Interview mit Thomas Meyer
So geht die Kunst des Schenkens

Sind Gutscheine langweilig und darf man Geschenke umtauschen? Geschenke sorgen in den meisten Fällen für Freude, manchmal aber auch für Unmut. Da können sie noch so stark leuchten. Schriftsteller Thomas Meyer über die Dos und Don’ts beim Schenken.
Publiziert: 21.12.2017 um 13:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:15 Uhr
Brauchen Sie noch einen ultimativen Geschenktipp?
Foto: Thinkstock
Interview: Claudia Mascherin

Claudia Mascherin: Herr Meyer, schenken Sie lieber oder lassen Sie sich lieber beschenken?
Thomas Meyer: Ich schenke wahnsinnig gerne. Es ist schön, sich zu überlegen, was dem anderen gefällt. Aber natürlich werde ich auch ganz gerne selbst beschenkt.

Wem muss man zu Weihnachten überhaupt etwas schenken?
Um die Familie kommt man schlecht herum. Ansonsten sollte man aber nur schenken, wo man auch wirklich will. Es sollte keine lästige Pflicht sein.

   Was halten Sie vom Wichteln?
Das finde ich sehr herzig. Es hat etwas Kindliches, Magisches.

Soll man, statt zu schenken, im Namen anderer spenden?
Schwierig. An meinem 40. Geburtstag habe ich eine Sammelbüchse für Peta und OceanCare aufgestellt. Das fanden viele doof. Die Ausbeute war recht mager.

Sind Gutscheine erlaubt?
Klar, wenn der Beschenkte sie mit Freuden einsetzt. Ich gehe oft ins vegane Restaurant Elle’n’Belle und bekam von meiner Familie auf den letzten Geburtstag Essgutscheine – perfekt.

Wie mutig sollte ein Geschenk sein?
Man darf ruhig etwas wagen. Oft ist ein einfallsloses Geschenk ja einfach ein zu mutloses. Man kann das ja auch abfedern, etwa mit dem Hinweis: «Schau, ich hab etwas für dich, das ich lässig finde, wenn es dir nicht gefällt, tausche ich es um.»

Was halten Sie von Geldgeschenken?
Geldgeschenke sind grossartig! Eines der effizientesten Geschenke überhaupt. Mit dem Zusatzbatzen kann ich mir genau das kaufen, was ich will. Aber unter Liebenden ist Geld eher deplatziert.

Wie sieht es mit Selbstgemachtem aus?
Naja. Da muss man schon ziemlich geschickt sein, sonst sollte man es lassen. Geschenke sollten dem Beschenkten Freude machen. Sie müssen also eine gewisse Qualität haben. Wenn man die nicht erreichen kann, sollte man lieber was kaufen.

Darf man sagen, wenn einem ein Geschenk gar nicht gefällt?
Manchmal ist es besser, nett zu lächeln und das Ding verschwinden zu lassen. Je enger die Beziehung aber ist, umso wichtiger ist es, ehrlich zu sein. Meine Eltern haben mir mal ein Tinguely-Bild geschenkt. Das hat mir nicht gefallen. Es wäre Heuchelei  gewesen, es anzunehmen. Nun hängt es bei ihnen.

Darf man Geschenke weiterverschenken? 
Durchaus! Das ist besser, als  es verstauben zu lassen oder zu entsorgen.

Wie reagiert man, wenn man von jemandem etwas erhält, selbst aber nichts für ihn hat?
Das kommt häufig vor und ist kein Problem. Man sollte sich darüber freuen, dass man dem Menschen mehr bedeutet, als man gedacht hat. Wenn man daraufhin Lust kriegt, ihm auch etwas zu schenken, sollte man das tun.

Macht es Sinn, ein paar Not-Geschenke für den Fall der Fälle daheim zu haben?
Das ist tatsächlich sehr empfehlenswert. Ich habe immer einen kleinen Vorrat an Geschenken zu Hause. Sachen, die ich selber gut finde. Wenn mir etwas gefällt, kaufe ich es gleich fünfmal. So habe ich stets ein Mitbringsel zur Hand.

Zum Beispiel?
Die kleinen Kaweco-Füllfederhalter oder das Buch «Idioten. Fünf Märchen» von Jakob Arjouni.

Ihr eigenes Buch «Trennt euch!» ist kein passendes Weihnachtsgeschenk?
Tatsächlich habe ich nun schon mehrmals gehört, dass man das Buch gern verschenken würde, sich aber nicht traut. Dazu sage ich: Doch, es ist ein passendes Geschenk. Vielleicht kein heiteres, aber ein ehrliches, und wer das ganze Jahr über seine schlechte Beziehung gejammert hat, darf auch mal ein konstruktives Echo entgegennehmen.

Noch ein ultimativer Geschenktipp?
Sich selbst beschenken! Ich habe vor fünf Jahren damit angefangen und mir eine alte Omega Seamaster geschenkt. Seither mache ich das jedes Jahr. Sich selbst etwas zu schenken, ist die Krönung des Weihnachtsfestes.

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