Die zweitgrösste Bank der Schweiz gab am Donnerstag bekannt: 9000 Stellen weniger, Auslagerung der Investmentbank, vier Milliarden Franken frisches Kapital, ein schöner Teil davon aus Saudi-Arabien.
«Eine letzte Chance für die Credit Suisse» nennt die «NZZ» diesen Rettungsplan. «Die Credit Suisse wird zur Credit Scheich», schreibt der Blick.
Dass künftig ein Fünftel der Bank Saudi-Arabien und Katar gehört, kann man beklagen. Besser wäre es, dankbar zu sein, dass die Scheichs bereit sind, auf die Schnelle sehr viel Geld einzuschiessen.
Schliesslich haben nicht die Saudis die CS in den Sand gesetzt, sondern die frühere Spitze der Bank selber. Ein Schweizer trägt besonders viel Verantwortung: der langjährige Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (62), der die Geschicke der Grossbank bis Ende April 2021 leitete.
«Bilanz»-Chefredaktor Dirk Schütz (58) zeichnete in einer ausführlichen Recherche die zehnjährige Amtszeit Rohners nach. Er hat drei Hauptgründe dafür ausgemacht, warum daraus für die CS zehn Jahre des Niedergangs geworden sind:
- Rohner fehlt das im internationalen Banking besonders wichtige Fachwissen.
- Stattdessen habe er «ein unbändiges Selbstvertrauen, das in Selbstüberschätzung mündete».
- Seine Personalpolitik habe vor allem taktischen Zwecken gedient. Er habe nicht die Besten gewählt, sondern diejenigen, die ihm am meisten nützten.
Der renommierte Wirtschaftsjournalist Schütz kommt zum Schluss: «Die These sei gewagt – mit einem veritablen Bankprofi an der Spitze wäre die CS niemals in eine derartige Krise geschlittert.»
Und nun zahlen dafür Tausende von Angestellten mit dem Verlust ihrer Jobs. Die Investoren, darunter auch viele Pensionskassen, haben bereits viel Geld verloren: Bei Rohners Antritt lag der Aktienkurs bei über 60, jetzt dümpelt er bei vier Franken.
Unbeschadet bleibt hingegen Rohner selbst: Während seiner Zeit im CS-Verwaltungsrat bezog er total 53 Millionen Franken – genug, um Generationen seiner Nachkommen ein sorgenfreies Leben zu garantieren. Zumal nur ein Viertel seiner Bezüge aus CS-Aktien bestand, so dass nicht mal deren Kurssturz seinen Reichtum wesentlich schmälert.
In der Boni-Diskussion betonen Wirtschaftsführer immer, Millionenzahlungen seien an «langfristige Erfolge geknüpft» und wegen der «hohen Verantwortung» ihrer Empfänger gerechtfertigt.
Schön wärs!
Vielleicht ist es in vielen Fällen sogar so. Solange Topmanager aber in schöner Regelmässigkeit riesige Boni beziehen, wo weit und breit kein Erfolg zu sehen ist und wo weit und breit niemand Verantwortung übernimmt, muss sich keiner wundern, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Wirtschaft immer weniger vertrauen – und wirtschaftsfreundliche Vorlagen an der Urne verwerfen!
Die Wirtschaft und ihre Verbände lancieren dann gerne Kampagnen zur Vertrauensbildung. Wirksamer wäre, sie würden dafür sorgen, dass die Verantwortlichen ihre Verantwortung wahrnehmen. Zum Beispiel Urs Rohner, indem er einen Teil seiner Boni zurückzahlt.