Die Amerikaner haben die beste Armee und die strengsten Gesetze gegen illegale Einwanderer. Aber das gefährliche Coronavirus lassen sie geradezu unkontrolliert passieren. Bisher werden neben 14 Todesfällen zwar nur 233 Infizierte bestätigt, die effektive Anzahl Virusträger dürfte jedoch massiv höher liegen.
Während auf der ganzen Welt die Anzahl von Infizierten und Toten steigt, bezeichnete US-Präsident Donald Trump (73) vor einer Woche an der Wahlveranstaltung in South Carolina die Seuche als neue «Ente der Demokraten».
Dann schob er die Schuld für die schlechte Vorbereitung auf das Virus auf seinen Vorgänger Barack Obama (58). Trump sagte am Mittwoch im Weissen Haus: «Die Obama-Administration hat eine Entscheidung zu Tests getroffen, die sich als sehr nachteilig für unsere Arbeit erwiesen hat, und wir haben diese Entscheidungen vor einigen Tagen rückgängig gemacht, damit die Tests viel genauer und schneller durchgeführt werden können.»
Nur 3500 Tests bisher
Die USA sind mit den Tests, die anfänglich ausschliesslich im Zentrum für Seuchenkontrolle in Atlanta durchgeführt werden konnten, gnadenlos im Hintertreffen. Bisher konnten erst 3500 Personen untersucht werden. Kein Wunder, ist die ausgewiesene Zahl der Infizierten nicht höher.
Dem Coronavirus öffnet auch das mangelhafte Versicherungssystem Tür und Tor. Knapp 28 Millionen Amerikaner sind ohne Krankenkasse, viele Versicherte haben sehr hohe Selbstbehalte. Wer sich testen lassen will, muss teilweise unanständig hohe Preise zahlen.
3270 Dollar für Test
Beispiel Osmel Martinez Azcue aus Florida: Der Amerikaner, der nach einer China-Reise Grippesymptome aufwies und sich freiwillig in einem Spital testen liess, wurde mit 3270 Dollar zur Kasse gebeten. In der Schweiz kostet der Test 180 Franken. Damit Azcues Krankenkasse etwas mehr als die Hälfte übernimmt, müsste er nachweisen können, dass die jüngste Grippe in keinem Zusammenhang mit einer andern Krankheit aus den letzten drei Jahren steht.
Wer ist bei solchen Kosten noch motiviert, zum Arzt zu gehen?
Gesundheitsgeld für Rüstung
Dieses miserable Gesundheitswesen muss Trump zu einem Teil auf seine Kappe nehmen. Seit dem ersten Tag in seinem Amt versucht er verbissen, das von Vorgänger Obama eingeführte Gesundheitsmodell Obama Care wieder zu kippen. So sieht er auch im Budget 2020/21 Einsparungen im Gesundheits-, Umwelt- und Sozialbereich vor – damit er das freiwerdende Geld für Rüstung, Raumfahrt und den Mauerbau einsetzen kann.
Maulkorb für Forscher
Wenig zu melden haben auch Corona-Forscher. So sagte Katastrophenschutz-Experte Irwin Redlener (75) von der Universität Columbia gegenüber Radio NPR: «Unsere Gesundheitsexperten und Behördenvertreter haben einen Maulkorb verpasst bekommen. Sie müssen sich alle Äusserungen vom Weissen Haus absegnen lassen.» Das hält Redlener nicht nur für ungewöhnlich. «Es ist auch gefährlich, wenn nicht mehr die Experten entscheiden, was passieren soll.»
Druck, gegen das Virus entschlossen vorzugehen, kommt nun vom Repräsentantenhaus. Es hat am Mittwoch acht Milliarden Dollar locker gemacht, fast dreimal mehr als das Weisse Haus beantragt hatte. Auch die Bundesstaaten nehmen das Steuer selber in die Hand: Kalifornien hat nach dem ersten Todesfall den Notstand ausgerufen, womit schneller Gelder und Hilfsmittel mobilisiert werden können.
Nun gehts schnell
Inzwischen dürfen immer mehr Labors Tests durchführen. US-Vizepräsident und Task-Force-Chef Mike Pence (60) versprach, dass innert wenigen Tagen gegen 1,5 Millionen Testsets bereitstehen sollen.
Erst wenn diese Tests durchgeführt und ausgewertet sind, wird man das wahre Ausmass der Corona-Seuche in den USA erkennen. Es könnte für viele Amerikaner zu spät sein.