Mit 25 Jahren wurde Anja Niederhauser (41) zur jüngsten Pfarrerin der Schweiz. Ihr Theologiestudium beendete sie nach nur vier Jahren. «Damals waren weder mein Alter noch, dass ich eine Frau bin, das grosse Thema. Es waren mehr mein moderner Kleidungsstil und die Stöckelschuhe, die zu reden gaben», sagt sie rückblickend. Als sie bei Kurt Aeschbacher (72) in der Sendung war, titelte er: «Vom Club direkt auf die Kanzel.» Für Niederhauser kein Widerspruch. «Damals hörte ich gern House und ich tanzte gern. Beides ein Ausdruck von Lebensfreude. Ausserdem: Ich hatte fast jeden Sonntag Gottesdienst – nicht viel Zeit zum Ausgehen also.» Da hielt sie zehn Piranhas, die zu ihren Lieblingstieren gehörten, heute sind es zwei Katzen.
Ruhiger ist es um die Ostschweizerin nicht geworden. Sie ist zurzeit in der Stadt Zürich Pfarrstellvertreterin und hat sich als Trauercoach selbständig gemacht. Ausgleich findet sie beim Spielen klassischer Stücke auf ihrer Geige und beim Malen abstrakter Bilder. «Das Malen erdet mich und gibt mir die Möglichkeit, mich auch durch Farben und Formen auszudrücken», so die Frau, die fünf Sprachen spricht. Derzeit schreibt sie an einer Arbeit für ihr Masterstudium in Psychologie und an der nächsten Predigt zum Thema Zartheit. Ihr bestes Argument, weshalb heute Leute in die Kirche gehen sollen: «Ich finde es so wichtig herauszufinden, was einem im Leben Sinn gibt und Kraft. Die Kirche kann einen darin unterstützen: in der Begegnung mit Menschen, die sich die gleichen Fragen stellen und auch in der Stille oder dem Gebet. Um sich zu ordnen und immer wieder neu auszurichten.»
Vier Gottesleute erfinden die Kirche und Glauben neu – und sagen, was Pfingsten für sie bedeutet
- Pfarrerin Priscilla Schwendimann (28), fand erst durch ihr Outing zu ihrer Berufung
- Anja Niederhauser (41) wurde einst als jüngste Pfarrerin der Schweiz bekannt
- Pfarrer Andrea Marco Bianca (60) stemmt sich gegen Kirchenaustritte
- Anselm Burr (73) öffnete die Kirche für Tiere, Flüchtlinge und Yoga-Lektionen
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Anja Niederhauser mag Menschen und schwierige Fragen
Pfarrerin wurde sie, weil sie Menschen gernhat und schwierige Fragen mag. Pfingsten bedeutet für sie: «Dass wir Gott nicht nur denken, sondern ihn auch spüren: als Begeisterung zum Beispiel! Ihre Lieblings-Bibelstelle lautet: «Und spräche ich: Finsternis breche über mich herein und Nacht sei das Licht um mich her, so wäre auch die Finsternis nicht finster für dich und die Nacht wäre licht wie der Tag, Finsternis wie das Licht.» Psalm 139, 11