Fix zur Gesellschaft
«Nein! ich bin gerne eine Frau»

Unsere Autorin hat sich mit einer Studentin unterhalten, die zehn Jahre jünger ist als sie, und wollte von der 24-Jährigen wissen, wie sie das Frausein erlebt.
Publiziert: 23.01.2021 um 11:14 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2021 um 14:45 Uhr
Alexandra Fitz, stellvertretende Chefredaktorin des SonntagsBlick Magazins
Foto: Thomas Meier
Alexandra Fitz

«Ich war auf einem Mädcheninternat», antwortet sie auf die Frage, wie sie die Schule erlebte. Dass da keine Jungs waren, fand sie gut. Sie glaubt, es gebe einen grösseren Zusammenhalt nur unter Mädchen, und keinen Störfaktor. Ich unterhalte mich mit einer 24-jährigen Studentin übers Frausein. Ich muss kaum was fragen, sie hat genug zu erzählen. Im Studium hatte sie einen 80-jährigen Dozenten, der keine Frauen mochte. Wie sich das äusserte? «Er nahm uns gar nie dran, und wenn wir was sagten, war es eh immer falsch», erklärt sie. Ich frage sie, warum so wenig Frauen in Leitungspositionen seien, sie sagt: «Männer strahlen Autorität aus und hauen auf den Tisch.» Ob sie selber führen will? Sie meint, es sei wohl schwierig, da hinzukommen.

Sie hat viele männliche Freunde, weil sie die Freundschaften unkomplizierter findet.
Sie muss sich manchmal Sprüche anhören wie «Du schaust so müde aus», wenn sie ungeschminkt ist. Und gleichzeitig sagen Jungs, dass sie Frauen ungeschminkt schöner finden. Sie spricht mit ihren Freunden auch über Pornos. Wie findet sie es, dass Männer dort Frauen erniedrigen, die Frau aber stöhnt. Sie mag es nicht und meint: «Das ist in der DNA des Mannes.» Dass er stärker ist, dass er sich nimmt, was er will. Ihre Kollegen sagen ihr immer, sie würden zwischen Porno und Realität unterscheiden. «Sie sagen, sie trennen zwischen einer Frau fürs Bett und einer potenziellen Partnerin.» Das sei auch ungerecht: Männer dürfen mit so vielen Frauen ins Bett, wie sie wollen, ihnen wird dafür auf die Schulter geklopft. «Mir ist es peinlich zu sagen, mit wie vielen ich geschlafen habe. Aus Angst, dass man sagt, es sei zu viel», sagt die 24-Jährige.

Sie würde nicht sagen, dass sie sich benachteiligt fühlt als Frau in ihrem Alter. «Aber ich kann mir gut vorstellen, dass mich das Frausein später noch vor Probleme stellen wird», sagt die Studentin. Zum Beispiel wenn sie einen Mann kennenlerne, der sehr konservativ eingestellt sei und wolle, dass die Frau daheimbleibe. Ich frage sie als Letztes: «Wärst du manchmal lieber ein Mann?»

Sie sagt: «Nein! Ich bin gern eine Frau.»

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