«Panikmache, dass die Junioren nicht spielten»
2:04
Am Ball mit Böni:«Panikmache, dass die Junioren nicht spielten»

Die grosse Corona-Rechnung
So viel kosten Geisterspiele!

Warum wehren sich einzelne Schweizer Klubs derart gegen Geisterspiele und anderen sind sie quasi egal? Weils bei den einen um viel mehr Geld geht als bei den anderen.
Publiziert: 04.03.2020 um 16:21 Uhr
|
Aktualisiert: 06.03.2020 um 16:43 Uhr
1/7
Das Coronavirus macht dem Schweizer Fussball einen Strich durch die Rechnung.
Foto: keystone-sda.ch
Michael Wegmann

Einige Klubverantwortliche sagen hinter vorgehaltener Hand, dass ihnen aus wirtschaftlicher Sicht gar ein Meisterschafts-Abbruch lieber wäre, als Spiele vor leeren Rängen. Das ist der Grund, weshalb die 20 Klubbosse am Montag beschliessen, auch die nächsten beiden Spieltage zu verschieben. Trotz der drohenden Termin-Not. Der GC-Vorschlag, vorerst zwei Geisterspiele abzuhalten, wird mit grosser Mehrheit verworfen.

Horror-Szenario Geisterspiel! Doch warum treffen Partien vor leerer Kulisse die Schweizer Klubs im Vergleich zu den grossen Ligen wie der deutschen, englischen oder spanischen, besonders hart? Weil die Haupteinnahmen der Schweizer Vereine das Ticketing und nicht die TV-Gelder ausmachen. Rund 20 bis 40 Prozent ihrer Einnahmen sollen Super- und Challenge-Ligisten über die Ticket-Einnahmen generieren.

Ausgerechnet GC wollte ab sofort Geisterspiele!
1:04
Klubs sauer auf Rekordmeister:Ausgerechnet GC wollte ab sofort Geisterspiele!

Am nächsten Wochenende hätte Thun den grossen Nachbarn YB zum Berner Derby empfangen. Thun-Präsident Markus Lüthi sagt zur NZZ: «Die Partie mit den stärksten Einnahmen. Findet sie als Geisterspiel statt, fliessen rund 70’000 Franken die Aare runter.»

Wie viele Geisterspiele der FC Thun verkraften würde, könne er nicht sagen, so Lüthi. Das kommt wohl stark auf den jeweiligen Gegner an. Denn es gebe sogar Spiele, die den FC Thun mehr kosten als einbringen, sagt er, «weil wir etwa wenig Zuschauer, dafür hohe Sicherheitsausgaben haben.»

Auch beim FC Luzern geht man transparent mit den Zahlen um. Wenn der FCL am Wochenende vom 4./5. April sein nächstes Heimspiel gegen Thun austrägt, dürften rund 10'000 Zuschauer ins Stadion kommen. Wird vor leerer Kulisse gekickt, gehen deshalb rund 150'000 Franken Einnahmen aus dem Ticketverkauf flöten, heisst es vom FCL. Saisonticket-Inhaber und und VIP-Saisonkarten-Inhaber sind bei dieser Rechnung ausgeklammert. Viele Kosten bleiben bestehen, auch wenn alle Zuschauer wegfallen. Wie Sicherheits-, Unterhalts- und Reinigungskosten. Rund 100'000 Franken würden in der Innerschweiz dennoch anfallen – ohne einen einzigen Fan.

Bei einem vollen Stade de Suisse kassiert YB Bruttoeinnahmen von gegen 800'000 Franken. Heisst: Alle anfallenden Kosten sind dabei noch nicht abgezogen. Neben den Bernern und Basel würden Geisterspiele auch den Überraschungs-Leader FC St. Gallen, der im Moment einen Zuschauer-Boom erlebt, besonders hart treffen. Rund 250'000 Fr. müsste sich der FCSG pro Heimspiel ohne Fans ans Bein streichen. Mit einem Minus von gegen 200'000 Fr. würde Präsident Ancillo Canepa für den FC Zürich rechnen. Er sagt: «Die Kosten für die Partien bleiben fast identisch.»

Der grösste finanzielle Verlust droht dem FC Basel! Denn der Europa-League-Achtelfinal gegen Frankfurt zuhause am 19. März könnte zur Horror-Show werden. Dem FCB droht ein Mega-Einnahmen-Ausfall! Da Saisonkarten für die Europa-League nicht gelten, würde der FCB bei vollem Haus gegen 1,5 Millionen Franken einnehmen.

In der Challenge League beim FC Aarau rechnet man mit einem Netto-Ertragsausfall von mindestens 20'000 Fr. pro Geisterspiel (abhängig vom Gegner, ohne Berücksichtigung der Saisonkarten). Was, wenn die Saison ohne Zuschauer fertig gespielt werden würde? Geschäftsführer Roland Baumgartner: «Wir würden es zwar finanziell verkraften können, es hätte aber substanzielle Auswirkungen für das laufende Geschäftsjahr und die kommende Saison.»

Grundsätzlich gilt: Je höher die Zuschauerzahlen eines Klubs, desto härter trifft ihn ein Geisterspiel. Ist der Klub dann auch noch Herr im eigenen Stadion – sprich: kassiert beim Catering und den VIP-Logen-Mieten kräftig mit ­– werden die Einbussen noch grösser. Constantin Georges, CEO von Servette, sagt deshalb: «Geisterspiele haben für YB oder den FCB viel schwerwiegendere finanzielle Auswirkungen als für Kriens. Servette bewegt sich da irgendwo im Mittelfeld, aber mit unserem relativ niedrigen Zuschauerschnitt würden Geisterspiele klar weniger schmerzen als für YB oder Basel.» Wie viel ein Geisterspiel im Stade de Genève den Klub in etwa kosten würde, will er nicht verraten. Auch andere Vereine halten sich bedeckt.

Stade-Lausanne-Ouchy, letzte Saison in die Challenge League aufgestiegen, hat in den letzten Heimspielen gegen Vaduz und GC vor 150 respektive 250 Zuschauern gespielt. Kein Wunder, ist es den Welschen egal, ob mit Fans oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit gekickt wird.

Zuschauer im Schnitt

Super League

YB: 26'708

FCB: 22'176

St.Gallen: 13'939

Luzern: 9'286

FCZ: 9'233

Sion: 8'773

Servette: 7'157

Xamax: 5'947

Thun: 5'456

Lugano: 3'150

Challenge League

Winterthur: 3'708

Aarau: 3'294

GC: 3'294

Lausanne: 3'170

Schaffhausen: 1'747

Vaduz: 1'571

Kriens: 1'475

Wil: 1'307

Chiasso: 566

Stade-Lausanne-Ouchy: 454

Super League

YB: 26'708

FCB: 22'176

St.Gallen: 13'939

Luzern: 9'286

FCZ: 9'233

Sion: 8'773

Servette: 7'157

Xamax: 5'947

Thun: 5'456

Lugano: 3'150

Challenge League

Winterthur: 3'708

Aarau: 3'294

GC: 3'294

Lausanne: 3'170

Schaffhausen: 1'747

Vaduz: 1'571

Kriens: 1'475

Wil: 1'307

Chiasso: 566

Stade-Lausanne-Ouchy: 454

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?