Fix zur Gesellschaft
Auf die Freundschaft

Was brauchen wir um glücklich zu sein? Die Frage ist zu gross für eine Kolumne. Aber gute Freunde, findet unsere Autorin, sind sicher hilfreich.
Publiziert: 22.08.2020 um 14:07 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2020 um 13:36 Uhr
Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier
Alexandra Fitz

Letzten Sonntag hatte ich ein Gefühl der Glückseligkeit. Ich sass im Garten meiner Heimat. Es war noch warm, doch die Sonne verschwand langsam hintern den Bergrücken des St. Galler Rheintals. Am Tag zuvor waren meine Freunde zu Besuch. Deren Kinder badeten im aufblasbaren Schwimmbädli, wir machten Feuer und tranken Bier. Als es eindunkelte, zündeten wir Kerzen an, knipsten die Lichterkette an und hörten einem jungen Musiker zu, der sang und Gitarre spielte. Bis spät in die Nacht sassen wir im Garten und schauten in die Flammen, die in der Feuerschale tanzten.

Die Gedanken an diese Nacht fühlten sich warm und wohlig an, und ich verstand, wie glücklich ich mich schätzen kann, solche Freunde zu haben. Freundschaften sind nicht immer bequem, sie tun weh, sie hören auf. Auch klanglos. Manchmal trifft man die Falschen, manchmal meint man keine zu haben. Doch heute begleiten mich Menschen, die ich nicht mehr in meinem Leben missen möchte. Es fühlt sich so an, als ob ich angekommen bin. Angekommen im Freundschafts-Ziel. Als ob ich ein Pensum erreicht habe, ein Pensum an Freunden, die mir bleiben.

Die Freundin, die ich seit Kindertagen kenne. Mit der ich auf Kreidefeldern am Boden hüpfte, mit der ich auf dem Töffli durchs Dorf fuhr, mit der ich die Zigarette hinter die Vorhänge warf, wenn ihr Vater in die Stube trat. Oder die, mit der ich im Studium zusammenlebte, die mit mir nach einer Party direkt in den Zug in die Heimat stieg und sieben Stunden auf meinem Schoss schlief. Es sind diese vertrauten Freundschaften, bei denen das «Freundsein» weiter geht, auch wenn man sich Monate nicht sah. Es sind aber auch neuere Weggefährten. Die Freundin etwa, die 727 Kilometer weit weg zog, bei der es in einem Telefonat aber bloss ein Wort braucht, damit wir uns durch den Lachkrampf sofort verbunden fühlen. Sie, die weiss, wie es mir geht, auch wenn ich nichts sage. Oder die, die das Leben so gut reflektiert, von der man so viel lernt und mit der man jeden Abend verbringen möchte. Oder der Freund, der einem nur betrunken sagt, wie gern er einen hat, und der einem dann die unvergesslichsten Abende beschert.


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