Fix zur Gesellschaft
Ein Hosenscheisser gegen den Alles-Scheisse-Modus

Ja, derzeit gibt es viel Schlechtes auf der Welt. Unsere Autorin versucht sich an Kleinigkeiten zu erfreuen. Zum Beispiel an überraschenden Bildern auf ihrem Smartphone.
Publiziert: 09.11.2020 um 11:43 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 14:18 Uhr
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier
Alexandra Fitz

«Diese Wut überall macht mich fertig», sagte eine mir sehr nahestehende Person letzte Woche. «Von wo kommt sie bloss?» Und: «Wie konnte es zu so viel Hass kommen?» Ich glaube nicht, dass die Person eine Antwort erwartete. Es war mehr eine rhetorische Frage. Nicht an mich, sondern an sich selbst. Aussagen wie «Alles kommt grad zusammen» oder «Was ist bloss mit der Welt los!» häufen sich gerade. Ein Jahr zum Vergessen, düstere Zeiten – so nennen wir 2020. Steigende Fallzahlen, strengere Massnahmen, Corona, du (Pardon!) A********! Ausschreitungen in den USA, Klamauk während der Wahlen, Trump, du (fällt mir schwer, hier ein «Pardon» zu tippen) A********! Anschläge in Paris, Nizza und Wien, Terror, du (kann das Wort nicht tippen, Pardon!) A********!

Und schon steckt man im negativen Gedankenkarussell, im «Alles scheisse»-Modus. Also sagte auch ich einem Schweizer Schriftsteller, der monatlich für uns ein Essay schreibt, am Telefon: «Am liebsten würde ich zu Hause bleiben, die Türe zusperren und mich verkriechen.» Das sei falsch. Man müsse reden, Kontakt haben mit anderen. Es besänftigt zwar zu wissen: Es geht allen gleich. Besser macht es die miesen Gedanken aber nicht.

Das hier sollte aber keine Wut-Kolumne werden. Ich hatte einen ganz anderen Vorsatz. Ich will Ihnen davon erzählen, welche Kleinigkeiten mich derzeit aufheitern, mich zum Lächeln bringen, mir Hoffnung geben. Und ich wollte Sie ermuntern, sich an diesen kleinen Dingen zu erfreuen – und sie umso mehr zu schätzen. Also geben Sie mir einen Moment. Einen Moment zum Sammeln, einen Moment zum Durchatmen. Ich schreibe dann auch das A-Wort nicht mehr.

;)


Wenn mein Göttibub (16 Monate alt, süssestes Kind überhaupt, doch sicher, DER Süsseste!) mein Handy klaut und mit seinen Wurstfingerchen darauf rumwischt – und drückt –, schafft er es irgendwann immer, auf die Kamera zu kommen (letztens hat er mir doch tatsächlich fast ein SBB-Ticket für Fr. 47.50 gelöst). Wenn ich später dann, wenn er längst weg ist, im Bilder-Ordner bin und 24 Fotos einer Babystirn – in allen Grautönen –, Videos vom Teppich und verwackelte Zufall-Selfies entdecke, zaubert mir der kleine Hosenscheisser ein Lächeln ins Gesicht. Das Leben ist eben doch nicht so beschissen!

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