Kolumne «Wild im Herzen» über den Pangasius-Fisch
Mastpoulet aus dem Mekong

In wenigen Jahren ist der Pangasius dank Massenproduktion zu einem der beliebtesten Fische auf unseren Tellern geworden. Er ist drecksbillig – den Preis bezahlt die Umwelt. Zum Glück findet ein Umdenken statt.
Publiziert: 06.11.2020 um 09:21 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2020 um 20:22 Uhr
Simon Jäggi, Mitarbeiter Naturhistorisches Museum Bern.
Foto: Thomas Buchwalder
Simon Jäggi

Bestimmt ist auch auf Ihrem Teller schon ein Pangasius gelandet. Aber wissen Sie, wie ein Pangasius aussieht?

Pangasianodon hypophthalmus, wie ihn die Wissenschaft nennt, ist visuell ein interessanter Fisch. Er gehört zu den Welsartigen – die Barteln erinnern denn auch an unseren Flusswels. Mit seinem lang gestreckten Körper vermittelt er dagegen eher den Eindruck eines schwimmfreudigen Meeresfischs.

Tatsächlich lebt der Pangasius im Süsswasser. Er tummelt sich in den Flussläufen des Mekong und des Chao Phraya, wobei er in freier Wildbahn selten geworden ist. Er kann bis 1,5 Meter gross werden und über 40 Kilo wiegen. Der Pangasius ist ein Allesfresser. So ernährt er sich von pflanzlicher Kost (wie etwa Algen, Pflanzen oder Früchten), aber auch von tierischer Nahrung (Insekten, Krebse und sogar Fische). Zudem kann er Futter enorm gut verwerten. Einfacher gesagt: Aus einem Futterpellet wird aussergewöhnlich viel Filet.

120 Fische in der Duschkabine

Das ist nur ein Faktor, der den Pangasius in wenigen Jahren zum Mastpoulet der Fischtheke werden liess. Der Fisch wächst enorm schnell, hat tiefe Anforderungen an Wasserqualität und kann in extremen Haltungsdichten gezüchtet werden. In einer konventionellen Aquakultur werden in einen Kubikmeter sechzig Fische gezwängt. Das ist so, als würden Sie 120 grosse Fische in Ihrer Duschkabine halten.

Eigentlich könnte der Pangasius ein ideales Produkt sein, um unseren wachsenden Hunger nach gesundem Fisch zu stillen. Gerade, weil er auch pflanzliche Nahrung verwertet, ist der Verbrauch an problematischem Fischmehl nicht sehr hoch.

Absatz geht zurück

Die Marktwirtschaft funktioniert aber bekanntlich nicht nach ökologischen Gesichtspunkten – die biologischen Vorzüge wurden auf fast schon perverse Weise ausgenutzt, um drecksbilligen Fisch zu produzieren, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Zuchtbecken im Mekong belasten die Umwelt mit Kot und Antibiotika (überfüllte Becken sind nämlich nur mit dem vorsorglichen Einsatz von Medikamenten möglich).

Inzwischen haben sich die Verhältnisse gebessert. Pangasius mit ASC-Label bezeichnet der WWF immerhin als akzeptabel. Gleichzeitig ist der Absatz des Massenfischs rückläufig. Das schlechte Image zeigt offenbar Wirkung. Oder ist es der gestiegene Preis?

Simon Jäggi (40) ist Sänger der Rockband Kummerbuben und arbeitet im Naturhistorischen Museum Bern. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK.

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