Wo sich Putin täuscht
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Christian Dorer über den Krieg:Wo sich Putin täuscht

BlickPunkt über Krieg und Solidarität
Wo sich Putin täuscht

Noch läuft der Angriff auf die Ukraine – aber schon heute ist klar: Russlands Präsident hat die Reaktion der freien Welt falsch eingeschätzt. Der Westen reagiert mit nie da gewesener Einigkeit. Irrt sich Putin auch über die Loyalität seines eigenen Volkes?
Publiziert: 05.03.2022 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2022 um 15:10 Uhr
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Der Protest gegen den Krieg in der Ukraine wird grösser.
Foto: keystone-sda.ch
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Nichts im Leben ist einfach nur schwarz oder weiss. Selbst in bewaffneten Konflikten gibt es nicht immer den Guten und den Bösen. Im Ukraine-Krieg jedoch ist klar: Wladimir Putin (69) hat ein friedliches Land überfallen. Er allein ist der Bösewicht.

Tausende Unschuldige sterben, Hunderttausende sind auf der Flucht, Millionen verlieren Familie, Haus und ihr gewohntes Leben. Bei allem Leid gibt es aber auch einen Lichtblick: die Entschlossenheit, mit der sich der Rest der Welt Putins Wut entgegenstellt.

Die EU streitet sonst über alles und jedes, nun stehen die 27 Mitglieder zusammen wie nie zuvor. Sie beschliessen massive Sanktionen und unbürokratische Flüchtlingshilfe. Mit dabei sind auch eher störrische Nationen wie Ungarn oder Polen.

Blick-Reporter Benjamin Fisch (26) hat die europäische Solidarität an der ukrainisch-polnischen Grenze erlebt. Sein Urteil: «Dass das Gute stärker ist als das Böse, gibt Hoffnung.»

Die Schweiz erkennt, dass sie in diesem Krieg nicht neutral sein kann. Statt das Böse zu schonen, übernimmt sie erstmals voll und ganz sämtliche EU-Sanktionen.

Selbst der türkische Herrscher Recep Tayyip Erdogan (68) stellt sich auf die Seite der Ukraine und blockiert den Bosporus für russische Kriegsschiffe.

Von den 193 Uno-Mitgliedern schlagen sich nur Belarus, Nordkorea, Syrien und Eritrea auf die Seite Moskaus.

Russland wird aus dem globalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen, was keine Volkswirtschaft auf Dauer überstehen kann.

Das globale Hackernetzwerk Anonymous hat Russland den Cyberkrieg erklärt und versucht, dem russischen Volk das Unheil zu erklären, das sein Präsident ausgelöst hat. Tech-Milliardär Elon Musk (50) gewährt der Ukraine über sein Satellitensystem Zugang zum Internet, weil die Russen die Telekomnetzwerke des Landes zerstören.

Apple, BMW, Volvo, Ford, H&M und viele weitere internationale Konzerne liefern ihre Produkte nicht mehr nach Russland. BP und Shell ziehen sich zurück, die Russen bleiben auf ihrem Öl sitzen, weil kein Unternehmen in Verdacht geraten will, am Krieg zu verdienen. Deutschland stoppte die neue Gas-Pipeline Nord Stream 2.

US-Präsident Joe Biden (79) sagte in seiner Rede zur Lage der Nation: «Putin hat sich geirrt. Er wird auf eine Wand der Einigkeit treffen.»

Biden hat recht: Alle sind vereint im Kampf gegen Putin.

Selbst die eigenen Bürgerinnen und Bürger: Im Ausland protestieren sie vor russischen Botschaften – mit Tränen der Scham in den Augen. Und obwohl in Russland selbst jeder, der Kritik übt, mit aller Härte verfolgt wird, tun es Tausende, Tag für Tag.

145 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Riesenreiches werden gerade wirtschaftlich um Jahrzehnte zurückgeworfen, Künstler, Sportler, Wissenschaftler von der Weltgemeinschaft ausgeschlossen – und schuld daran ist allein ihr Präsident.

Die Russinnen und Russen sind unschuldig am Krieg. Zugleich sind sie der Schlüssel für eine Lösung des Konflikts. Nicht zuletzt – vielleicht sogar ganz besonders – Putins Oligarchen, deren Konten im Westen gesperrt und Yachten beschlagnahmt werden, die ihr Jetset-Leben nicht länger ungestört weiter führen können.

Putins Landsleute sind die Einzigen, die ihn aus dem Amt entfernen können. Hoffentlich tun sie es!

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