Thomas Müller und Heinz Huber sind so unscheinbar wie ihre Namen. Damit aber sind der Raiffeisen-Präsident und sein CEO genau die Richtigen, um die Bankengruppe nach der Ära Vincenz wieder in ruhige Gewässer zu führen.
Etwas haben die Raiffeisen-Verantwortlichen aber offensichtlich noch nicht begriffen: dass sie eine Genossenschaftsbank führen. Anders ist nicht zu erklären, dass sie diese Woche stolz einen Rekordgewinn von 1,2 Milliarden Franken präsentierten – im Vergleich zu 2021 ein Plus von 10,6 Prozent.
Diese enorme Gewinnsteigerung ist für mich – und alle anderen 2'001'498 Genossenschafterinnen und Genossenschafter im Land – ein Schlag ins Gesicht. Bedeutet er doch, dass wir von der Bank, die uns gehört, nicht annähernd die bestmöglichen Konditionen erhalten haben.
2018 erwirtschaftete Raiffeisen pro Genossenschaftsmitglied einen Gewinn von 285 Franken. 2022 waren es bereits 591 Franken. Dieses Geld muss in Form von höheren Sparzinsen, tieferen Hypozinsen oder niedrigeren Gebühren an die Genossenschafter zurückfliessen. Denn Artikel 2 der Raiffeisen-Statuten hält fest, dass die Bank ihre Geschäfte «in gemeinsamer Selbsthilfe im Sinn des genossenschaftlichen Gedankengutes von Friedrich Wilhelm Raiffeisen» betreibt.
Daran sollten die Genossenschafterinnen und Genossenschafter die Leiter ihrer lokalen Raiffeisenbanken erinnern, wenn sie in Kürze zur Generalversammlung pilgern – und nicht einfach den nächsten Rekordgewinn beklatschen und sich mit einem Nachtessen begnügen.