«Die Raumsonde ist bereit, alle Tests sind abgeschlossen», sagte Peter Wurz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er ist Direktor des Physikalischen Instituts der Universität Bern. Unter seiner Leitung wurde in Bern ein Messgerät für die «Juice» Mission entwickelt und gebaut. Den Start der Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guyana, wird er von Bern aus mitverfolgen.
In den nächsten Tagen wird die Sonde auf der Rakete positioniert. Dann die Rakete betankt. «Wir können nur noch hoffen, dass alles gut läuft», sagte Wurz. Ein kleines Risiko bestehe schliesslich immer. So sei etwa das Tanken mit dem hochexplosiven Treibstoff eine heikle Angelegenheit.
Über 10 Jahre Vorbereitung
Der Start ist für die Forscherinnen und Forscher der Universität Bern ein grosser Schritt. Vor zehn Jahren haben sie damit angefangen, die Messinstrumente zu bauen. Die intellektuelle Arbeit an der Mission war bereits Jahre zuvor gestartet.
«Wir freuen uns auf den Moment, in dem die ersten Daten der Instrumente empfangen werden», sagte Wurz weiter. Bis es aber soweit ist, braucht es viel Geduld. Die Reise zum Jupiter dauert acht Jahre. Erst im Juli 2031 wird die Sonde beim Riesenplaneten ankommen.
Geschichte unseres Sonnensystems
Untersuchen wollen die Forscherinnen und Forscher drei der über 80 Monde des Jupiters, Ganymed, Kallisto und Europa. Die Durchschnittstemperatur auf der Oberfläche der Eismonde liegt bei unter minus 140 Grad Celsius.
«Wir wollen damit die Entstehung unseres Sonnensystems verstehen», so Wurz. Da Jupiter der grösste Planet unseres Sonnensystems ist, gilt ein Verständnis seiner Entstehung als wichtig für Erkenntnisse über die Entstehung der Erde. Im Eis auf Jupiters Monden sei die Geschichte konserviert. Konkret untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die chemische Zusammensetzung der Monde. «Juice» wird dabei nicht auf den Eismonden landen, um direkt Wasserproben zu entnehmen, sondern nur an ihnen vorbeifliegen.
Suche nach ausserirdischem Leben
Bei der Mission geht es aber auch um die Suche nach Anzeichen für Leben. Frühere Missionen zum Jupiter lassen vermuten, dass sich unter der dicken Eisschicht von Ganymed und Europa Ozeane befinden. Und wo es Ozeane gibt, ist theoretisch auch Leben möglich. Wurz rechnet damit, dass in den nächsten 20 Jahren ausserirdisches Leben entdeckt wird.
Unter der Leitung von Wurz bauten Berner Forscherinnen und Forscher das «Neutral and Ion Mass Spectrometer (NIM). NIM wird die chemische und isotopische Zusammensetzung und Verteilung der Teilchen in den Atmosphären von Jupiters Eismonden sowie die physikalischen Parameter dieser Atmosphären untersuchen.
«Eine grosse Herausforderung für die Instrumente ist die Radioaktivität», erklärte Wurz. Sie ist beim Jupiter so stark wie sonst nirgends in unserem Sonnensystem. «Unsere Instrumente müssen dieser Strahlung standhalten.» Die Forschenden mussten deshalb Schutzschilde entwickeln und anbringen. Ausserdem haben die Instrumente beim Jupiter mit grossen Temperaturschwankungen zu kämpfen, und die Sonde muss trotz rund 25-mal schwächerem Sonnenlicht als auf der Erde genügend Energie sammeln können.
Neben NIM werden an Bord von «Juice» zwei weitere Instrumente mit Berner Beteiligung sein. Die Berner haben ein Modul für das Altimeter Gala entwickelt, das die Topografie des Jupitermondes Ganymed untersuchen wird. Zudem hat die Universität Bern die Optik und die Kalibrationseinheit für das Submillimeter Wave Instrument (SWI) entwickelt. Das SWI wird die Stratosphäre von Jupiter sowie die Atmosphären und Oberflächen von Jupiters Eismonden vermessen.
(SDA)