Die Unentschlossenheit, die Sie hier beschreiben, spricht auch aus Ihren Worten: «oft nicht so schön», «immer wieder daran denken», «keinen rechten Grund geben». Offenbar sind Sie im Sowohl-als-auch gefangen: Sie haben sowohl schöne als auch unschöne Begegnungen mit Ihrem Partner, Sie wollen sich sowohl trennen als auch nicht, Sie finden in seinem Verhalten sowohl einen Anlass zum Gehen als auch keinen.
Nicht alle Beziehungen sind glücklich
So kann das noch jahrelang gehen, und die wahrscheinlichste Folge daraus ist nicht etwa, dass Sie irgendwann doch noch glücklich werden (das ist die unwahrscheinlichste) oder eines Tages einen klaren Kopf bekommen, sondern dass Sie sich schlicht mit dieser Halbheit arrangieren. Dann werden Sie Sätze sagen wie: «Man kann halt nicht alles haben», oder: «Es gibt in jeder Beziehung schlechte Phasen.» Was die Leute halt so von sich geben, wenn sie unglücklich sind und keine Ahnung haben, wie sich das je ändern soll.
Irgendwas stimmt nicht
Aber wenn eine Beziehung schwierige Momente gleich phasenweise aushalten muss, wenn Sie und Ihr Partner immer wieder aneinandergeraten, und wenn Sie immer wieder überlegen, sich zu trennen, dann stimmt etwas nicht. Und das ist auch alles schon Grund genug. Ihr Partner muss Sie nicht betrügen oder schlagen, damit Sie gehen dürfen. Indem Sie auf einen plausiblen Anlass warten, schieben Sie bloss die Verantwortung für Ihr seelisches Wohlergehen ab. Auf Ihren Partner, auf das Leben, auf das Schicksal. Sie liegt aber allein bei Ihnen. Sie allein sind zuständig dafür, ein Leben zu führen, auf das Sie mit Freude zurückblicken werden.
Führen Sie aber trotz allem ein offenes, ehrliches Gespräch, am besten unter professioneller Anleitung. Sie sollten – beide! – dringend Ihre Bedürfnisse, Ziele und Ängste artikulieren. Nicht, um Ihre Beziehung zu retten. Sondern sich selbst.