50) wollte am Bahnhof Wil SG eine alte Dame vor pöbelnden Jugendlichen beschützen. Die prügelten aber stattdessen auf den Helfer ein! Für den 50-Jährigen endete die Aktion im Spital. Er erleidet so schwere Verletzungen, dass er noch immer das Bett hüten muss. Sechs der Jugendlichen werden von der Polizei vorübergehend festgenommen.
BLICK hat die jungen Schläger ausfindig gemacht. Ihre dreiste Ausrede: «Er ist selber schuld, dass er Schläge kriegte!»
Ameen O.* (16) gehört zu den Verhafteten. Der Syrer lebt seit drei Jahren in der Schweiz, spricht passabel Deutsch und macht eine Mechaniker-Lehre. O. erzählt: «Am Abend trafen wir uns am Bahnhof - wie so oft. Wir hängen mit Kollegen halt dort rum.» Dann hätten Carsten Buchert und zwei weitere Typen die Jugendlichen angeschrien. «Sie waren betrunken», sagt der 16-Jährige. «Der Mann hatte mehr als nur ein, zwei Bierchen. Er ist ein Alkoholiker.»
Tritte, als das Opfer schon am Boden lag
Ameen O. gibt an, dass er und seine Kollegen sich friedlich entfernen wollten. «Doch der Typ rannte uns nach. Als wir anhielten, packte er einen meiner Freunde am Kopf. Da flogen von unserer Seite halt die ersten Fäuste. Er war selber schuld, dass er Schläge kriegte.» Der 16-Jährige sagt, er selber habe nicht zugeschlagen - seine Kollegen hätten den Betrunkenen aber noch gekickt, als dieser schon am Boden lag.
Der Syrer kommt nach der Prügelattacke für zwei Tage in U-Haft. «Die Polizei hätte nicht uns, sondern den Alkoholiker verhaften sollen!», echauffiert sich Ameen O. Immerhin: Im Lehrbetrieb hatte das keine Konsequenzen für ihn. «Ich habe erklärt, was passierte und dass ich nichts getan hätte. Sie glaubten mir.» Nur: Für den Arbeitsweg braucht er nun länger. Denn die Polizei brummte ihm ein Rayonverbot für den Bahnhof Wil für 30 Tage auf. «Jetzt muss ich zu Fuss gehen, denn der Bus würde am Bahnhof vorbeifahren.»
Lehrabbrecher, Heimkinder, Problemjugendliche
Wie BLICK weiss, gehören auch Antonio B.**, Ahmed H.**, Michael U.**, Issa S.** und Matteo H.** zur Bahnhofgang. Es sind mehrfache Lehrabbrecher, Heimkinder, Problemjugendliche. Ameen O. verteidigt seine Kollegen: «Wir sind keine Kriminellen. Es wäre nicht so weit gekommen, wenn der Alte die Schlägerei nicht provoziert hätte.»
Auf Buchert ist Ameen auch noch aus einem anderen Grund hässig: «Ich bin erst seit drei Jahren da, habe schon die Sprache gelernt und eine Lehre gefunden. Und der Alte steht bloss den ganzen Tag am Bahnhof rum und trinkt. Was macht er für die Schweiz? Ich leiste wenigstens meinen Beitrag.»
Für Opfer Carsten Buchert sind diese Aussagen ein Hohn: «Diese Behauptungen sind ein schlechter Witz. Die waren es, die mich angegriffen haben», sagt er. Und: «Die Bilder der Überwachungskamera können belegen, dass der Angriff nicht von mir ausging.» Auch hätten sich die jungen Männer gegenüber der Staatsanwaltschaft anders geäussert: «Einer gab sogar zu, dass er mich umbringen wollte.»
Die Staatsanwaltschaft äussert sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht zum Fall.
* Name der Redaktion bekannt
** Name geändert