Fix zur Gesellschaft
Bitte Vögel nicht füttern!

In der Nachbarschaft unserer Autorin gibt es eine Frau, die Vögel füttert, und eine, die das mit allen Kräften zu verhindern sucht. Sehr zur Freude aller anderen.
Publiziert: 27.03.2021 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2021 um 15:17 Uhr
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier
Alexandra Fitz

Vor ein paar Wochen gehe ich zum Briefkasten. Da steht einer meiner Nachbarn und schwatzt mit einer Frau. Als er mich erblickt, sagt er: «Oh, maybe she can help you out!» und verschwindet. Ehe sie zu reden beginnt, dämmert es mir schon, dass er mich in eine unangenehme Situation katapultiert hat. Und so fragt mich die kleine Frau in perfektem Englisch, ob ich die Vögel füttere. Ich antworte sofort: «No!» Sie fragt: Ob ich wisse, wer in diesem Haus die Vögel füttere? «No», sage ich erneut. Natürlich weiss ich es. Hallo? Ich arbeite im Homeoffice und blicke direkt auf unseren Innenhof, wo auf dem Gartentisch, von dem der hellblaue Lack bereits abblättert, fast täglich Reis oder Brot liegt. Und sich die Spatzen, im Januar sogar Möwen, bedienen. Aber was geht das diese fremde Frau an? Ist sie von der Vogelwarte Sempach?

Die Klägerin wohnt vis-à-vis und sieht von ihrem Balkon aus auch den Gartentisch mit der abgeblätterten Farbe. Und dem Futter. Ich frage, warum sie das eigentlich wissen wolle. Sie wiederholt immer wieder, dass es gefährlich sei. Sie steht nun vor unseren Klingeln und fragt, wie ich heisse. «Das geht Sie nichts an.» Weil ich mich unhöflich finde und die Vögel wirklich nicht füttere, verrate ich es ihr trotzdem. Als sie dann die vermeintliche «Bird-Feederin» anfängt zu beschreiben und sich zu ihrer Figur äussert, reicht es mir. Sie solle halt einen Zettel an die Tür kleben – und jetzt bitte gehen.

Als ich die Treppen hochlaufe, kommt mir der Nachbar von vorhin entgegen. Es tue ihm leid, dass er mich einfach habe stehen lassen, sie hätte ihn so genervt. Als wir beide zu erkennen geben, dass wir natürlich wüssten, wer die Vögel füttert, müssen wir lachen. Mittlerweile weiss das ganze Haus, dass eine kleine Frau auf der Suche nach unserem Vogelmami ist. Die «Bird-Feederin» selber eher nicht, es liegt nämlich nach wie vor Reis auf einer Serviette auf dem Tisch.

Letzte Woche hing dann tatsächlich ein Zettel an unserer Haustüre: «Bitte Vögel nicht füttern. Da es Mäuse im Garten hat!» Er hing nicht lange, sondern landete bald auf dem Boden. Ob das s Vogelmami war?

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