Das unberechenbare Coronavirus hat das Leben von Silvia Meier (37) schlagartig verändert. Wegen der starken Medikamente gegen ihre Autoimmunerkrankung Psoriasis-Arthritis ist ihre Abwehr gegen Krankheiten seit Jahren geschwächt. Für die Mutter einer achtjährigen Tochter wäre eine Ansteckung mit dem Coronavirus eine grosse Gefahr. Selbst simple Sachen wie Einkaufen oder Zugfahren werden zur Mutprobe.
«Was für andere nur ein Pfnüsel ist, haut mich um», weiss Silvia Meier. «Mein Immunsystem ist unterdrückt. Ohne Medikamente werden Zellen zu schnell erneuert. Deshalb kommt es zu schmerzhaften Entzündungen, vor allem in den Gelenken, Muskeln und Sehnen.» Einziges Mittel gegen diese Rheuma-Art: ein Cocktail von starken Medikamenten, um die körpereigene Abwehr zu unterdrücken.
Die Betroffene ist anfällig für jede Art von Krankheit
«Ich nehme jede Krankheit mit, der ich begegne», sagt die Bloggerin und Botschafterin der Rheumaliga Schweiz. «Ich habe oft eine Blasenentzündung, Magen-Darm-Infekte oder Atemwegserkrankungen. Wenn es zu schlimm wird, muss ich meine Medikamente absetzen, und das Rheuma flammt erneut auf – die Schmerzen werden unerträglich.»
Neuartige Krankheiten wie das Covid-19, gegen die es weder Medikamente noch eine Impfung gibt, sind daher besonders risikobehaftet. Silvia Meier und ihre Familie sind jetzt noch vorsichtiger. Doch das stösst auf Unverständnis.
Vorsicht wird oft ins Lächerliche gezogen
«Wenn ich jemandem nicht drei Küsschen geben will oder den Handschlag verwehre, machen sich viele lustig», so Meier. Der ehemaligen Geräteturnerin tut es weh, wenn man ihre Vorsicht ins Lächerliche zieht. «Ich wünsche mir, dass die Leute ein bisschen über ihren Tellerrand hinausschauen. Sie sollen sich bewusst werden, dass es auch andere Menschen gibt.»
Silvia Meier wünscht sich Nachsicht im Umgang mit der drohenden Epidemie. «Mir sind beide Extreme unangenehm. Die einen tun so, als ob nichts wäre. Die anderen klauen Schutzmasken in den Spitälern und trauen sich nur damit in die Öffentlichkeit.» Ihr Tipp: «Bitte befolgt die Ratschläge der Behörden, denn Prävention ist ein Akt von Solidarität.»
Partner hat Angst, dass er das Virus mit nach Hause schleppt
Das Coronavirus ist auch für ihren Partner Samuel Mühlethaler (37) eine Belastung. «Ich habe jeden Tag Angst, dass ich die Krankheit mit nach Hause schleppe», sagt er zu BLICK. Auch er leidet an einer chronischen Krankheit und gehört zu einer Risikogruppe. Seit einer Hirnstamm-Blutung vor elf Jahren muss er unter anderem ein Medikament gegen Epilepsie nehmen.
Er versucht, grosse Menschenmengen zu meiden, und bleibt wenn möglich in seiner Wohnung in Schieren ZH. «Wenn ich doch mal Zug fahre, gehe ich nicht durch die Bahnhofshalle», so der Ex-Drogist.
Das Paar ruft die breite Öffentlichkeit dazu auf, mehr Verständnis für Menschen mit einer Vorerkrankung zu haben. Sein Wunsch: «Es braucht so wenig, und unser Leben wird viel einfacher.»
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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