Ein Klopfen. Obwohl, es ist nicht wirklich ein Klopfen. Es ist eher ein Kratzen und ein leichtes Hämmern. Gefolgt von einem «Allo?». So weiss ich stets, wer an der Tür ist. Wenn mein Göttibub auf der Hüfte meiner Schwester sitzt und seine Ärmchen nach mir ausstreckt, erfüllt mich grösste Zufriedenheit. Sie sagt, er sei schon wieder zur Wohnungstür gegangen und habe «abe» gesagt. Er weiss, dass ich unterhalb wohne. Nach einem kurzen Schwatz sage ich, ich müsse meine Kolumne schreiben.
So hebt sie den Eineinhalbjährigen auf und läuft zur Tür, dieser will aber überhaupt nicht, was wir wollen. Er fängt bitterlich an zu weinen und streckt wieder seine Ärmchen nach mir aus. Wer nimmt da nicht das schluchzende Kind in die Arme und sagt: «Dann bleibst du halt noch ein bisschen.» Die Mutter, froh um eine kurze Auszeit, zieht die Tür hinter sich zu.
Bei so einer Gotta, wo nicht alles kindersicher ist, gibt es ganz schön viel zu entdecken. Etwa die Bar. Der Bub nimmt jede einzelne Flasche von der Bar und stellt sie auf den Boden. Ich mahne ihn immer wieder: «Ufpassa!, «Langsam»! Ich will mir nicht vorstellen, wie eine Wodkaflasche zerschellt und der Kleine im Schnaps steht. Anderes Spiel! Er entdeckt ein Holzgestell und schleift es am Boden rum. Ich setze ihm ein paar Stofftierli drauf, die er durch die Wohnung kutschieren kann. Der Boden zerkratzt, es macht einen Höllenlärm. Gotta klebt Filz unter die Ecken. Göttibub entdeckt das Papier mit den Filzstoppern. Er beginnt das Holzgestell vollzukleben. Ich denke an meine Freundin, die stets sagt: «Ist das Kunst, oder kann das weg?» Arbeit macht hungrig. Der Kleine steht vor dem Kühlschrank. Ich öffne ihn, er sucht sich einen Apfel aus. Wir verspeisen genüsslich Apfelschnitze und tanzen zur Musik, die aus dem Radio dudelt.
Da klopft es. Diesmal richtig. Die Mutter ist da. Er reicht ihr die Hand, in der anderen hält er noch ein Stück Apfel. Jetzt ist er bereit, wieder mit heimzugehen. Ich setze mich an meinen Schreibtisch und bin auch bereit, mit der Kolumne zu beginnen.